17.12.2015 16:35:46

MÄRKTE USA/Wall Street verdaut Gewinne nach der Zinswende

   Von Florian Faust

   NEW YORK (Dow Jones)--Die Donnerstagssitzung könnte die vierte in Folge mit steigenden Kursen an der Wall Street sein. Nachdem die US-Notenbank am Vortag mit ihrer Zinswende die Finanzkrise aus dem ersten Jahrzehnt des Jahrtausends quasi endgültig für ausgestanden erklärt hat, steht am US-Aktienmarkt weiteren Aufschlägen nichts im Wege. Im frühen Geschäft werden aber zunächst die kräftigen Vortagesgewinne verdaut. Der Dow-Jones-Index gibt um 0,2 Prozent auf 17.714 Punkte nach, der S&P-500 verliert 0,3 Prozent und der Nasdaq-Composite gibt minimal nach. Rund um den Globus ist die Leitzinserhöhung der Fed an den Börsen auf positive Resonanz gestoßen, weil sie als Vertrauensbeweis in die Stärke der US-Wirtschaft gewertet wird.

   "Was wir heute beobachten, ist in erster Linie ein Zeichen der Erleichterung. Die Aktienmärkte nehmen wohlwollend zur Kenntnis, dass dieser Zyklus nicht ein Pfad mit zügigen Zinserhöhungen ist. Der Zyklus wird von Konjunkturdaten und der Fokussierung auf die Inflation bestimmt", sagt Marktstratege Johan Javeus von SEB. "Die Botschaft rund um die Zinsentscheidung ist für Investoren so positiv, wie man sie nur irgendwie erwarten konnte: eine positive Bewertung der Konjunktur verbunden mit einem ziemlich taubenhaften Ausblick", kommentiert Chefvolkswirt Eric Lascelles von RBC Global Asset Management.

   Die neuesten Konjunkturdaten haben wenig Einfluss auf das Marktgeschehen. Positive und negative Impulse halten sich mal wieder die Waage: Die Lage der US-Industrie in der Region Philadelphia hat sich im Dezember spürbar eingetrübt. Der Konjunkturindex der Federal Reserve Bank of Philadelphia drehte im Dezember ins Minus und verfehlte zudem die Erwartungen. Der Arbeitsmarkt läuft dagegen weiter gut, in der Vorwoche wurden weniger Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt als erwartet.

   Das Defizit in der US-Leistungsbilanz ist indes im dritten Quartal etwas deutlicher als prognostiziert gestiegen. An den Finanz- und Devisenmärkten wird der Fehlbetrag mit Aufmerksamkeit verfolgt, denn zur Finanzierung der Defizite benötigen die USA Kapitalzuflüsse aus dem Ausland. Mit der Zinswende verliert diese Sorge aber an Relevanz, weil Anlagen im Dollarraum rentierlicher und damit attraktiver werden.

   Am Devisenmarkt ist der US-Dollar der klare Gewinnern des Zinsentscheids. Der Euro fällt auf 1,0849 nach einem Tageshoch knapp unter 1,10 Dollar am Vortag. Auch andere wichtige Währungen neigen zur Schwäche zum Greenback. Die Dollarstärke dürfte eine Weile bestehen bleiben, aber irgendwann dürfte die sich das Blatt mit zu hoch gestiegenen Wechselkursen wieder wenden, meint ein Devisenhändler. Unter anderem verschlechtert der anziehende Dollar die Exportsituation der US-Unternehmen.

   Die Dollarstärke belastet tendenziell in Dollar gehandelte Rohstoffe. Das zinslos gehaltene Gold stürzt auf 1.053 Dollar ab, nachdem die Feinunze am Vortag in der Spitze noch mit über 1.077 Dollar gehandelt wurde. Allerdings trauen Analysten wie jene der Commerzbank dem Edelmetall 2016 eine Erholung zu. Denn nach der begonnenen Zinswende sei ein Belastungsfaktor ausgeräumt. Nach der letzten Zinserhöhung sei der Goldpreis innerhalb eines Jahres um 11 Prozent geklettert - trotz nachfolgender Zinsanhebungen. Potenzial leite sich auch vom flach erwarteten Zinserhöhungspfad ab.

   Am Ölmarkt tut sich ausnahmsweise relativ wenig. Während sich US-Leichtöl der Sorte WTI um 0,5 Prozent auf 36,33 Dollar je Fass verbilligt, steigt der Preis für europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 1,0 Prozent auf 37,75 Dollar. Nach den Siebenjahrestiefs seien vereinzelt Gelegenheitskäufer am Ölmarkt unterwegs, heißt es. Kurzfristig lassen die Prognosen aber kaum Hoffnungen auf eine echte Erholung zu. "Die USA sind einer der weltgrößten Ölförderer, die 40 Jahre nicht exportieren durften. Nun dürfte dieses Öl die ohnehin überversorgten Märkte fluten", sagt Ölanalyst Michael Poulsen von Global Risk Management mit Blick auf die gerade beschlossene Aufhebung des US-Exportverbots für Öl.

   Am Aktienmarkt ziehen FedEx um 4,3 Prozent an. Der Paketlogistiker hat mit einer deutlichen Gewinnsteigerung im zweiten Quartal überrascht. Zudem bestätigte der Konzern die zuletzt gesenkte Prognose für das Geschäftsjahr 2015/16. Dank des Booms im Onlinehandel liegen die Paketlieferungen im Weihnachtsgeschäft über den Erwartungen. Oracle verlieren dagegen 4,1 Prozent. Der Softwarekonzern hat im zweiten Quartal den starken Dollar zu spüren bekommen und 12 Prozent weniger verdient als im gleichen Vorjahreszeitraum.

   General Electric steigen um 0,1 Prozent. Der Geschäftsausblick des Mischkonzerns für 2016 stößt zwar durchaus auf positive Resonanz, das schwierige konjunkturelle Umfeld und die nachlassende Gewinndynamik in der Sparte Öl und Gas machen die Anleger aber skeptisch.

   Kalobios Pharmaceuticals sind vom Handel ausgesetzt, nachdem sie vorbörslich um über 50 Prozent eingebrochen waren. Die Nasdaq, an der die Aktie gehandelt wird, hat um Informationen gebeten. Pandora Media schnellen dagegen um 19,6 Prozent in die Höhe, nachdem Lizenzgebühren weniger deutlich als befürchtet gestiegen sind. Pier 1 Imports stürzen um 22,9 Prozent ab. Der Einzelhänder hat seine Prognose gesenkt. Nach Geschäftszahlen unter Markterwartungen geben die Titel des Lebensmittelkonzerns General Mills 3,0 Prozent ab.

=== DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.28 Uhr Mi, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0846 -0,15% 1,0862 1,0946 EUR/JPY 133,04 0,11% 132,90 133,33 EUR/CHF 1,0797 -0,11% 1,0809 1,0786 USD/JPY 122,63 0,23% 122,35 121,80 GBP/USD 1,4926 -0,29% 1,4969 1,5007 === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf/gos

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   December 17, 2015 10:04 ET (15:04 GMT)

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