Zielerreichung fraglich |
16.12.2023 23:11:00
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Marktbeobachter werden für Tesla-Konkurrent BYD skeptischer
• Starke Konkurrenz bei smarten Autos - BYD mit Aufholbedarf
• BYD-Aktie nun ein Schnäppchen?
Der chinesische Autobauer BYD konnte seinen Gewinn im dritten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 80 Prozent steigern und so den höchsten Quartalsgewinn der Unternehmensgeschichte einfahren. Auch bei den Verkäufen im November meldete der Tesla-Rivale laut "Investor's Business Daily" mit 301.903 verkauften NEVs, also Fahrzeugen mit alternativen Antriebstechniken, einen neuen Rekord. Am Markt sorgte der Verkaufsrekord allerdings nicht für viel Begeisterung, denn er lag nur minimal über den Zahlen für Oktober. Da hatte BYD 301.833 NEVs abgesetzt.
Tatsächlich habe sich das Wachstum bei BYD bereits über die letzten drei Quartale hinweg verlangsamt, schreibt "Bloomberg". Am Markt würde man außerdem erwarten, dass es auch über die nächsten zwei Perioden zu weiteren Abschwächungen kommen werde. Zudem würden langsam auch Zweifel aufkommen, ob der Autobauer seine Verkaufsziele für 2023 und 2024 erreichen könne, so die Nachrichtenseite weiter. Diese liegen bei drei Millionen verkauften Fahrzeugen in 2023 und vier Millionen verkauften Einheiten in 2024. Da BYD laut "The Driven" in den ersten elf Monaten des Jahres rund 2,68 Millionen NEVs verkauft habe, könnte es beim Jahresziel tatsächlich denkbar knapp werden, wenn sich auch die Dezember-Verkäufe auf dem Niveau der beiden Vormonate belaufen. Offenbar sieht das auch BYD so und setzt auf Rabatte, um seine Verkäufe anzukurbeln. Experten zeigen sich mit Blick auf den chinesischen Tesla-Konkurrenten jedoch zunehmend pessimistisch.
BYD könnte zum Opfer im Preiskampf werden
Das Unternehmen sehe sich dem Risiko ausgesetzt, dass ein anhaltender Preiskampf mit Tesla "die Verbraucher vom Kauf abhalten könnte, da sie weiterhin immer günstigere Autos erwarten", hieß es laut "Bloomberg" etwa in einer Notiz der Morgan Stanley-Analysten Tim Hsiao und Shelley Wang. Tatsächlich hat BYD in den vergangenen Wochen laut "Investor's Business Daily" mehrere Preissenkungen vorgenommen. So wurden laut dem Nachrichtenmagazin bei mehreren Modellen bereits im November satte Rabatte gewährt und diese dann im Dezember noch einmal erhöht. Grund dafür sei, dass BYD im letzten Monat des Jahres unbedingt noch mindestens 317.000 Fahrzeuge verkaufen wolle, um das Jahresziel von drei Millionen verkauften NEVs sicher zu erreichen. Ob es dafür im Dezember noch weitere Preissenkungen geben wird und wie sich die Preise für die Autos von BYD in 2024 entwickeln werden, steht jedoch noch in den Sternen.
Sicher sei laut "Investor’s Business Daily" nur, dass BYD weiter stark auf Expansion setze und mehrere neue Fabriken für die Produktion von NEVs und Batterien bauen und eröffnen wolle. Analysten des asiatischen Brokers UOB-Kay Hian warnten aber bereits jetzt laut "Bloomberg" vor steigenden Lagerbeständen bei BYD. Außerdem hätten die Verkäufe im Einzelhandel nun ihren Höhepunkt erreicht, so die Experten. Dementsprechend dürfte die Tendenz für BYD eher abwärts gehen, was sich bei OB-Kay Hian auch in einem Verkaufsrating für die BYD-Aktie widerspiegelt. Auch die Morgan Stanley-Experten sehen im kommenden Jahr viel Gegenwind für den chinesischen Branchenprimus: "Angesichts des anspruchsvollen Branchenwettbewerbs auf dem Weg ins Jahr 2024 muss BYD seine Modellpalette auffrischen oder wettbewerbsfähigere Modelle auf den Markt bringen", schrieben die Analysten laut "Bloomberg". Denn die Konkurrenz schläft nicht - und dürfte BYD in einigen Bereichen sogar weit voraus sein.
