27.09.2024 13:22:40

MARKT-AUSBLICK/DAX gelingt der Ausbruch - 20.000 Punkte als nächstes Ziel

Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--China sei Dank. Aus ungewohnter Richtung kam in den vergangenen Tagen Hilfe für die Börsen. Die chinesischen Behörden haben einen massiven Maßnahmenkatalog auf den Weg gebracht, um die schwächelnde Wirtschaft zu stützen. Gerade für die exportintensiven deutschen Unternehmen, die in den vergangenen Jahren stark auf den chinesischen Markt gesetzt haben, sind das erfreuliche Nachrichten. In Kombination mit der Erwartung, dass die US-Notenbank und die EZB schon bald wieder die Leitzinsen senken werden, ist der DAX auf ein neues Allzeithoch bei knapp 19.400 Punkte gestiegen. Damit dürfte das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht sein - die Marke von 20.000 Punkten ist das nächste Ziel.

Die chinesische Notenbank (PBoC) hat eine Reihe von Maßnahmen angekündigt, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. "Zum einen soll eine lockerere Geldpolitik offensichtlich die Konjunktur stabilisieren und das Erreichen des Wachstumsziels erleichtern. Zum anderen will die PBoC der Regierung mehr Zeit verschaffen, um die strukturellen Probleme insbesondere am Immobilienmarkt anzugehen", so die Commerzbank (Coba). Gelöst werden können diese aber Probleme nur, wenn die Regierung die nötigen Reformen auch umsetze, heißt es einschränkend. Ob dies gelingt, wird sich erst in der Zukunft zeigen. Die Börsen feiern ab schon jetzt.

Chinas Börsen fliegen

"Seit den Ankündigungen der geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen durch die Notenbank am Dienstag haben sowohl der Hang Seng in Hongkong als auch die Börse in Shanghai mehr als 12 Prozent zugelegt und beenden damit heute die stärkste Handelswoche seit 2008", schreibt Robomarkets. Aus technischer Sicht könnte sich an diesen Befreiungsschlag aus der monatelangen Abwärtsphase eine nachhaltige Erholung entwickeln. "Liquidität ist der Treibstoff für die Börse und davon gibt es in China nun mehr als genug. Die Hoffnung auf einen Stimmungswechsel und eine konjunkturelle Belebung im Reich der Mitte treibt auch die Aktienkurse rund um den Globus weiter nach oben."

Unterstützung für die Börsen kommt auch von anderer Seite. Denn nach schwachen Wirtschaftsdaten vor allem aus Europa, teilweise aber auch aus den USA, werden nun aggressivere Zinssenkungen durch die EZB bzw die US-Notenbank eingepreist als bislang erwartet. Die Märkte tendieren nun zu einer weiteren Zinssenkung in der Eurozone im Oktober und preisen zunehmend einen erneut großen US-Schritt nach unten von gleich 50 Basispunkten im November ein. Die in der kommenden Woche anstehenden europäischen Verbraucherpreise könnten der EZB dabei in die Hände spielen. Denn die Inflationsrate im Euroraum dürfte im September laut der Commerzbank von 2,2 auf 1,8 Prozent gefallen sein. Damit würde sie das erste Mal seit über drei Jahren unter dem EZB-Ziel von 2 Prozent liegen.

Streiks könnte US-Beschäftigungsaufbau gedrückt haben

Mit der Eindämmung der Inflation in den USA hat für die Fed angesichts ihres Doppelmandats der Arbeitsmarkt an Bedeutung gewonnen. "Jerome Powell hat deutlich gemacht, dass die Fed keine weitere Abkühlung am Arbeitsmarkt will. Die Zinssenkung um 50 Basispunkte auf der letzten Sitzung zeigt, dass die Fed das ernst meint. Arbeitsmarktdaten sind daher für den weiteren Kurs der Geldpolitik die entscheidenden Zahlen", erläutert die Commerzbank. Im Trend habe die Beschäftigung im privaten Sektor zuletzt noch um 100.000 bis 120.000 Stellen pro Monat zugenommen. Dies zeigten sowohl die Daten des Arbeitsmarktberichts als auch die aus einer anderen Datenquelle gespeisten Zahlen von ADP.

Damit ist der Stellenzuwachs laut der Commerzbank gerade ausreichend, um die wachsende Bevölkerung mit Arbeitsplätzen zu versorgen. Bei den in der kommenden Woche zur Veröffentlichung anstehenden September-Daten könnte die Beschäftigung durch eine Reihe von Streiks gedrückt worden sein. So sind am 13. September rund 30.000 Arbeitnehmer bei einem großen Flugzeugbauer in den Streik getreten, und auch in der Hotelbranche gab es Ausstände. Die Commerzbank rechnet daher für September nur mit einem Beschäftigungsaufbau von 120.000 und liegen damit unter dem Konsens von 140.000. Sollten die Analysten Recht behalten, dürfte dies die Wahrscheinlichkeit einer großen Zinssenkung im November zusätzlich stützen.

DAX nimmt Widerstandspaket um 19.000 Punkte mit Schwung

Auch charttechnisch steht die Börsenampel auf "grün". "Der DAX sprang gestern mit einem bemerkenswerten Aufwärtsgap (18.965 zu 19.088 Punkte) über die zuletzt immer wieder angeführten Barrieren bei rund 19.000 Punkten", heißt es bei HSBC. Diese Kurslücke unterstreiche nochmals die Ambitionen der Bullen. Charttechnisch lasse sich aus der Tiefe des zwischenzeitlichen Einbruchs ein kalkulatorisches Anschlusspotenzial von knapp 800 Punkten bzw ein Kursziel von fast 19.800 Punkten ableiten. Die Kurslücke gelte es nun nicht mehr zu schließen. Deshalb könnten Anleger den Stopp für bestehende Engagements auf das Niveau knapp unter der 19.000er-Marke nachziehen.

Für steigende Kurse spricht auch die Saisonalität. Das Näherrücken der letzten drei Monate des Jahres ist grundsätzlich schon mal eine gute Nachricht, schreiben die technischen Analysten von HSCB. Schließlich sei das letzte Quartal für die Aktienmärkte traditionell das Beste. Dieses Verhaltensmuster ist als "Phänomen Jahresendrally" bekannt. Auf Basis der Daten seit 1988 konnten die deutschen Standardwerte im letzten Quartal im historischen Mittel um 6,49 Prozent zulegen. Dieses beeindruckende Resultat erzielt das Aktienbarometer zudem mit einer erstaunlichen Konstanz. Die Chancen auf 20.000 im DAX noch in diesem Jahr stehen also nicht schlecht.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mpt/err

(END) Dow Jones Newswires

September 27, 2024 07:22 ET (11:22 GMT)

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