10.05.2014 10:06:47

IPO/HINTERGRUND: Deutsches Börsenparkett bleibt für Neulinge schwieriges Terrain

FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit Mühe und Not konnte die deutschen Börse vor dem Wochenende ihren ersten echten Neuling in diesem Jahr begrüßen. Der Lübecker Hersteller von 3D-Druckern SLM taumelte aber eher an die Börse, als dass es der viel beschworene Sprung aufs Parkett gewesen wäre. Die Alteigentümer wurden nicht alle ihre angebotenen Papiere los und nahmen deutlich weniger ein als erhofft. Am Ende stand ein Emissionserlös von insgesamt 180 Millionen Euro - knapp ein Drittel weniger als maximal veranschlagt.

Auch wenn es sich um ein kleines Unternehmen handelt und der Markt für Erstemissionen üblicherweise recht stark schwankt, ist die Erstnotiz von SLM für die Situation am deutschen Kapitalmarkt symptomatisch. Während rund um die Welt das billige Geld aus den Schleusen der Notenbanken gerne genommen wird, um damit an der Börse neue Aktien von aufstrebenden Unternehmen zu kaufen, liegt die Szene in Deutschland brach. Weltweit dagegen schwollen die angekündigten Erstemissionen im ersten Quartal laut Daten der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg auf 58 Milliarden US-Dollar an, ein Plus von 40 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

Experten führen einige Gründe ins Feld, warum Deutschland nach wie vor kein begehrtes Pflaster für klassische Börsengänge ist. Eigentlich gebe es sehr gute Rahmenbedingungen, es sei auch anhand der Börsenindizes aktuell ein ordentliches Zeitfenster für Börsengänge, sagt Christoph Gruß, bei der Wirtschaftsprüfung PwC Experte für den Emissionsmarkt. "Hauptproblem in Deutschland ist derzeit die Risikoscheu der Anleger", kritisiert er. Insbesondere Technologieunternehmen gingen eher an die US-Börsen - dort sei man den Wachstumsaktien gegenüber aufgeschlossener. Und deutsche Anleger investierten nicht mehr wie noch vor zehn Jahren hauptsächlich im Inland.

Hinzu kommt: Wenn hierzulande Unternehmen zum Kauf angeboten werden, dann läuft häufig nicht alles rund. Das schürt Skepsis bei Anlegern und Firmen. Die Beispiele sind zahlreich. Bei der Siemens-Lichttochter Osram etwa wollte ein Börsengang nicht gelingen, prompt wurden den Siemens-Aktionären einfach Papiere von Osram im Rahmen einer Abspaltung ins Depot gebucht. Beim Spezialchemiekonzern Evonik klappte es erst im vierten Anlauf, die Versicherungsgruppe Talanx ließ sich ebenfalls lange bitten.

Zum anderen sind deutsche Firmen mit Kapitalbedarf nicht unbedingt immer auf den Aktienmarkt angewiesen. "Viele deutsche Mittelständler haben sich über Mittelstandsanleihen Geld besorgt", sagt Kapitalmarktexperte Kay Baden, der für die Unternehmensberatung Kirchhoff Consult Börsengänge begleitet. Die früher bemängelte Eigenkapitalschwäche deutscher Unternehmen hat sich zudem gebessert.

Aber vielleicht ändert sich das Umfeld nun. Mit dem Koblenzer Autozulieferer Stabilus will noch im Mai ein weiteres deutsches Unternehmen den Gang an die Börse wagen. Und PwC-Experte Gruß ist auch zuversichtlich: Kandidaten gebe es in Deutschland genug./men/stb

--- Von Marco Engemann, dpa-AFX ---

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