17.12.2018 22:14:47

MÄRKTE USA/Rezessionsfurcht treibt Ausverkauf weiter an

NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hatte am Montag erneut unter üppigen Verlusten zu leiden. Vor allem im späten Geschäft kam Ausverkaufsstimmung auf. Damit knüpfte der Markt an den Freitag an, als alle drei wichtigen US-Aktienindizes erstmals seit März in den Korrekturmodus gedreht hatten. Eine kurze Gegenwehr der Bullen im Vormittagsgeschäft brach rasch in sich zusammen. Zum Anlass für ihre Verkäufe nahmen die Investoren den deutlich unter den Erwartungen ausgefallenen US-Empire-State-Index.

Er bestätigte die Bären in ihrer Skepsis über das künftige Wirtschaftswachstum. Der New Yorker Konjunkturindex ist meist der erste regionale Indikator, der von den Fed-Filialen in einem Monat veröffentlicht wird. Ökonomen betrachten ihn als vergleichsweise verlässlichen Vorläufer für den viel beachteten ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe der USA. Verkauft wurden diesmal besonders die bisher verschonten defensiven Branchen wie Versorger oder Haushaltswaren.

Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 2,1 Prozent auf 23.593 Punkte. Der S&P-500 büßte 1,9 Prozent auf 2.600 Punkte ein. Der Nasdaq-Composite schloss mit einem Abschlag von 2,3 Prozent bei 6.911 Punkten. Damit ist er nun als letzter der drei Indizes auch auf Jahressicht ins Minus gerutscht, nachdem er im Jahreshoch Ende August ein Plus von 18 Prozent verzeichnet hatte. Der Russell-2000-Index ist sogar in einen Bärenmarkt übergegangen, weil er seit dem Hoch Ende August 20 Prozent verloren hat. Umgesetzt wurden 1.148 (Freitag: 980) Millionen Aktien an der NYSE. Auf 403 (670) Kursgewinner kamen dabei 2.628 (2.325) -verlierer, unverändert schlossen 50 (73) Titel.

"Es ist hier weiterhin ein ziemlich übler Geruch", so empfand es Vizepräsident Donald Morton von Herbert J. Sims & Co: "Niemand ist bereit aufzustehen und zu sagen, hier ist jetzt ein Boden." Nicht einmal die Aussicht, dass die schwache Konjunktur die US-Notenbank in eine taubenhafte Richtung drängen könnte, konnte die Anleger versöhnlich stimmen. Von der Sitzung am Dienstag und Mittwoch wird mehrheitlich ohnehin die vierte Zinserhöhung im laufenden Jahr erwartet. Wichtiger sind im Licht der jüngsten Konjunkturskepsis allerdings die Aussagen von US-Notenbankpräsident Jerome Powell zum weiteren Zinstempo. Im Vorfeld eines solchen Ereignisses wagen sich Anleger typischerweise nicht aus der Deckung.

Auch übergeordnet überwiegen die negativen Aspekte. Der Start in den Dezember ist der schwächste seit 1980. An den Märkten mangele es an Klarheit über so ziemlich alles - nicht nur über die US-Geldpolitik. Auch Handelsstreit, Chinas Konjunktur und die politischen Probleme in Europa - Großbritannien, Italien, Frankreich - sorgen für ein düsteres Gesamtbild.

Obamacare ausgebremst

Nachdem ein Richter im US-Bundesstaat Texas das vom ehemaligen Präsidenten Barack Obama eingeführte Gesundheitssystem "Obamacare" für verfassungswidrig erklärt hatte, standen Aktien aus dem Gesundheitssektor unter Abgabedruck. Die Titel der Versicherung Unitedhealth gaben 2,6 Prozent nach. Der Kurs des Krankenhausbetreibers HCA fiel um 2,8 Prozent.

Die Aktie der Fastfood-Kette Jack in the Box gewann gegen den Markt 2,2 Prozent. Das Unternehmen sucht nach strategischen Alternativen und hat mit Interessenten über einen potenziellen Verkauf gesprochen.

Johnson & Johnson bauten die zehnprozentigen Freitagsverluste weiter aus. Dem Konzern wird vorgehalten, dass er von einer Verseuchung seines Babypuders mit Asbest wusste und nicht darüber informierte. Nun ging es nochmals um 2,9 Prozent nach unten.

Amazon will künftig mehr auf die Profitabilität achten. Die Lieferung von Produkten, mit denen der Lieferdienst keinen Gewinn macht, wie Flaschengetränke oder Snacks, soll auf den Prüfstand kommen. Dies kommt zu einem Zeitpunkt, da das einst rapide Wachstum von Amazon ohnehin an Grenzen zu kommen scheint. Die Aktie fiel um 4,4 Prozent.

