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11.06.2024 17:12:00
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Microsoft baut rund um Wien drei Rechenzentren - Microsoft-Aktie stabil
Einen offiziellen Zeitplan für die Fertigstellung gibt es von Microsoft-Seite nicht. Die Bauzeiten hätten auch mit Hardware-Verfügbarkeiten zu tun, aber "so etwas in Österreich zu bauen ist nicht gerade der einfachste Prozess", wie es Erlach formulierte. "Aber es ist schön, dass das Projekt in Österreich gelandet ist." Immerhin sei beim ersten Rechenzentrum das Gebäude schon fertig, hier gehe es nur mehr um die Ausstattung mit Computer-Hardware.
Für Österreich als Standort sprechen die viele grüne Energie, die Verfügbarkeit von Strom, politische Stabilität, Erdbebensicherheit aber auch die starke Vernetzung von Microsoft mit Partnerunternehmen in Österreich, sagte Erlach, der von "Data Center" und nicht von Rechenzentren spricht.
Die Kapazität der drei Standorte entspreche etwa dem in Österreich erwarteten Bedarf, wobei es in Österreich auch ohne den Neubau viele freie Rechenzentrumskapazitäten gebe. Ziel sei es weniger, viele externe Kunden ins Rechenzentrum hineinzubringen, als von dort aus Serviceleistungen anzubieten. Außerdem biete der Standort denen, die ihre Daten in Österreich lagern wollen, diese Sicherheit. Für internationale Firmen wäre das weniger interessant, denen reiche europäische Datensicherheit. Aber etwa für österreichische Behörden könne dies interessant sein. Klar sei auch, dass die Einschränkung der Datenlagerung auf Österreich auch mit höheren Kosten verbunden sei.
Wenig wollte Erlach zur Beschwerde der Datenschützer von noyb bei der Datenschutzbehörde wegen Datensicherheit bei der Bildungssoftware 365 Education sagen. Das Verfahren laufe noch, die Vorwürfe würden geprüft. Eine inhaltliche Stellungnahme dürfte es erst nach der Reaktion der Datenschutzbehörde geben. Außerdem sei es kein spezifisches Österreich-Thema, gab Erlach zu bedenken.
Die von Aktivist Max Schrems mitbegründete Organisation noyb hat vor einer Woche dem Softwareanbieter vorgeworfen, die Verantwortung für den Datenschutz auf Schulen abzuwälzen und Kinder heimlich zu tracken. Es geht stark um die Frage, ob einzelne Administratoren an den Schulen für den Datenschutz verantwortlich sein sollen oder Microsoft hier mehr Verantwortung übernehmen müsse.
Microsoft-Österreich-Chef wirbt für mehr Offenheit für KI
Künstliche Intelligenz (KI) ist da und man sollte die Chancen ergreifen, die sie bietet. Zugleich sollte man mit klaren Regeln ihre Gefahren eindämmen. Dafür plädierte Microsoft-Österreich-Chef Hermann Erlach am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Er beklagte die Fixierung Europas auf potenzielle Gefahren, statt die Möglichkeiten herauszustreichen. Wer KI nicht nutzt, werde Nachteile haben.
Im Umgang mit neuen Technologien verhalte man sich in anderen Weltgegenden so wie jemand, der mit Anlauf kopfüber in einen Teich springt, den er nicht kennt - während man in Europa eher nur vom Rand aus eine Zehe hineinhalte und sich über die Temperatur des Wassers beschwere, vergleicht Erlach.
"Ich erwarte von keinem Mitarbeiter Fehlerfreiheit, aber von der Technologie erwarten wir absolute Fehlerfreiheit", sagte Erlach. Wenn aber eine Technologie zu 99 Prozent gut und mit vielen Vorteilen für die Nutzer funktioniere, mache es keinen Sinn, "sich auf dem einen Prozent aufzuhängen" und irgendetwas fehlerhaftes im System zu suchen.
