Gegenwind für Rally |
22.07.2023 22:07:00
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Marktkorrektur voraus? Asset Manager halten Fortsetzung des Aufwärtstrends für schwierig
• Rally auf töneren Füßen?
• Zahlreiche Gegenwindfaktoren für die Märkte
Obwohl die Aktienmärkte in der ersten Jahreshälfte weiterhin hohe Inflationsraten und die Unsicherheit über die Geldpolitik der Notenbanken zu verarbeiten hatten und insbesondere die Sorge um eine mögliche Rezession viele Anleger umtrieb, machte sich dies an den Börsen nur wenig bemerkbar. Insbesondere Marktteilnehmer im Techbereich schienen die Gegenwindfaktoren im ersten Halbjahr auszublenden: Die Hoffnung auf den billionenschweren KI-Markt überdeckte Sorge und Ängste vor einer möglichen harten Landung der Wirtschaft.
Doch ausgestanden ist die Krise noch nicht, wie Marktexperten unlängst warnten.
Kommt die "böse Überraschung" noch?
Bloomberg News zitiert Andrew McCaffery, Global Chief Investment Officer bei Fidelity International mit den Worten: "Resilienz sät jetzt die Saat für Fragilität auf der ganzen Linie". Der Experte geht also offenbar davon aus, dass die Rally auf töneren Füßen steht und eine Fortsetzung alles andere als garantiert ist. McCaffery betonte in diesem Zusammenhang, dass er zwar nicht davon ausgehe, dass die "schwerste Rezession der Geschichte" bevorstehe, dass es aber zu einer Rezession kommen werde, scheint für ihn ausgemachte Sache, insbesondere dann, "wenn die verzögerten Auswirkungen der Politik irgendwann Einzug halten".
Damit nimmt der Experte Bezug auf die Geldpolitik der US-Notenbank, die die Leitzinsen zehn Mal in Folge angehoben, im Juni aber eine Zinspause eingelegt hatte. Mit den Zinserhöhungen reagierten die Währungshüter auf hohe Inflationsraten. Zwar gilt eine solche Geldpolitik als probates Mittel im Kampf gegen einen Anstieg der Verbraucherpreise, gleichzeitig birgt sie aber das Risiko eines Wirtschaftsabschwungs und einer möglichen Rezession. Zwar waren die Inflationszahlen in den USA jüngst erfreulich ausgefallen: Die Verbraucherpreise waren gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent gestiegen und lagen um 3,0 (Vormonat: 4,0) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, womit die niedrigste Rate seit mehr als zwei Jahren erreicht wurde, doch Folgen für die Wirtschaft machen sich in der Regel zeitverzögert bemerkbar.
Vor den Folgen der Geldpolitik für den Aktienmarkt warnte gegenüber Bloomberg auch Joseph Little, der als globaler Chefstratege bei HSBC Asset Management tätig ist. In einem Telefoninterview mit dem Portal erklärte er: "Vielleicht steht den Aktien- und Kreditmärkten in der zweiten Jahreshälfte eine böse Überraschung bevor". Als Gründe für einen möglichen Marktabschwung führt der Experte eine "Kombination der schwächeren Fundamentaldaten im Vergleich zu den aktuellen Erwartungen der Marktteilnehmer, die eine unglaublich sanfte Landung vorhersehen", an. Anleger sind seiner Ansicht nach also möglicherweise zu optimistisch, was die Stärke der US-Wirtschaft angeht.
Zahlreiche Risiken für die Märkte
Hinzu kommen eine Reihe von Gegenwindfaktoren, die eine Gefahr für die Aktienrally darstellen könnten. Besonders deutlich könnte sich dies im Rahmen der kommenden Berichtssaison zeigen - dann nämlich, wenn deutlich wird, dass die Kostensteigerungen nicht mehr an die Verbraucher weitergegeben werden können, warnt Luke Newman, Fondsmanager bei Janus Henderson Investors gegenüber Bloomberg. "Ich denke, dass dies für viele Sektoren und Branchen das letzte gute Quartal sein könnte".
Hinzu kommt das Zinsrisiko, unter dem insbesondere Techtitel leiden dürften - ganz besonders jene, die stark auf Fremdfinanzierung angewiesen sind. Und Techtiteln droht noch zusätzlicher Gegenwind, denn die massiven Kurssprünge bei Techwerteindizes waren zum großen Teil auf einige Großunternehmen aus dem KI-Segment zurückzuführen. Um die Rally fortzusetzen ist es nötig, dass der Markt an Breite zulegt: "Ich denke, dass KI für viele Firmen im Hinblick auf Produktivitätssteigerungen von entscheidender Bedeutung ist. Aber wenn wir mit Blick auf die Zukunft wollen, dass der Markt anhält oder die Rallye aufrechterhält, muss er tatsächlich breiter werden, weil er derzeit zu eng ist", zitiert Bloomberg Lode Devlaminck, den Geschäftsführer für globale Aktien bei Dupont Capital Management.
Das Portal verweist zudem auf ein deutlich geringeres Handelsvolumen in den vergangenen Wochen. Wird diese Tendenz durch die zu erwartende Marktflaute in den Sommermonaten verstärkt, könnte die Rally zusätzlich ausgebremst werden.
Redaktion finanzen.at
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