01.12.2017 18:33:43

MÄRKTE USA/US-Politik belastet die Wall Street

Von Thomas Rossmann

NEW YORK (Dow Jones)--Die politischen Entwicklungen in den USA bestimmen zum Wochenausklang die Richtung an der Wall Street. Nachdem die Indizes zwischenzeitlich den Sprung ins Plus geschafft hatten, drehten sie mit Berichten um den ehemaligen nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn wieder kräftig ins Minus. Dieser soll sich laut Medienberichte schuldig bekannt haben, das FBI in der Russland-Affäre belogen zu haben. ABC News berichtet, dass Flynn sich bereit erklärt haben soll auszusagen, dass US-Präsident Donald Trump "ihn angewiesen habe, mit Russland in Kontakt zu treten".

Der Dow-Jones-Index fiel darauf in der Spitze bis auf 23.921 Punkte zurück. Zum Mittag (Ortszeit) verliert er noch 0,6 Prozent auf 24.138 Punkte. Für den S&P-500 geht es um 0,7 Prozent nach unten und der Nasdaq-Composite fällt um 1,1 Prozent.

Laut Aktien-Händler Larry Peruzzi von Mischler Financial "sind die weiteren Entwicklungen nicht vorhersehbar". Eine mögliche Reaktion von Trump auf die Meldungen könnte die Märkte noch einmal kräftiger durcheinanderwirbeln.

Dagegen sind die "sicheren Häfen" Gold und US-Anleihen mit den deutlich gestiegenen politischen Unsicherheiten bei den Investoren gesucht. Am Vortag hatte es zudem einen Bericht gegeben, wonach US-Außenminister Rex Tillerson abgelöst werden soll. Der Preis für die Feinunze Gold erhöht sich um 0,6 Prozent auf 1.283 Dollar. Vor den neusten Entwicklungen in der Russland-Affäre hatte er noch bei 1.275 Dollar gelegen. Für die Rendite zehnjähriger US-Anleihen geht es um 7 Basispunkte auf 2,35 Prozent nach unten.

Auch US-Steuerreform weiterhin im Fokus

Auch die Entwicklungen rund um die US-Steuerreform stehen weiter im Fokus. Zwischenzeitlich gab es Zweifel am Gelingen der Reform, denn der Senat stimmte wider Erwarten doch nicht am Donnerstag über seinen Entwurf ab, sondern vertagte sich auf Freitag. Eine neue Berechnung hat ergeben, dass die geplanten Steuersenkungen die nationalen Schulden der USA um rund eine weitere Billion US-Dollar erhöhen würden. Drei republikanische Senatoren verlangten daher vor einer Abstimmung Änderungen.

Die Erkenntnis, dass sich geplanten Steuersenkungen anders wie vom Finanzminister behauptet, nicht selbst finanzierten, habe für neue Konfusion gesorgt, kommentiert Chefökonom Paul Donovan von UBS Wealth Management die Entwicklung. "Jegliches Zeichen für ein glattes Scheitern der US-Steuerreform würde an den Märkten für sehr große Enttäuschung sorgen", sagt Marktexperte Sunil Krishnan von Aviva Investors. Am Freitag teilte nun Senator John Cornyn aber mit, die Republikaner hätten die notwendigen 50 Stimmen für eine erfolgreiche Verabschiedung der Steuerreform im Senat zusammen.

Die neuesten US-Konjunkturdaten treten dagegen völlig in den Hintergrund. Die Industrie in den USA hat im November eine etwas langsamere Gangart eingelegt, weist aber weiterhin eine hohe Dynamik auf. Nach Angaben des Institute for Supply Management (ISM) sank der nationale Index der Einkaufsmanager im verarbeitenden Gewerbe auf 58,2 Punkte. Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 58,0 gerechnet, nachdem der Index im Vormonat bei 58,7 lag.

Dollar hängt an den Entwicklungen der Politik

Auch am Devisenmarkt bestimmt die Politik das Geschehen. Stützend wirkte zunächst die Aussage von Senator John Cornyn, die Republikaner hätten die notwendigen 50 Stimmen für eine erfolgreiche Verabschiedung der Steuerreform im Senat zusammen. Dagegen belastet die Politaffäre von Michael Flynn den Dollar. Bereits am Vortag war der Dollar mit Berichten über neue Personalquerelen unter der Ägide von US-Präsident Trump unter Druck geraten. Der Euro liegt aktuell bei 1,1900 Dollar, nachdem er im Tagestief schon bis auf 1,1850 Dollar gefallen war. Im späten US-Handel am Vortag hatte die Gemeinschaftswährung bei 1,1903 Dollar gelegen.

