17.12.2015 18:35:49

MÄRKTE USA/Wall Street verdaut Gewinne nach der Zinswende

   Von Steffen Gosenheimer

   NEW YORK (Dow Jones)--Die Börsianer an der Wall Street gehen am Tag eins nach der Zinswende wieder zur Tagesordnung über. Gewinnmitnahmen dominieren am Donnerstagmittag das Geschehen. Nachdem die Aktienkurse seit Beginn der Woche nach oben gelaufen sind und im Anschluss an die Zinswende der US-Notenbank am Mittwoch nochmals verstärkte Käufe aufkamen, gilt es nun, die Gewinne erst einmal zu verdauen.

   Neben dem gestiegenen Dollar, der die Exportsituation der US-Unternehmen verschlechtert, stehen wieder einmal die Ölpreise im Blickpunkt. Diese fallen wieder und machen die Anleger vorsichtig, weil die Sorge umgeht, dass die niedrigen Ölpreise bei Unternehmen aus der Ölbranche zu Kreditausfällen führen könnten. Schwache Ölpreis dürften die Gewinne zum Jahresende deckeln, befürchtet Marktexperte Randy Frederick von Charles Schwab. "Das sorgt ganz klar für Gegenwind".

   Der Dow-Jones-Index gibt um 0,8 Prozent nach auf 17.6142 Punkte, der S&P-500 verliert 0,9 Prozent und der Nasdaq-Composite 0,8 Prozent. Die Indizes zeigen sich damit von ihren Tagestiefs wieder etwas erholt. Die negative Tagestendenz ändert nichts daran, dass rund um den Globus die Leitzinserhöhung der US-Notenbank (Fed) an den Börsen auf positive Resonanz stößt, weil sie als Vertrauensbeweis in die Stärke der US-Wirtschaft gewertet wird.

   "Die Botschaft rund um die Zinsentscheidung ist für Investoren so positiv, wie man sie nur irgendwie erwarten konnte: eine positive Bewertung der Konjunktur verbunden mit einem ziemlich taubenhaften Ausblick", kommentiert Chefvolkswirt Eric Lascelles von RBC Global Asset Management.

   Die Konjunkturdaten vom Tage zeichnen - wie so oft in der jüngeren Vergangenheit - wieder einmal ein gemischtes Bild von der US-Konjunktur. Die Lage der US-Industrie in der Region Philadelphia hat sich im Dezember spürbar eingetrübt und die Erwartungen klar verfehlt. Der Arbeitsmarkt läuft dagegen weiter gut, in der Vorwoche wurden weniger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt als erwartet.

   Das Defizit in der US-Leistungsbilanz ist im dritten Quartal etwas deutlicher als prognostiziert gestiegen. An den Finanz- und Devisenmärkten wird der Fehlbetrag mit Aufmerksamkeit verfolgt, denn zur Finanzierung der Defizite benötigen die USA Kapitalzuflüsse aus dem Ausland. Mit der Zinswende verliert diese Sorge aber an Relevanz, weil Anlagen im Dollarraum rentierlicher und damit attraktiver werden.

   Am Devisenmarkt ist der US-Dollar der klare Gewinner des Zinsentscheids. Der Euro fällt weiter zurück auf 1,0818 nach einem Tageshoch knapp unter 1,10 am Vortag und knapp 1,09 im asiatisch dominierten Geschäft am Morgen. Auch andere Währungen neigen zur Schwäche zum Greenback. Die Dollarstärke dürfte zunächst eine Weile andauern, aber irgendwann werde sich das Blatt wenden, wenn die Entwicklung zu weit gelaufen ist und die negativen Folgen eines zu starken Dollar in den Vordergrund rückten, meint ein Devisenhändler.

   Die Dollarstärke belastet auch in Dollar gehandelte Rohstoffe und das Gold. Das Edelmetall verbilligt sich auf 1.053 Dollar, nachdem die Feinunze am Vortag in der Spitze noch mit über 1.077 Dollar gehandelt wurde. Dessen ungeachtet trauen Analysten wie die der Commerzbank dem Edelmetall 2016 eine Erholung zu. Denn nach der begonnenen Zinswende sei ein Belastungsfaktor ausgeräumt. Nach der letzten Zinserhöhung sei der Goldpreis innerhalb eines Jahres um 11 Prozent geklettert - trotz nachfolgender Zinsanhebungen.

