16.09.2013 22:43:31
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MÄRKTE USA/Wall Street reagiert erleichtert auf Summers-Verzicht
Von Claudia Nehrbaß
Wer wird Nachfolger von Ben Bernanke an der Spitze der US-Notenbank? Um diese Frage drehte sich am Montag alles an den US-Finanzmärkten. An der Wall Street wurde mit großer Erleichterung aufgenommen, dass der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers den Job nicht machen will. Stattdessen kam nun Janet Yellen, derzeit Vizepräsidentin der Notenbank, ins Spiel.
Summers war in den vergangenen Tagen als Top-Kandidat für das Amt des Präsidenten der US-Notenbank gehandelt worden, hat nun aber in einem Brief an US-Präsident Obama offiziell darauf verzichtet. Die Möglichkeit seiner Ernennung hatte in der vergangenen Woche einige Unruhe in die Märkte gebracht, denn es ist nicht bekannt, für welche geldpolitische Richtung er steht. Janet Yellen gilt dagegen als Verfechterin einer lockeren Geldpolitik. Mit ihr an der Spitze der Federal Reserve, so die Spekulation vieler Anleger, könnte die Ära des billigen Geldes vielleicht doch nicht so bald vorbei sein.
Genaueres dazu dürfte am Mittwoch bekannt werden. Dann veröffentlicht die Fed das Ergebnis ihrer zweitägigen Zinssitzung. Es gilt als ausgemacht, dass die Währungshüter den Ausstieg aus ihrer ultraexpansiven Geldpolitik einläuten werden. Uneins sind sich Beobachter nur noch in der Frage, wie rasch dieser Ausstieg vollzogen wird.
Einstweilen überwog aber die Hoffnung, dass die Fed sich Zeit lässt. Allerdings konnten sich die Anleger nicht ganz ungestört ihren Träumen vom billigen Notenbankgeld hingeben. Sie wurden unsanft geweckt von technisch bedingten Handelsunterbrechungen an mehreren Optionsbörsen. Vor der Fed-Sitzung und dem Verfalltermin in dieser Woche kämen diese Ausfälle besonders ungelegen, merkte ein Beobachter an.
An den Aktienbörsen kamen die Kurse daraufhin von ihren Hochs zurück. Der Dow-Jones-Index schloss um 0,8 Prozent höher bei 15.495 Punkten. Der S&P-500 legte um 0,6 Prozent zu. Der Nasdaq-Composite drehte ins Minus und verlor 0,1 Prozent, nachdem er im frühen Geschäft bei 3.756 Punkten den höchsten Stand seit 13 Jahren erreicht hatte.
Das Umsatzvolumen war mit 0,65 (Freitag: 0,57) Milliarden Aktien wieder etwas lebhafter. Auf 2.073 Kursgewinner kamen 1.000 -verlierer. Unverändert schlossen 98 Titel.
Auch am Anleihemarkt stiegen die Kurse, verringerten aber ihre Gewinne, weil viele Anleger doch lieber auf Risiko setzten und Aktien kauften. Die Rendite zehnjähriger Treasurys fiel leicht auf 2,87 Prozent. Bislang kauft die US-Notenbank jeden Monat Anleihen und Hypothekenpapiere im Volumen von 85 Milliarden Dollar. Anleger spekulierten darauf, dass die Fed diese Käufe unter Yellen langsamer zurückfahren dürfte.
Am Rohstoffmarkt erholte sich die Feinunze Gold um 0,7 Prozent bzw 9,20 Dollar auf 1.317,80 Dollar, nachdem der Preis am Freitag auf den niedrigsten Stand seit fünf Wochen gefallen war. Mit der Aussicht auf eine straffere US-Geldpolitik wird das gelbe Edelmetall nicht mehr als Inflationsschutz gebraucht. Auch als sicherer Hafen in Krisenzeiten ist Gold nicht mehr so gefragt, zumal sich eine diplomatische Lösung im Syrienkonflikt abzeichnet. Beim Öl wurde die Syrien-Krise ebenfalls ausgepreist. Das Barrel Leichtöl der Sorte WTI ermäßigte sich um 1,5 Prozent bzw 1,62 Dollar auf 106,59 Dollar. Die europäische Referenzsorte Brent sank um 1,5 Prozent bzw 1,63 Dollar auf 110,07 Dollar.
Am Devisenmarkt gab der Dollar in Reaktion auf den schwächeren Empire State Manufacturing Index, der das Wachstum der Industrie im Großraum New York misst, etwas nach. Später machte der Greenback aber Boden gut. Der Euro kostete im späten US-Handel rund 1,3340 Dollar. Im Tageshoch wurden 1,3386 Dollar für die Gemeinschaftswährung gezahlt.
Am Aktienmarkt fiel der Kurs von Apple um 3,2 Prozent. China Telecom, einer der chinesischen Vertriebspartner von Apple, will das neue iPhone 5s weniger stark subventionieren als die Vorgängermodelle. Schon in der vergangenen Woche war die Apple-Aktie unter Druck geraten, nachdem das Billigmodell des neuen iPhone von Analysten als zu teuer speziell für die Schwellenländer kritisiert worden war.
Boise verteuerten sich um 26,1 Prozent. Packaging Corp. of America wird Boise für knapp 2 Milliarden Dollar übernehmen. Packaging Corp of America legten um 10,7 Prozent zu.
Der Kurs des Pharmaherstellers Gilead büßte 0,8 Prozent ein. Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland werden die Mehrkosten für das HIV-Medikament Stribild von Gilead voraussichtlich nicht übernehmen, weil sie keine Verbesserung im Vergleich zu bisherigen Therapien erkennen. Falls die Kassen hart bleiben, müsste Gilead den Preis für das Medikament deutlich senken. Es bestehe die Gefahr, dass andere Länder diesem Beispiel folgten, sagten Beobachter. Das Umsatzpotenzial des Medikaments außerhalb der USA könnte beträchtlich schrumpfen.
INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 15.494,55 0,77 118,49 S&P-500 1.697,60 0,57 9,61 Nasdaq-Comp. 3.717,85 -0,12 -4,34 Nasdaq-100 3.168,69 -0,30 -9,59Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 3/8% 2-year 99 30/32 up 2/32 0,399% -4,0BP 5/8% 3-Year 100 1/32 up 7/32 0,806% -7,2BP 1 1/2% 5-year 99 12/32 up 11/32 1,632% -7,3BP 2% 7-Year 99 3/32 up 11/32 2,264% -5,4BP 1 3/4% 10-year 96 26/32 up 6/32 2,872% -2,4BP 2 7/8% 30-year 95 22/32 dn 13/32 3,869% +2,3BP
DEVISEN zuletzt '+/- % Mo, 8.28 Uhr Fr, 17.19 Uhr EUR/USD 1,3338 -0,19% 1,3363 1,3271 EUR/JPY 132,2154 0,15% 132,0122 131,7820 EUR/CHF 1,2368 0,09% 1,2357 1,2371 USD/JPY 99,1410 0,37% 98,7750 99,2880 GBP/USD 1,5901 -0,34% 1,5955 1,5859 Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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September 16, 2013 16:11 ET (20:11 GMT)
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