Autowerte geben mit dem Gesamtmarkt nach - Absatzzahlen im Fokus

Unter den Einzelwerten zeigen sich Autoaktien mit Abgaben nach der Bekanntgabe der Absatzzahlen für November, belastet allerdings vor allem durch das negative allgemeine Marktsentiment. Ford fallen um 0,1 Prozent, GM verlieren 1,5 Prozent und Fiat Chrysler verlieren 0,9 Prozent. Ford hat den Absatz um 6,7 Prozent gesteigert, bei GM ist er um 3 Prozent gefallen.

Foundation Medicine ziehen um rund 17,8 Prozent an. Ein Diagnosetest des Biotechnologie-Unternehmens zur Entdeckung von Krebs verursachenden Genmutationen ist von der US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassen worden. Mylan verteuern sich um 3,9 Prozent. Für Fantasie sorgt hier, dass laut einem CNBC-Bericht Amazon mit mehreren Generikaherstellern, darunter Mylan, über einen Start in das Pharmageschäft gesprochen haben soll.

Unerwartet starke Quartalszahlen treiben den Kurs des Halbleiterherstellers Ambarella um 15,6 Prozent nach oben. Ulta Beauty rutschen dagegen um 8,1 Prozent ab. Zwar sind die neuesten Quartalszahlen des Kosmetikunternehmens im Rahmen der Prognosen ausgefallen, allerdings enttäuscht der Ausblick.

Bei Blue Apron wird positiv gesehen, dass der Finanzchef nun auch an die Spitze des Unternehmens rückt und den alten CEO ablöst. Der Kurs des Kochboxen-Anbieters gewinnt 6,4 Prozent.

Im US-Gesundheitssektor steht eine milliardenschwere Übernahme offenbar vor dem Abschluss. CVS Health stehe kurz vor dem Erwerb der Aetna Inc für mehr als 66 Milliarden US-Dollar in bar und Aktien, sagten mit den Vorgängen vertraute Personen. CVS geben um 2,7 Prozent nach, Aetna legen um 0,1 Prozent zu,

Opec-Einigung treibt die Ölpreise an

Die Ölpreise ziehen kräftig an, nachdem die Opec und wichtige Nicht-Opec-Ölförderer wie Russland beschlossen haben, die Förderreduzierung um neun Monate auszuweiten bis Ende 2018. Brentöl legt um 2,1 Prozent zu auf 63,92 Dollar, WTI steigt um ebenfalls 2,1 Prozent auf 58,59 Dollar je Barrel.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 24.137,69 -0,55 -134,66 22,14 S&P-500 2.628,92 -0,70 -18,66 17,42 Nasdaq-Comp. 6.801,94 -1,05 -72,04 26,36 Nasdaq-100 6.298,90 -1,05 -66,66 29,51 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,77 -0,8 1,78 56,8 5 Jahre 2,10 -3,5 2,14 17,9 7 Jahre 2,26 -4,6 2,31 1,6 10 Jahre 2,35 -5,5 2,41 -9,0 30 Jahre 2,76 -6,5 2,83 -30,7 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:43 Uhr Do, 18:35 % YTD EUR/USD 1,1900 -0,13% 1,1915 1,1889 +13,2% EUR/JPY 133,33 -0,62% 134,16 133,65 +8,5% EUR/CHF 1,1615 -0,93% 1,1724 1,1708 +8,4% EUR/GBP 0,8817 +0,01% 0,8816 1,1343 +3,4% USD/JPY 112,02 -0,50% 112,59 112,43 -4,2% GBP/USD 1,3497 -0,13% 1,3515 1,3486 +9,4% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 58,59 57,4 +2,1% 1,19 +2,8% Brent/ICE 63,92 62,63 +2,1% 1,29 +9,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.283,09 1.274,98 +0,6% +8,12 +11,4% Silber (Spot) 16,42 16,44 -0,1% -0,02 +3,1% Platin (Spot) 940,45 942,00 -0,2% -1,55 +4,1% Kupfer-Future 3,07 3,04 +1,2% +0,04 +21,7% ===

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/ros/gos

(END) Dow Jones Newswires

December 01, 2017 12:33 ET (17:33 GMT)

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