   Am Ölmarkt fallen die Preise wieder. Während sich US-Leichtöl der Sorte WTI zur Lieferung im Januar um knapp 2 Prozent auf 34,98 Dollar je Fass verbilligt, gibt der Preis für europäisches Referenzöl Brent um 0,5 Prozent auf 37,38 Dollar nach. Kurzfristig ließen die Prognosen kaum Hoffnungen auf eine echte Erholung zu, heißt es. "Die USA sind einer der weltgrößten Ölförderer, die 40 Jahre nicht exportieren durften. Nun dürfte dieses Öl die ohnehin überversorgten Märkte fluten", sagt Ölanalyst Michael Poulsen von Global Risk Management mit Blick auf die gerade beschlossene Aufhebung des US-Exportverbots für Öl.

   Am Aktienmarkt ziehen FedEx um 2,6 Prozent an. Der Paketlogistiker hat mit einer deutlichen Gewinnsteigerung im zweiten Quartal überrascht. Dank des Booms im Onlinehandel liegen die Paketlieferungen im Weihnachtsgeschäft über den Erwartungen. Oracle verlieren dagegen 4,7 Prozent. Der Softwarekonzern hat im zweiten Quartal den starken Dollar zu spüren bekommen und 12 Prozent weniger verdient als im gleichen Vorjahreszeitraum.

   General Electric verlieren 1,2 Prozent. Der Geschäftsausblick des Mischkonzerns für 2016 stößt zwar durchaus auf positive Resonanz, das schwierige konjunkturelle Umfeld und die nachlassende Gewinndynamik in der Sparte Öl und Gas machen die Anleger aber skeptisch.

   Kalobios Pharmaceuticals sind vom Handel ausgesetzt, nachdem sie vorbörslich um über 50 Prozent eingebrochen waren. Hintergrund ist die Verhaftung des Vorstandsvorsitzenden Martin Shkreli durch das FBI. Grund ist der Verdacht auf Untreue, nicht der von Shkreli angeblich betriebene schlagzeilenträchtige Preiswucher für Medikamente bei Turing Pharmaceutical, einem anderen Unternehmen, das ihm gehört.

   Pandora Media schnellen um 13,7 Prozent in die Höhe, nachdem Lizenzgebühren weniger deutlich als befürchtet gestiegen sind. Pier 1 Imports stürzen um 17 Prozent ab. Der Einzelhänder hat seine Prognose gesenkt. Nach Geschäftszahlen unter Markterwartungen geben die Titel des Lebensmittelkonzerns General Mills 3,8 Prozent ab.

   Delta Air Lines profitieren nicht davon, dass das Unternehmen die Entscheidungsfindung über das angestrebte Joint Venture mit Air France-KLM und Virgin Atlantic Airways beschleunigen will. Neben operativen Vorteilen könnte dies auch die Steuerlast der Fluglinie drücken. Der Kurs sinkt um 0,9 Prozent.

   Am Anleihemarkt steigen die Kurse etwas, die Renditen geben also nach. Hier sei im Vorfeld der wie erwartet gekommenen Zinserhöhung schon viel eingepreist worden, heißt es zur Begründung. Die Zehnjahresrendite liegt aktuell mit 2,25 Prozent knapp unter dem Vortagesstand. Vor zwei Monaten betrug sie noch weniger als 2 Prozent.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.614,16 -0,76 -134,93 S&P-500 2.053,92 -0,92 -19,15 Nasdaq-Comp. 5.032,46 -0,76 -38,67 Nasdaq-100 4.629,56 -0,75 -35,00

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.28 Uhr Mi, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0811 -0,47% 1,0862 1,0946 EUR/JPY 132,65 -0,19% 132,90 133,33 EUR/CHF 1,0790 -0,17% 1,0809 1,0786 USD/JPY 122,70 0,29% 122,35 121,80 GBP/USD 1,4877 -0,61% 1,4969 1,5007 === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf/gos/sha

   (END) Dow Jones Newswires

   December 17, 2015 12:05 ET (17:05 GMT)

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