In seiner Kindheit wurde über die Verwendung von Taschenrechnern in der Schule diskutiert, vor 15 Jahren über die Nutzung von Smartphones in Unternehmen und vor kurzem waren Cloud-Lösungen für Firmen noch umstritten. Alle diese Technologien hätten sich inzwischen durchgesetzt, wirbt Erlach für mehr Offenheit für KI.
Die positiven Fallbeispiele seien die beste Werbung für künstliche Intelligenz, meint Erlach. Etwa eine KI, die Gebärdensprache unmittelbar in Text übersetzt. Oder eine KI, die bei Spar Waren so leitet, dass weniger Abfall entsteht und frischere Waren im Regal liegen. Oder die Möglichkeit, dass Gemeinden "innerhalb von 30 Minuten" ihre öffentliche Webseite zur Gänze für Sprachanfragen öffnen könnten. Oder "Mein Lieblings-Case": Die Rettung des Grünen Veltliners, indem mittels KI die Folgen des Klimawandels im Weinberg besser abgefedert werden können. Spätestens bei solchen Beispielen wären wohl auch Österreicher zu überzeugen, dass KI etwas Gutes hat.
"Nichts würde uns hindern, diese Dinge jetzt zu machen, außer das mangelnde Wissen und die Veränderungsfähigkeit im Kopf", sagt Erlach. Er hält auch wenig von der Trennung von analoger und digitaler Welt. KI könne helfen, die Kluft zu überbrücken, etwa wenn ein älterer Mensch mittels Sprachanweisungen von zuhause aus ein kompliziertes Formular ausfüllen könne, statt den beschwerlichen Weg aufs Amt zu brauchen. Oder als Beispiel aus Indien: Dort könnten jetzt schon Bauern, die nicht lesen oder schreiben gelernt haben, dank KI-Unterstützung Förderformulare ausfüllen und so zu staatlicher Hilfe kommen.
Jede Firma sollte die 10 "grauslichsten Prozesse" suchen, die keiner übernehmen will - das seien die perfekten Anwendungsgebiete für generative KI.
Demnächst soll eine Economica-Studie veröffentlicht werden, wonach Österreichs Wirtschaftsleistung mit KI bis 2030 um 18 Prozent stärker wachsen könnte also ohne. Weltweit lägen die zusätzlichen Wachstumsraten bei 15 bis 20 Prozent, so Erlach. Jobverluste wegen KI seien aus seiner Sicht derzeit nicht absehbar, viel größer sei das Risiko, keine geeigneten Mitarbeiter zu finden - und dass Firmen deshalb, oder weil sie keine KI verwenden dürfen, zumindest einen Teil der Mitarbeiter ins Ausland verlagern.
Regulierung sei wichtig, damit sich KI gut entwickeln kann. Sie müsse aber mit der Intensität der KI-Nutzung mitwachsen. Auch als die ersten Autos auf die Straße kamen, gab es noch keine Einbahnen und keine Stoppschilder, vergleicht Erlach. Bei ein paar Autos hätten sie auch keinen Sinn gemacht. Die Einführung von Regeln brauche aber viel länger, als die Einführung neuer digitaler Technologien und müsse so angelegt sein, dass sie die Entwicklung - und damit die Konkurrenzfähigkeit Europas - nicht gefährde.
Die aktuellen Regularien in Europa seien so intensiv, dass es selbst für ein großes Unternehmen wie Microsoft herausfordernd sei, alles einzuhalten. Da hätten kleine Firmen, die sich internationalisieren wollen, keine Chance. Dennoch dürfe man nicht übersehen, dass auch die USA nach Europa schielen, um gewisse Regulierungen zu übernehmen.
Die Microsoft-Aktie notiert am Dienstag im NASDAQ-Handel zeitweise marginale 0,02 Prozent höher bei 427,97 US-Dollar.
tsk/tpo
APA
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