19.07.2018 16:06:44

MÄRKTE EUROPA/Verluste weiten sich aus - SAP nach Zahlen im Minus

Von Thomas Leppert

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach den Kursgewinnen der vergangenen beiden Tage notieren die europäischen Benchmark-Indizes am Donnerstagnachmittag im Minus. Die Berichtssaison der Unternehmen verläuft bislang ordentlich, und rund um den schwelenden Handelskonflikt ist es in den vergangenen Tagen ruhig geworden. Laut Larry Kudlow, Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, liegt der Ball nun bei den Chinesen. Diese könnten den Konflikt jederzeit beenden, indem sie Zölle abschafften, geistiges Eigentum schützten und die Übernahme chinesischer Unternehmen durch ausländische ermöglichten.

Am Nachmittag belastet eine nachgebende Wall Street die europäischen Börsen. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,4 Prozent auf 3.470 Punkte. Der DAX gibt 0,7 Prozent auf 12.674 Zähler nach. Gegen den Trend legen die Börsen in Zürich und London leicht zu.

In den USA findet die erste Anhörung im US-Handelsministerium zu den geplanten US-Einfuhrzöllen auf ausländische Autos statt. Rund 45 US-Hersteller, Zulieferer und Autohändler sowie ausländische Diplomaten werden befragt. Berenberg spricht von einem Lackmustest, denn im Anschluss wird das Handelsministerium darüber entscheiden, ob die Einfuhr von Autos und Autoteilen eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA darstellt. Von den Ergebnissen hänge ab, ob die Einführung von Zöllen empfohlen werde oder nicht.

Selbst wenn das Ministerium Einfuhrzölle empfehlen sollte, geht Berenberg in ihrem Basisszenario nicht davon aus, dass US-Präsident Donald Trump tatsächlich Zölle einführen wird. Vielmehr werde er diese vermutlich als mögliche Drohung in die Verhandlungsmasse einbringen. Sollten die USA wider Erwarten Strafzölle verhängen, würde dies nach Einschätzung von Chefvolkswirt Holger Schmieding den Auftakt eines Handelskrieges bedeuten, denn die EU würde auf US-Zölle mit entsprechenden Gegenmaßnahmen reagieren.

SAP fallen trotz guter Zahlen

Analysten loben die Quartalszahlen von SAP. Doch nach den Kursgewinnen der Aktie in den vergangenen zwei Wochen werden Gewinne mitgenommen, sie verliert 2,9 Prozent. So haben die Analysten von Warburg nach den Zahlen das Kursziel auf 115 Euro angehoben, verweisen allerdings auf den andauernden Gegenwind von der Währungsseite. Die Kollegen von Jefferies überzeugt das Cloudgeschäft bei der Softwareschmiede. Und Bryan Garnier verweist auf die überzeugende Entwicklung des Umsatzes.

Nach Zahlenausweis geht es für ABB dagegen um 3,2 Prozent nach oben. Vor allem die Margenstärke des schweizerischen Industriekonzerns überrasche, da einige Analysten sogar mit einem Rückgang gerechnet hätten, heißt es. Volvo Trucks ziehen nach guten Geschäftszahlen um 2 Prozent an. Der Nettogewinn im zweiten Quartal lag mit 9,22 Milliarden schwedischen Kronen deutlich über der Factset-Schätzung von 7,7 Milliarden. Jefferies spricht von Geschäftszahlen, die deutlich über den Erwartungen ausgefallen seien.

Die Unilever-Aktie notiert nach Bekanntgabe durchwachsener Zweitquartalszahlen 2,7 Prozent im Plus. Laut Jefferies haben die Umsätze die Erwartungen nicht erfüllt. Besser als erwartet seien hingegen Marge und Gewinn ausgefallen.

Publicis liefert neue Enttäuschung für Werbebranche

Überraschend schwache Quartalszahlen der Werbeagentur Publicis aus Paris setzen europäische Medienwerte unter Druck. Publicis brechen um 9 Prozent ein und ziehen auch WPP um 4 Prozent nach unten. Publicis ist die Holding diverser Agenturen wie unter anderem Saatchi & Saatchi. Vor allem der Umsatz fiel deutlich schwächer aus und ging organisch sogar um 2,1 Prozent zurück. Analysten hatten hingegen mit einem Umsatzplus von über 1 Prozent gerechnet. Der Sektor der Medienwerte verliert 1,5 Prozent und stellt damit das schwächste Segment.

