10.11.2021 20:30:38

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Blase? Nein!, Kommentar zu den Immobilienpreisen von Jan Schrader

Frankfurt (ots) - Auch den Statistikern des Bankenverbands VDP ist der Anstieg

der Wohnimmobilienpreise offenbar nicht geheuer: "Was geht ab?", fragten die

Analysten unlängst in einem Bericht, und Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt

sieht angesichts eines rekordhohen Zuwachses von mehr als 11 Prozent binnen

eines Jahres eine "außergewöhnlich hohe Dynamik". Die Immobilienpreise

überraschen auch Marktkenner.

Den Begriff einer "Blase" eignet sich der Verband freilich nicht an, den

Preisanstieg sehen Tolckmitt genauso wie die VDP-Analysten durch "fundamentale"

Triebfedern gestützt: Steigende Immobilienpreise sind bei ebenfalls aufwärts

strebenden Mieten und zugleich fallenden Zinsen demnach keine Überraschung - und

in der Tat wäre mit dem Markt etwas nicht in Ordnung, legten die Wohnhauspreise

unter diesen Vorzeichen nicht zu. Bedenklich ist aber das Tempo des Anstiegs,

das im Laufe der Jahre an Fahrt gewonnen hat und auch inflationsbereinigt

gestiegen ist. Kletterten die Preise weiter wie bisher, würde sie sich alle

sechseinhalb Jahre verdoppeln. Das kann nicht mehr lange so weitergehen!

Für den jüngsten Anstieg gibt es weitere Triebfedern, die temporär der Nachfrage

nach Wohnobjekten Kraft verliehen haben. Dazu zählen das in der Pandemie neu

angesparte private Geldvermögen und der im Lockdown aufgeschobene Wunsch nach

der eigenen Immobilie vermutlich auch. Das Streben der Investoren nach einer

Diversifikation im Portfolio oder ein falsches Vertrauen einiger Privatleute auf

weiter steigende Preise haben womöglich ebenfalls die Entwicklung befördert,

ohne dass sich an den "fundamentalen" Triebfedern selbst etwas verändert hat.

Skepsis war bei der Bewertung von Häusern schon immer angebracht, doch in der

aktuellen Marktphase ist eine gewissenhafte Prüfung so wichtig wie schon lange

nicht mehr.

Eine "Immobilienblase" hat sich damit aber noch nicht aufgetan. Das Wort zog

jüngst wieder Kreise, nachdem die Schweizer Großbank UBS insbesondere in

Frankfurt, aber auch in München ein hohes "Blasenrisiko" ausgemacht hatte. Da

die Metapher der Blase nicht nur eine heillose Überbewertung impliziert, sondern

auch die Gefahr eines jähen Preissturzes, dürfte sie allerdings überzogen sein:

Ein Zinsanstieg etwa würde den Aufschwung der Immobilienmärkte ausbremsen, nicht

aber zu einem breiten Abverkauf der Wohnhäuser führen, solange die meisten

Bankkunden den Zinssatz auf lange Sicht festgeschrieben haben, wie der VDP zu

Recht festhält. Eine Übertreibung? Gut möglich! Eine Blase? Nein!

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