Intelligente Autos von BYD womöglich nicht intelligent genug
Auch Xiadong Bao, der als Fondsmanager bei Edmond de Rothschild Asset Management tätig ist, sieht laut "Bloomberg" - neben einem schwachen Makro-Ausblick - die zunehmende heimische Konkurrenz als großes Problem für BYD an, da die Fahrzeuge von BYD womöglich nicht mit den smarten und vernetzten Autos anderer Hersteller mithalten könnten. Sowohl etablierte Autobauer als auch Huawei hätten laut "Bloomberg" viel in Software und smarte Features investiert, während BYD die Sicherheit an erste Stelle gestellt habe und daher bei den intelligenten Fahrzeugen nun hinterherhinke. "Der Einstieg von Huawei in das EV-Segment wird die Markteinführungszeit neuer chinesischer Produkte definitiv verkürzen" so Xiadong Bao. BYD sei in diesem Fall wegen seiner hinterherhinkenden Technologie "anfälliger" als andere Konkurrenten und könnte Marktanteile verlieren, so der Fondsmanager. Auch Analysten des asiatischen Brokers UOB-Kay Hian äußerten laut "Bloomberg" Zweifel an den Fähigkeiten der smarten Autos von BYD. "Die entstehende Allianz unter der Führung von Huawei, dem konkurrenzlosen Marktführer für intelligente vernetzte Fahrzeuge und autonome Fahrtechnologien in China, wird eine gewaltige Bedrohung für den etablierten vorherrschenden BYD darstellen", schrieben sie laut dem Nachrichtenportal.
"Das Wachstumsprofil von BYD wird infrage gestellt", fasste Edmond de Rothschild-Fondsmanager Xiadong Bao die aktuelle Situation knapp zusammen. Und das sehen offenbar nicht nur Analysten so, sondern auch Anleger, die die BYD-Aktie in den letzten Wochen kräftig fallen ließen.
BYD-Aktie rutscht ab - KGV auf Mehrjahrestief
Laut "Bloomberg" sorgten vor allem die höheren Rabatte für eine bearische Stimmung unter den BYD-Anlegern, die sich daraufhin von ihren Papieren trennten: An der Börse in Shenzhen verlor die BYD-Aktie allein innerhalb des letzten Monats rund 18,36 Prozent an Wert und kostete zuletzt noch 193,28 CNY. Seit Jahresbeginn ist das Papier um 24,78 Prozent abgesackt (Stand: Schlusskurs vom 15. Dezember 2023). Am 30. Oktober, dem Tag der letzten Bilanzvorlage hatte die BYD-Aktie noch bei 244,60 CNY geschlossen.
Konkurrent Tesla schlug sich indes deutlich besser: Die Tesla-Aktie gewann im letzten Monat 8,19 Prozent und liegt seit Jahresbeginn jedoch mit satten 105,80 Prozent im Plus (Stand: Schlusskurs vom 15. Dezember 2023).
Doch der Kursrutsch der BYD-Aktie könnte nun auch eine Gelegenheit für Schnäppchenkäufe bieten, denn laut "Bloomberg" sei das vorwärts gerichtete KGV dadurch auf den tiefsten Stand seit rund zwölf Jahren gesunken. Eine solche Bewertung von BYD sei "anspruchslos", schrieb auch Fondsmanager Xiadong Bao laut der Nachrichtenseite. Dennoch warnte er davor, die Aktie deshalb nun als sichere Bank zu sehen. Denn die Bewertung von BYD mit dem zwölffachen erwarteten Gewinn "hänge in hohem Maße" von starken Ergebnisschätzungen ab - und ob diese erreicht würden, sei aktuell fraglich.
Redaktion finanzen.at
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