Um 3 Prozent nach oben geht es bei Nordea Bank. Die Bank meldete einen Gewinnanstieg von 47 Prozent im zweiten Quartal. Im Ausblick zeigte sich das Institut aber vorsichtig und geht nicht davon aus, dass bei den dauerhaften Einnahmen dieses Jahr das Niveau des Vorjahres erreicht wird. Commerzbank gewinnen 0,7 Prozent. Auf ein positives Echo stoßen im Handel Berichte über eine Zusammenarbeit mit der größten chinesischen Bank ICBC.

Die Aktie von Continental verliert 1,8 Prozent. Der Automobilzulieferer hatte am Vortag die umfassende Neuordnung der Konzernstruktur beschlossen, bei der auch Teile des Geschäftsbereichs Powertrain an die Börse gebracht werden sollen. Für die Analysten von Bryan Garnier enthält die Aufspaltung nichts Neues. Die Kollegen von HSBC und Lampe sollen dagegen ihr Votum jeweils auf Hold nach Buy gesenkt haben, was belastet.

Morphosys mit globalem Lizenzvertrag mit Novartis

Morphosys gewinnen 3,8 Prozent. Die Analysten von Oddo BHF sehen die Partnerschaft von Morphosys mit Novartis und Galapagos für das Programm MOR 106 sehr positiv. Dies sei nicht als wichtiger Impuls auf kurze Sicht erwartet worden. Die finanzielle Seite erscheine attraktiv - insbesondere die Lizenzgebühren Nach Erhalt einer Meilensteinzahlung aus der Allianz mit Bayer gewinnen Evotec 2,2 Prozent.

Home24 brechen nach gesenkter Umsatzprognose um 4 Prozent ein, für die Aktie von Großaktionär Rocket Internet geht es 1,8 Prozent nach unten. Der Möbelhändler begründet die Warnung mit dem warmem Wetter. Aus diesem Grund dürfte das um Währungseffekte bereinigte Umsatzplus im zweiten Quartal bei nur 6 bis 8 Prozent liegen nach bislang angepeilten 15 bis 25 Prozent.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.469,75 -0,44 -15,33 -0,98

Stoxx-50 3.100,28 -0,02 -0,63 -2,44

DAX 12.674,45 -0,72 -91,49 -1,88

MDAX 26.674,90 -0,81 -218,33 1,81

TecDAX 2.860,04 -0,59 -17,11 13,09

SDAX 12.298,52 -0,19 -23,31 3,46

FTSE 7.690,05 0,18 13,77 -0,15

CAC 5.417,66 -0,55 -29,77 1,98

Bund-Future 163,08 0,26 2,8

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 7.57 Uhr Mi, 17.15 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1602 -0,36% 1,1644 1,1646 -3,4%

EUR/JPY 131,01 -0,34% 131,34 131,32 -3,2%

EUR/CHF 1,1631 -0,06% 1,1636 1,1637 -0,7%

EUR/GBP 0,8935 +0,31% 0,8908 1,1213 +0,5%

USD/JPY 112,94 +0,09% 112,80 112,77 +0,3%

GBP/USD 1,2986 -0,70% 1,3071 1,3059 -3,9%

Bitcoin

BTC/USD 7.477,62 +1,8% 7.340,55 7.406,77 -45,3%

ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut

Deutschland 2 Jahre -0,64 -0,64 -0,02

Deutschland 10 Jahre 0,27 0,28 -0,16

USA 2 Jahre 2,61 2,60 0,72

USA 10 Jahre 2,86 2,87 0,45

Japan 2 Jahre -0,14 -0,13 0,00

Japan 10 Jahre 0,04 0,04 -0,01

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 69,97 68,76 +1,8% 1,21 +17,8%

Brent/ICE 73,40 72,90 +0,7% 0,50 +13,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.217,38 1.227,42 -0,8% -10,04 -6,6%

Silber (Spot) 15,28 15,56 -1,8% -0,28 -9,8%

Platin (Spot) 801,35 819,00 -2,2% -17,65 -13,8%

Kupfer-Future 2,69 2,76 -2,4% -0,07 -19,4%

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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/cln

(END) Dow Jones Newswires

July 19, 2018 10:07 ET (14:07 GMT)

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