29.04.2022 16:08:42

MÄRKTE EUROPA/Stabil im Plus - Kein Impuls von der Wall Street

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte tendieren zum Wochenschluss freundlich. Die etwas leichter tendierende Wall Street belastet derweil nicht. Die überwiegend starken Zahlen aus der Berichtssaison für das erste Quartal sind die Hauptstütze für die Märkte in geopolitisch schwierigen Zeiten. Die mit Spannung erwarteten Daten aus dem Euroraum zeigen eine erwartet hohe Inflation bei einem leicht positiven Wachstum. Für die Europäische Zentralbank ist dies nach Aussage von Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, eine klare Aufforderung zum Handeln, eine Zinsanhebung im Juli sei Pflicht. Der DAX legt am Nachmittag um 1,4 Prozent zu auf 14.175 Punkte, damit hat der Index den Schwächeanfall zur Wochenmitte wieder aufgeholt. Henkel stellt mit der Gewinnwarnung den schwächsten Wert im DAX, die Aktien der Bio-Ethanol-Hersteller bekommen Gegenwind aus Berlin. Der Euro-Stoxx-50 erhöht sich um 1,3 Prozent auf 3.827 Punkte. Der Euro handelt bei 1,0530 Dollar.

Euroraum mit starker Inflation und schwachem Wachstum

Im Euroraum hat sich die zugrunde liegende Inflation weiter verstärkt. Die Inflationsrate ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise stieg von 2,9 Prozent im März auf 3,5 Prozent im April. Nur dank eines moderaten Rückgangs der Energiepreise stieg die Gesamtinflationsrate nur leicht auf 7,5 Prozent. Damit erhöht sich der Druck auf die EZB, von ihrer ultralockeren Geldpolitik abzurücken. Daran ändert auch das schwache Wirtschaftswachstum von nur 0,2 Prozent im ersten Quartal im Vergleich zum Schlussquartal 2021 nichts. Ein rascher Rückgang der Inflation in der Eurozone ist nach Ansicht von Christoph Weil, Senior Economist bei der Commerzbank, nicht in Sicht. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine werde die Energiepreise wahrscheinlich noch eine Weile hoch halten. Gleichzeitig werde das Warenangebot durch die andauernden Material- und Lieferengpässe begrenzt, die durch die jüngsten coronabedingten Werksschließungen in China noch verschärft werden. Der daraus resultierende Anstieg der Produktionskosten werde von den Unternehmen nun in immer stärkerem Maße an die Verbraucher weitergegeben.

Berichtssaison mit Margendruck - Henkel knicken ein

Die Inflationsentwicklung belastet auch die Unternehmen immer stärker. Henkel hat daher am Morgen eine Gewinnwarnung ausgesprochen, die Aktien fallen um 5,5 Prozent. Die Belastung stamme aus der Kosteninflation bei Materialkosten: Henkel erwartet nun einen Anstieg im mittleren 20-Prozent-Bereich gegenüber 2021. Zuvor hatte man nur mit einem Anstieg im niedrigen 10-Prozent-Bereich gerechnet.

Delivery Hero stellen mit Aufschlägen von 11 Prozent den Tagesgewinner im DAX. Die Aktie setzt damit die Aufwärtsbewegung vom Vortag fort, Analysten loben zwar die Profitabilitätsbemühungen des Unternehmens. Diese seien allerdings von hohen Unsicherheiten geprägt angesichts des starken Wettbewerbsdrucks.

Auch bei Fuchs Petrolub wurde der Ausblick nach unten angepasst. Das Unternehmen leidet unter inflationsbedingten Kostensteigerungen. Hier geht es 2,6 Prozent abwärts.

Zahlen auch aus Europa

Für Energieunternehmen sind steigende Energiepreise dagegen gute Nachrichten: Entsprechend hat OMV aus Österreich starke Zahlen vorgelegt, die Titel springen um 6,8 Prozent nach oben.

Beim französischen Luft- und Raumfahrtkonzern Safran geht es nach Zahlen um 2,7 Prozent abwärts. Hier gibt es zwar ebenfalls starken Margendruck, jedoch wurde der Ausblick bestätigt.

Als gute Vorlage für Bauwerte werden die Umsatzzahlen von Saint-Gobain bezeichnet. Hier kletterte der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 16 Prozent zum Vorjahr und spiegelt damit die hohe Bauaktivität wider. Die Aktien legen 1,8 Prozent zu.

Spirituosen-Hersteller Remy Cointreau hat solide Viertquartalszahlen vorgelegt. Die Aktien gewinnen 1,5 Prozent.

Verbio und Cropenergies unter Druck mit Lemke-Aussagen

Verbio (-16%) und Cropenergies (-11%) stehen gegen den Trend deutlich unter Abgabedruck. Belastend wirken nach Aussage aus dem Handel die Aussagen von Bundesumweltministerin Steffi Lemke. Diese hat sich im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen dafür ausgesprochen, weniger Getreide für Biosprit einzusetzen. "Agrokraftstoffe aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen sind keine sinnvolle Option", so Lemke. Agrarflächen seien weltweit begrenzt, "wir brauchen sie dringend für die Ernährung, das führt uns der Krieg in der Ukraine dramatisch vor Augen". Dass Verbio die Prognose erneut angehoben hat, stützt in dem Umfeld nicht.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.826,64 +1,3% 49,62 -11,0%

Stoxx-50 3.750,84 +1,5% 56,50 -1,8%

DAX 14.175,48 +1,4% 195,64 -10,8%

MDAX 30.306,35 +0,8% 229,11 -13,7%

TecDAX 3.162,52 +0,9% 26,68 -19,3%

SDAX 13.938,15 +0,9% 125,47 -15,1%

FTSE 7.566,49 +0,8% 57,30 +1,7%

CAC 6.583,44 +1,2% 75,30 -8,0%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 0,89 -0,01 +1,07

US-Zehnjahresrendite 2,86 +0,03 +1,35

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:05 Uhr Do, 17:25 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0535 +0,3% 1,0539 1,0524 -7,4%

EUR/JPY 137,06 -0,2% 137,44 137,70 +4,7%

EUR/CHF 1,0225 +0,2% 1,0228 1,0214 -1,4%

EUR/GBP 0,8387 -0,5% 0,8415 0,8448 -0,2%

USD/JPY 130,11 -0,6% 130,44 130,85 +13,0%

GBP/USD 1,2556 +0,8% 1,2523 1,2457 -7,2%

USD/CNH (Offshore) 6,6350 -0,3% 6,6390 6,6637 +4,4%

Bitcoin

BTC/USD 39.206,72 -1,6% 39.519,22 39.727,88 -15,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 107,23 105,36 +1,8% 1,87 +46,2%

Brent/ICE 109,55 107,59 +1,8% 1,96 +43,1%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.910,50 1.894,44 +0,8% +16,06 +4,4%

Silber (Spot) 23,17 23,15 +0,1% +0,02 -0,6%

Platin (Spot) 943,15 922,98 +2,2% +20,18 -2,8%

Kupfer-Future 4,42 4,43 -0,1% -0,00 -0,7%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/thl/cln

(END) Dow Jones Newswires

April 29, 2022 10:09 ET (14:09 GMT)

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