28.01.2016 16:38:53

MÄRKTE EUROPA/Börsen reduzieren Verluste - Stimmung bleibt schlecht

   Von Manuel Priego Thimmel

   FRANKFURT (Dow Jones)--Am Donnerstagnachmittag erholen sich Europas Börsen leicht von den Tagestiefs. Von Entspannung kann aber keine Rede sein. "Die Stimmung ist weiter angeschlagen", sagt ein Händler. Erholungen würden weiter zum Abbau von Beständen genutzt. Schwache Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA sind nicht dazu angetan, die Stimmung zu heben. Nach Einschätzung der Helaba liefern die Daten keine positive Indikation für die am Freitag anstehenden US-BIP-Zahlen für das vierte Quartal.

   Der Dax verliert 1,5 Prozent auf 9.728 Punkte - im Tagestief notierte der Index bei 9.684. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,5 Prozent auf 2.997 Zähler nach unten. Keine Unterstützung für die Finanzmärkte kommt von der geldpolitischen Entscheidung der US-Notenbank vom Vorabend. Der begleitende Kommentar wird von der Societe Generale zwar als etwas taubenhafter als erwartet beschrieben, allerdings halten sich die Notenbanker nach Einschätzung der Analysten alle Optionen offen, um den Leitzins im März doch noch zu erhöhen.

Italienische Bad-Bank-Lösung beeindruckt nicht In Mailand fallen UniCredit um 4,2 Prozent, Sanpaolo Intesa um 2,2 Prozent und Monte di Paschi um 5,6 Prozent. Die zwischen der italienischen Regierung und der EU-Kommission getroffene Einigung auf eine "Bad Bank" für den angeschlagenen italienischen Bankensektor scheint Anleger nicht zu überzeugen. Die Societe Generale (SocGen) verweist darauf, dass viele Fragen ungeklärt seien. So sei unklar, ob alle Banken bzw. das gesamte Portfolio fauler Kredite durch das Abkommen gedeckt seien. Zu welchem Preis werden die Vermögenswerte verbrieft?

   Laut der SocGen hatten Anleger unrealistisch hohe Erwartungen an den Bad-Bank-Deal, insbesondere mit Blick auf Staatsgarantien. Diese werde es in der erhofften Form nicht geben, sind die Analysten überzeugt. Das Problem fauler Kredite werde nicht wie durch Zauberhand verschwinden. Mit Abgaben von 2,2 Prozent ist der Bankensektor in Europa einer der Hauptverlierer.

   Deutsche Bank fallen um 4,1 Prozent. Auch nach den detaillierten Geschäftszahlen zum vergangenen Jahr raten Händler bei der Aktie zur Vorsicht. Weder aus den Details zu den Ergebnissen für das vierte Quartal noch aus den Aussagen von CEO John Cryan ließen sich Gründe für Käufe herauslesen: "Die Aussagen von Cryan sind doch eher vorsichtig und legen den Schluss nahe, dass es noch längere Zeit dauern dürfte für eine durchgreifende Erholung".

   Salzgitter ziehen dagegen um 8,9 Prozent an. Der Stahlkonzern ist im vergangenen Jahr in die Gewinnzone zurückgekehrt. Berenberg spricht von einer überraschend starken Cash-Position bei Salzgitter. Der "beeindruckend" starke Anstieg um 55 Prozent auf 415 Millionen Euro dürfte die Bewertung des Unternehmens und der Aktien entsprechend erhöhen. Für thyssenkrupp geht es dagegen um 0,9 Prozent nach unten. Das Unternehmen hat sich vorsichtig zu den Perspektiven geäußert.

   Gut halten sich weiter Versorgerwerte im DAX: RWE steigen 1,2 Prozent und EON 0,5 Prozent. Ein auf 20 bis 25 Jahre gestreckter Ausstieg Deutschlands aus der Kohlestromerzeugung wäre nach Überzeugung der ING eine Erleichterung für Versorger wie RWE und Eon. Deren Unternehmensanleihen wären damit von einem potenziell negativen Faktor befreit.

Pharmawerte schwach Auf europäischer Ebene verliert der Index der Pharmawerte 2,4 Prozent. Für das Roche-Papier geht es 2,1 Prozent nach unten. Der Konzern hat wie Novartis im vergangenen Jahr unter der Stärke des Franken gelitten. Die Finanzkosten hätten die Schätzung übertroffen und die Steuerquote sei auf Jahressicht gestiegen, heißt es zu Roche. Novartis geben 3,3 Prozent nach. Exane BNP Paribas geht davon aus, dass die Gewinne von Novartis im ersten Halbjahr 2016 unter starkem Druck bleiben.

   Der Index der Einzelhandelsaktien fällt um 0,6 Prozent. Hier geben METRO 3,5 Prozent ab, nachdem JP Morgan den Titel auf "Untergewichten" abgestuft hat. H&M kommen um 3,5 Prozent zurück. Im Markt werden vorsichtige Aussagen der Bekleidungskette zum ersten Quartal als "echte Enttäuschung" bezeichnet. Das Umsatzwachstum liege im Januar unter den Erwartungen und H&M habe vor einem weiter festen US-Dollar gewarnt.

   Am Devisenmarkt profitiert der Euro von dem leicht taubenhaften Ton der US-Notenbank und steigt bis auf 1,0915 Dollar. Die Commerzbank geht davon aus, dass die Fed erst einmal die weitere Entwicklung an den Märkten beobachten wird. Bis zur Märzsitzung könne noch viel passieren. Bis dahin stünden noch etliche US-Konjunktur- und Inflationsdaten an, die Finanzmärkte könnten sich deutlich beruhigen und wer wisse schon, wo der Ölpreis in sechs Wochen stehen werde. Warum sollte die Fed also ihre Entscheidung vorweg nehmen, heißt es.

=== INDEX Stand +-% EuroStoxx50 2.995,82 -1,57% Stoxx50 2.850,98 -1,28% DAX 9.719,61 -1,63% FTSE 5.965,35 -0,42% CAC 4.335,65 -1,02% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 162,36% +11

DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8.19 Uhr Mi, 17.30 Uhr EUR/USD 1,0928 0,51% 1,0873 1,0868 EUR/JPY 129,89 0,70% 128,99 129,10 EUR/CHF 1,1065 0,07% 1,1057 1,1058 GBP/EUR 1,3120 0,03% 1,3116 1,3124 USD/JPY 118,87 0,20% 118,63 118,79 GBP/USD 1,4335 0,52% 1,4261 1,4263

ROHOEL zuletzt Vortag +/- % +/- USD WTI/Nymex 33,72 32,30 4,40 1,42 Brent/ICE 34,92 33,10 5,50 1,82

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD Gold (Spot) 1.114,52 1.124,20 -0,9% -9,68 Silber (Spot) 14,25 14,47 -1,5% -0,22 Platin (Spot) 870,29 881,50 -1,3% -11,22 Kupfer-Future 2,06 2,06 -0,3% -0,01 === Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

   DJG/mpt/flf

   (END) Dow Jones Newswires

   January 28, 2016 10:07 ET (15:07 GMT)

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