Auch die Aktien der beiden Mobilfunkunternehmen T-Mobile US und Sprint gaben nach. Das Committee on Foreign Investment in the U.S. (kurz Cfius) hat informierten Kreisen zufolge den rund 26 Milliarden Dollar schweren Zusammenschluss gebilligt. T-Mobile verloren 1,3 Prozent und Sprint 2,5 Prozent.

US-Öl unter 50 Dollar

Der Ölpreis gab deutlich nach. US-Leichtöl der Sorte WTI verlor zum Settlement 2,6 Prozent auf 49,88 Dollar je Fass und schloss damit erstmals seit Oktober 2017 unter 50 Dollar. Im späten Geschäft rutschte er weiter ab auf 49,21 Dollar. Europäisches Referenzöl der Sorte Brent verbilligte sich um 2,5 Prozent auf 58,79 Dollar. Die mauen US-Daten ließen Nachfrageängste hochkochen, hieß es. Außerdem soll den Daten von Genscape zufolge der US-Rohölbestand in der vergangenen Woche kräftig gestiegen sein. Und zudem rechnet die Energy Information Administration (EIA) in einer neuen Prognose damit, dass die US-Schieferöl-Produktion im Januar um 134.000 Barrel am Tag steigen wird, auf ein Rekordhoch von 8,2 Millionen Barrel.

Der Dollar neigte zur Schwäche, wobei der Euro mit am deutlichsten zum Greenback stieg. Dieser legte auf 1,1346 Dollar zu nach Wechselkursen um 1,13 zum Wochenausklang. Auch am Devisenmarkt spekulierten Investoren auf eine gemächlichere Gangart der Fed 2019 bei der Straffung der Geldpolitik. Der Euro legte zu, angesichts eines drohenden Defizitverfahrens im Haushaltsstreit mit der EU hat die italienische Regierung 4 Milliarden Euro an Einsparmöglichkeiten gefunden. Die Entspannung im Haushaltskonflikt half dem Euro auf die Sprünge.

Anleihen und Gold gefragt

Sicherheit war Trumpf. Am Rentenmarkt stiegen die Notierungen trotz der wohl anstehenden Zinsanhebung. Anleger setzten aber angesichts der schwachen Konjunkturdaten auf einen taubenhaften Ausblick der Fed für 2019. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen verlor 3,2 Basispunkte auf 2,86 Prozent. Befeuert wurde die Erwartung einer taubenhaften Fed auch von US-Präsident Donald Trump. Dieser vertritt die Ansicht, es sei "unglaublich, dass die Fed eine weitere Zinserhöhung auch nur in Erwägung zieht".

Der Goldpreis profitierte von der Dollarschwäche, der Erwartung einer taubenhaft gestimmten Fed und der Suche nach Sicherheit. Der Preis der Feinunze zog um 0,6 Prozent auf 1.246 Dollar an.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 23.592,98 -2,11 -507,53 -4,56

S&P-500 2.545,94 -2,08 -54,01 -4,78

Nasdaq-Comp. 6.753,73 -2,27 -156,93 -2,17

Nasdaq-100 6.448,39 -2,22 -146,58 0,81

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 2,69 -4,6 2,74 148,9

5 Jahre 2,69 -4,1 2,73 76,9

7 Jahre 2,77 -4,0 2,81 52,3

10 Jahre 2,86 -3,2 2,89 41,5

30 Jahre 3,12 -2,8 3,15 5,1

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:46 Fr, 17:27 % YTD

EUR/USD 1,1346 +0,35% 1,1315 1,1296 -5,6%

EUR/JPY 127,99 -0,11% 128,31 128,10 -5,4%

EUR/CHF 1,1266 -0,16% 1,1288 1,1259 -3,8%

EUR/GBP 0,8995 +0,11% 0,8993 0,8987 +1,2%

USD/JPY 112,80 -0,46% 113,41 113,41 +0,1%

GBP/USD 1,2613 +0,24% 1,2582 1,2569 -6,7%

Bitcoin

BTC/USD 3.546,88 +10,94% 3.228,51 3.193,01 -75,3%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 J. -0,62 -0,61 0,00

Deutschland 10 J. 0,26 0,25 -0,17

USA 2 Jahre 2,69 2,74 0,80

USA 10 Jahre 2,86 2,89 0,45

Japan 2 Jahre -0,15 -0,15 -0,02

Japan 10 Jahre 0,03 0,03 -0,02

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 49,21 51,20 -3,9% -1,99 -14,8%

Brent/ICE 58,79 60,28 -2,5% -1,49 -6,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.246,28 1.238,35 +0,6% +7,93 -4,3%

Silber (Spot) 14,68 14,57 +0,7% +0,10 -13,3%

Platin (Spot) 794,10 787,50 +0,8% +6,60 -14,6%

Kupfer-Future 2,75 2,76 -0,3% -0,01 -18,0%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/raz

(END) Dow Jones Newswires

December 17, 2018 16:15 ET (21:15 GMT)

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