MÄRKTE EUROPA/Übernahme sorgt für Freudenfeuerwerk im Ölsektor

   Von Michael Denzin

   FRANKFURT (Dow Jones)--Uneinheitlich bzw. kaum verändert sind Europas Aktienmärkte am Mittwoch in den Handel gestartet. Gewinnmitnahmen bei Automobilwerten bremsen die Hauptindizes, eine Übernahme im Ölsektor sorgt jedoch für eine Hausse unter den Branchentiteln. Die Stimmung an den Märkten ist daher ausgezeichnet: Händler sprechen bereits von einem "Blue Sky"-Szenario, in dem sämtliche Faktoren für die Märkte sprechen. "Die Geldpolitik rund um den Globus ist locker, die Wirtschaftsdaten in Europa ziehen an und dazu kommen immer mehr Firmenübernahmen", sagt ein Händler. In Japan hat die Notenbank am Morgen entschieden, ihre lockere Geldpolitik ungebremst fortzusetzen. Der Dax gibt um 0,1 Prozent nach auf 12.111 Punkte, der Euro-Stoxx-50 steigt dagegen um 0,1 Prozent auf 3.773 Zähler.

   Im Fokus steht die Milliarden-Übernahme der BG Group durch Royal Dutch Shell. Der in den Indizes schwer gewichtete Ölsektor reagiert darauf mit einem Kursfeuerwerk und springt um 5,4 Prozent. Shell zahlt eine Übernahmeprämie von 50 Prozent und lässt sich den Kauf fast 70 Milliarden US-Dollar kosten. Entsprechend springt die Aktie der BG Group um knapp 38 Prozent nach oben. Für Shell als Käufer geht es wie üblich 2,8 Prozent nach unten. Auch andere mögliche Übernahmeziele im Sektor legen deutlich zu: Tullow Oil steigen um 12 Prozent, Galp Energia um 9 Prozent und Genel Energy um 6 Prozent.

   Etwas zurückhaltend zeigt sich der Markt wegen der anstehenden Quartalszahlen von Alcoa am Abend und damit dem Beginn der US-Berichtssaison. Erwartet wird von dem Aluminiumhersteller ein Gewinn je Aktie von 0,25 US-Dollar, die Flüsterschätzung liegt bei 0,26 Dollar. Die Markterwartungen an Alcoa seien "wie schon so oft gut nach unten geschraubt worden", sagt ein anderer Händler. Seit Jahresbeginn ist der Kurs um 15 Prozent gefallen, belastet vor allem vom starken Dollar. Insofern könne "das positive Überraschungspotenzial überwiegen".

   Positiv kommen erneut Daten aus Südeuropa an: In Italien hat die Regierung ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 0,7 Prozent statt bisher 0,6 Prozent erhöht. Schon am Vortag hatten Einkaufsmanagerindizes aus Spanien und Italien positiv überrascht. "Die Krisenländer kommen aus der Rezession", sagt ein Marktteilnehmer.

   Am Abend schaut der Markt dann neben Alcoa auf das Protokoll der vergangenen Fed-Sitzung Mitte März. Im Blick steht auch der Besuch des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in Moskau. Während die Vertreter der EU um das finanzielle Überleben Griechenlands ringen, verbringt er den Tag mit Russlands Präsidenten Putin und erntet dafür harsche Kritik aus dem Kreis der EU. Bei den Konjunkturdaten hat der Auftragseingang der deutschen Industrie etwas enttäuscht. Daneben wird auf den Einzelhandelsumsatz in der EU im Februar geschaut. Hier wird mit einem leichten Rückgang von 0,1 Prozent gerechnet. Ein Sprung ins Plus dürfte dagegen für Kursgewinne bei europäischen Einzelhandelswerten sorgen, heißt es im Handel.

   Gerüchte um ein mögliches Kaufinteresse von Vivendi an der britischen Sky Plc treiben die Aktie um 3,6 Prozent. Obwohl Vivendi das Übernahmeinteresse dementiert habe, dürfte der Kurs von Sky weiter steigen, vermuten Händler. Der Markt gehe davon aus, dass es im europäischen Mediensektor weitere Übernahmen und Fusionen geben werde. Vivendi werde hier mit einem Cash-Bestand von rund 18 Milliarden Euro als klarer Käufer gehandelt. Deren Aktien legen 0,7 Prozent zu.

   Die Schwäche der Autoaktien drückt dagegen auf den DAX. Daimler und BMW verlieren bis zu 2,3 Prozent - Continental sowie VW geben ebenfalls nach. Hauptverlierer sind Peugeot-Citroen mit minus 2,6 Prozent. Kepler Cheuvreux hat den Sektor und mehrere Branchentitel abgestuft. "Die Bewertung ist etwas ausgereizt", heißt es dazu im Handel.

   Die Versorger setzen dagegen ihre Kurserholung fort. RWE steigen um 1,6 Prozent und E.ON um 1,1 Prozent. Air France-KLM geben wegen eines erneuten Streiks um 0,5 Prozent nach. Rund 40 Prozent der Mittelstreckenflüge fallen am Mittwoch aus. Zalando profitieren von einer Hochstufung durch Goldman Sachs und legen 2 Prozent zu. Die Analysten haben die Titel auf die "Conviction Buy"-Liste genommen.

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   April 08, 2015 04:11 ET (08:11 GMT)

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