06.02.2015 20:50:47

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Börsen-Zeitung: Hoch ist nicht zu hoch, Marktkommentar von Stefan

Schaaf

Frankfurt (ots) - Die Euphorie am deutschen Aktienmarkt ist für

das Erste verflogen. An die Stelle eines steilen Kursanstieges wie

seit Jahresbeginn ist in den vergangenen Tagen eine maue

Seitwärtsbewegung getreten. Dies dürfte weniger mit der neuen

Griechenland-Nervosität zu tun haben als vielmehr mit der gestiegenen

Bewertung deutscher Standardwerte. Denn der Dax hat mit seinem

rasanten Kursanstieg seit Jahresbeginn die Bewertungslücke zum weit

vorausgeeilten US-Aktienmarkt um rund die Hälfte verringert. Gemessen

am historischen Durchschnitt des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) ist

der deutsche Leitindex sogar schon überbewertet.

Dennoch: Am vergangenen Dienstag reichte es für den Dax noch

einmal zu einem Rekordhoch. Doch als dieser die 10984,69 Stellen

erreichte und allgemein der Sprung über die 11000-Punkte-Marke

erwartet wurde, endete die seit Jahresbeginn anhaltende Rally

zunächst einmal. Zur Erinnerung: Seit Anfang Januar hat der Dax

bereits gut 10% an Wert gewonnen und damit alle wichtigen

europäischen Aktienindizes hinter sich gelassen, während zugleich die

US-Märkte stagnierten. Für den globalen Aktienleitindex S&P500 steht

im laufenden Jahr ein mickriges Plus von 0,5% zu Buche. Die Dax-Rally

hatte Mitte Oktober vergangenen Jahres eingesetzt, als die

Marktteilnehmer erkannten, dass Rezessionssorgen für Deutschland

überzogen waren. Zudem begann die zu erwartende quantitative

Lockerung der Europäischen Zentralbank (EZB) und die damit verbundene

zusätzliche Liquidität die europäischen Aktienmärkte anzuschieben.

Billiges Öl und ein schwacher Euro taten ein Übriges. Diese beiden

Faktoren liefen zuletzt aus. Der Ölpreis stieg jüngst wieder an, der

Euro-Kurs pendelte sich zwischen 1,13 und 1,15 Dollar ein.

KGV legt deutlich zu

Mit dem Anstieg des Dax erhöhte sich auch dessen Bewertung.

Berechnungen der Commerzbank zufolge liegt derzeit das nach vorn

gerichtete KGV im Dax bei 13,7. Dies bedeutet, dass der Index mit dem

13,7-Fachen der erwarteten Unternehmensgewinne bewertet wird. Mitte

Oktober lag dieser Indikator nur bei 10,9. Im zuletzt ebenfalls

starken Nebenwerte-Index MDax liegt das erwartete KGV sogar bei 17,6,

im EuroStoxx50 sind es 14,6. Zum Vergleich: Der als heiß gelaufen

geltende S&P500 kommt auf einen Wert von 16,5.

Noch Luft nach oben

Europa scheint damit im Vergleich zu US-Aktienmärkten noch Luft

für die Bewertung nach oben zu haben. Allerdings nicht im

historischen Vergleich. Laut den Commerzbank-Daten sind die

Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks bereits überbewertet.

Sollte das KGV auf den Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre

zurückkehren, müsste dieser Indikator im Dax wie auch im S&P500 um

16% fallen. Kein Wunder also, dass die Rally zum Stehen gekommen ist.

Die deutlichste Überbewertung der sechs von der Commerzbank

betrachteten Indizes haben nach diesem Kriterium die beiden

europäischen Indizes EuroStoxx50 und Stoxx600, deren KGV um 23%

fallen müsste, um auf den historischen Schnitt zurückzukehren. "Die

relativ hohen KGV sind der Hauptgrund, warum wir erwarten, dass sich

die weltweiten Aktienindizes in den kommenden Monaten seitwärts

bewegen dürften", schreibt Commerzbank-Aktienexperte Andreas Hürkamp.

Allerdings unterstellt dieses Szenario konstante

Unternehmensgewinne. Verdienen die Firmen nämlich wieder mehr, so

sinkt das KGV im Gegenzug. Gleiches gilt, solange die Kurse weniger

stark als die Gewinne steigen. Damit korrigiert sich die Bewertung,

ohne dass Anleger unter fallenden Kursen leiden.

Chance auf Normalisierung

Die Zeichen dafür stehen nicht schlecht. Jüngste Konjunkturdaten

aus Europa deuten auf eine Aufhellung hin. Insbesondere Italien

scheint nach den jüngsten Arbeitsmarktreformen Fahrt aufzunehmen.

Zudem stellt sich die Frage, zumindest aus Sicht der Optimisten, ob

in einer Zeit einer quantitativen Lockerung die historischen

Bewertungsmaßstäbe noch gelten. Wenn auch die Euphorie weg ist, so

scheinen weiter steigende Dax-Notierungen trotz hoher Bewertungen

möglich.

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