Austro-Aktien im Blick |
15.01.2015 10:58:00
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Heimische Aktien sehr günstig: Analyst rät zu Lenzing, Buwog und RHI
Speziell der Wiener Aktienmarkt sei massiv billiger im Vergleich zum übrigen Europa oder erst recht zu US-Wertpapieren, meinte Thomas Neuhold, Chefanalyst von Kepler Cheuvreux Österreich. Vom Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) her seien heimische Titel derzeit sehr günstig. Und Europa insgesamt weise 25 bis 30 Prozent Abschlag gegenüber den USA auf. Wenn man Europa präferiere, wozu Neuhold rät, sollte man defensive Werte bevorzugen, die wieder beflügelt werden könnten; dabei nannte er etwa Buwog, Lenzing, RHI oder auch Immofinanz. Meiden sollte man stark exportorientierte oder rohstofflastige Aktien wie voestalpine, SBO - oder den Verbund, für den Kepler Cheuvreux momentan die einzige Verkaufsempfehlung hat.
Für das erste Halbjahr rechnet Neuhold eher mit einer Aktienmarkt-Korrektur - im Ausmaß von 10 bis 20 Prozent -, vor allem durch kommende oder zumindest angekündigte US-Zinserhöhungen. Das Gesamtjahr 2015 werde daher aus seiner Sicht mit plus/minus Null abschließen. Dem österreichischen Markt billigt er für die nächsten drei bis fünf Jahre jedoch wieder, ähnlich wie von 2000 ausgehend, eine gute Performance zu; dieser Ausblick sei doch gar nicht so schlecht, so Neuhold.
Vom rasanten Ölpreisverfall der vergangenen Monate ist der Vermögensverwalter Pictet Asset Management nach eigenen Angaben "überrascht" worden. Öl sei unter Druck, da die Saudis als "Swing Partner" mit den meisten freien Kapazitäten weltweit beschlossen hätten, sie müssten durch eine höhere eigene Förderung Konkurrenten vom Markt verdrängen, Russland oder die USA, sagte Walter Liebe, Senior Investment Advisor von Pictet, bei einem Event von "Q-Queck - Quarterly Market Update". Auch Russland habe seine Produktion angekurbelt und im letzten Monat so viel Öl exportiert wie seit den Sowjetzeiten nicht mehr.
Mittelfristig sehe sein Haus den Ölpreis nicht so extrem niedrig wie derzeit, sondern eher "bei einem neuen Normalzustand von 60 bis 80 Dollar" pro Fass, wie Liebe sagte. Denn das seien für die meisten ölproduzierenden Länder die durch die Nachfrage langfristig erzielbaren Förderkosten.
Seitens der EZB geht der Pictet-Experte von einer sehr expansiven Geldpolitik aus. Denn am 22. Jänner würden die Eurohüter angesichts der im Euroraum zuletzt bei -0,2 Prozent gelegenen Preis-Jahresrate erklären, dass sie flächendeckend über alle Euroländer Staatsanleihen kaufen würden. Die US-Fed dagegen interpretiere den Energiepreisrückgang beim Öl lediglich als vorübergehend und konzentriere sich auf die Lohnkosten, die in den USA im Steigen seien: "Die Fed wird daher nicht davor zurückschrecken, die Leitzinsen schon im Sommer zu erhöhen", so Liebe. Diese Zinsanhebung werde aber nur sehr zögerlich und sehr flach ausfallen.
Heinz Bednar, Vorstandschef der Erste Asset Management, sieht fürs Börsenjahr 2015 zwar auch Griechenland als "ein großes Thema, das uns Monate beschäftigen wird", hält aber die Russland-Krise für das größere, weil "wirklich substanzielle Problem". Dabei habe Russland hohe Devisenreserven und verfüge auch über einen Leistungsbilanzüberschuss, "selbst bei diesem niedrigen Ölpreis geht sich das noch immer aus". Der Druck laste weniger auf dem Staat als auf Privaten und Firmen.
Die Wahrscheinlichkeit für einen Zahlungsausfall Griechenlands sieht Bednar als "gesunken" an. "Wir glauben auch nicht, dass es einen Grexit gibt", also ein Ausscheiden des Landes aus der Eurozone, "aber eventuell Streckungen der Finanzierung", meinte er. Auch der Ausgang der Hellas-Parlamentswahlen am übernächsten Sonntag könne wohl "nicht bedeuten, dass sich alles ändert".
(Schluss) sp/kan
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