20.03.2019 15:42:45
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Merck setzt auf Wachstum bei Biotech und Biopharmaka
MOLSHEIM (Dow Jones)--Die Darmstädter Merck KGaA hat im französischen Molsheim ein so genanntes M Lab eröffnet - ein Testlabor, in dem Kunden die Produkte des Konzerns ausprobieren und sich mit seinen Wissenschaftlern und Ingenieuren austauschen können, um ihre Prozesse zu verbessern oder Probleme zu lösen. Merck will damit am starken Wachstum der biopharmazeutischen Branche partizipieren und Kunden längerfristig an sich binden.
Zu diesen gehört auch das chinesische Biotechunternehmen Genscript, das sich mehrmals von dem M-Lab-Team in Schanghai unterstützten ließ, ehe die beiden Konzerne eine Kooperationsvereinbarung schlossen, die Merck am Vortag bekanntgab.
"Es gibt keine bessere Zeit, um in der Herstellung von Biologika aktiv zu sein als heute, auch weil sich die Technologien schnell entwickeln", sagte Udit Batra, Vorstand bei Merck und CEO der Life Science Sparte im Gespräch mit Dow Jones Newswires in Molsheim. Indem Merck Kunden eine solche Möglichkeit zum Testen ihrer Herstellungsverfahren biete, könne der Konzern schon in einer frühen Phase mit ihnen ins Gespräch kommen. Dies gelte insbesondere für Kunden aus der Biotechbranche. "Ich bin absolut der Meinung, dass M Labs und solche Konzepte unserem Wachstum weiterhelfen", sagte Batra.
Im boomenden Biotechmarkt sei die Life-Science-Sparte "ziemlich gut aufgestellt", die sich nach der Übernahme der beiden US-Laborausrüster Millipore 2010 und Sigma-Aldrich 2014 zu einem Marktführer entwickelte. Merck sieht das Life Science-Geschäft unter den Top 3 mit den US-Konkurrenten Thermo Fisher Scientific und Danaher. Zu den weiteren Konkurrenten zählen General Electric und Sartorius. Der Markt sei stark konsolidiert, aber keiner der Konkurrenten habe ein so großes Portfolio, wie Merck es in den vergangenen Jahren aufgebaut habe, um Kunden von der präklinischen Entwicklung bis zur Marktreife eines Produktes zu bedienen, so Batra.
Der Geschäftsbereich Process Solutions, der Produkte und Dienstleistungen für die gesamte Wertschöpfungskette der Arzneimittelherstellung anbietet, wuchs im Geschäftsjahr 2018 organisch um 14,8 Prozent und lag damit am oberen Ende der Branche. Der Teilbereich Bioprocessing - ein Prozess zur Herstellung von biotechnologischen Arzneistoffen - wuchs mit 18 bis 20 Prozent noch stärker. Der Markt insgesamt legte im hohen einstelligen Prozentbereich zu.
"Wir sind diejenigen, die in einem schnell wachsenden Markt am schnellsten wachsen, und ich sehe viel Potenzial", so Batra. Der Anteil von Process Solutions am Spartenumsatz von Life Science, der im vergangenen Jahr 40 Prozent erreicht hatte, werde weiter steigen.
Die Idee zu dem M-Lab-Konzept hatte Batra, als er bei seinem Amtsantritt die Kundenlabore besichtigte, die der Konzern schon seit Mitte der 1990er Jahre betreibt, und die er als wenig einladend empfand. Merck müsse sich und seine Produkte den Kunden besser präsentieren, befand Batra. "Wir müssen das sexyer machen." Und weiter: "So entstand das Konzept des M Lab, ein Kooperationsbereich, der zur Spielwiese für Ingenieure wird."
Der Konzern begann, bestehende Standorte aufzurüsten, zuerst 2015 in Tokio. Das 10 Millionen Euro teure M Lab in Molsheim ist das neunte des Konzerns weltweit und das erste in Europa. Weitere Kundenkooperationszentren hat Merck in den USA, Brasilien, China, Südkorea, Singapur und in Indien, wo es zwei Labore gibt.
Jedes davon habe zwischen 500 bis 1.000 Kunden im Jahr, manche kommen nur für ein paar Stunden, andere nutzen die Testlabore für mehrere Tage oder Wochen.
Wenn es Bedarf gebe, werde Merck in Europa auch ein zweites eröffnen, sagte Batra. Molsheim sei ein guter Anfang, innerhalb von drei bis vier Stunden seien viele große Kunden in Frankreich, Deutschland oder auch Großbritannien erreichbar. Auch die Schweiz sei nicht weit. Und aufstrebende Biotechfirmen aus dem Nahen Osten oder Afrika würden den Weg in das Elsass auch leicht finden.
"Wir werden sehen, wie es läuft", sagte Batra. "Wenn wir statt rund 1.000 Anfragen 3.000 pro Jahr erhalten, dann werden wir natürlich ein weiteres eröffnen." Das stärkste Wachstum verzeichnet Merck in dem Bereich in China, das Life Science-Geschäft legte im Reich der Mitte im vergangenen Jahr mit 18 bis 20 Prozent mehr als doppelt so stark zu wie die Sparte insgesamt. Der Bereich Process Solutions wuchs um mehr als 30 Prozent. Den Marktanteil von Merck könne er aber nicht quantifizieren, so Batra.
"Es macht wenig Sinn, über Marktanteile zu sprechen, da der Markt so schnell wächst. Die Frage ist, kannst du mit dem Wachstum Schritt halten?" Das Geschäft von Merck wachse jedes Jahr um ein Drittel und Bioprocessing sei ein großer Treiber, sagte er.
Merck hat 2017 und 2018 insgesamt 250 Millionen Euro in China investiert, aber seiner Meinung nach könnte es noch mehr sein, weil die Nachfrage so hoch sei. Die meisten Zelltherapie- und Gentherapieversuche weltweit finden derzeit in China statt.
Getrieben werde die Nachfrage auch von der Politik. China habe sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 rund 45 Prozent der Biopharmazeutika lokal zu produzieren. Derzeit liege die Quote bei 12 bis 13 Prozent, was bedeutet, dass sich die Zahl in den kommenden sechs bis sieben Jahren vervierfachen müsse. Zudem liege der Marktanteil von monoklonalen Antikörpern, die etwa in der Krebstherapie zum Einsatz kommen, nur bei etwa 10 Prozent desjenigen in Westeuropa.
"Die Frage ist, können wir schnell genug sein, können wir operativ exzellent genug sein, um die Nachfrage zu decken? Ich denke, das ist unsere Herausforderung", sagte Batra.
Eine ähnliche Dynamik sehe Merck derzeit in Indien, auch wenn diese weniger vorhersagbar sei, und auch in Brasilien zieht die Nachfrage an.
Kontakt zur Autorin: stefanie.haxel@wsj.com
DJG/sha/jhe
(END) Dow Jones Newswires
March 20, 2019 10:43 ET (14:43 GMT)
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