Stärker als die USA 24.07.2023 22:47:00

Goldman Sachs: Indien wird bis 2075 zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt

Goldman Sachs: Indien wird bis 2075 zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt

• Goldman Sachs traut Indien zu, bis 2075 die Vereinigten Staaten zu überholen und zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht zu werden
• Demographische Entwicklungen Indiens dürften das Land von Rang 5 auf Rang 2 bringen
• Goldman Sachs sieht dabei auch Herausforderungen


Goldman Sachs Research prognostiziert, dass Indien innerhalb weniger Jahrzehnte einige große Nationen überholt haben und bis 2075 die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt sein wird. Dabei wird das Land nicht nur Japan und Deutschland den Rang ablaufen, schätzen die Experten, sondern sogar die Vereinigten Staaten überholen. Lediglich China dürfte dann noch stärker sein, wie die US-Investmentbank in einem aktuellen Bericht festhält.

Demographische Entwicklungen stützen

Insbesondere vorteilhafte demographische Entwicklungen dürften Indien dabei unterstützen, betont Goldman Sachs. Mit einer Einwohnerzahl von rund 1,4 Milliarden gilt Indien als das bevölkerungsreichste Land der Welt. Eine weiter wachsende Bevölkerung, höhere Kapitalinvestitionen sowie eine steigende Arbeitsproduktivität dürften dabei zu dem Wachstumspotenzial Indiens beitragen, so die Experten der Großbank. "In den nächsten zwei Jahren wird der Abhängigkeitsgrad Indiens einer der niedrigsten unter den regionalen Volkswirtschaften sein", wird Santanu Sengupta, Indien-Ökonom bei Goldman Sachs, in dem Bericht zitiert. Der Abhängigkeitsquotient beschreibt dabei die Anzahl der abhängigen Personen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Eine niedrige Quote bedeutet demnach, dass es verhältnismäßig mehr Erwachsene im erwerbsfähigen Alter gibt, die jüngere sowie ältere Menschen überstützen können. Geht es nach Sengupta, dürfte Indien in den nächsten 20 Jahren einen der niedrigsten Abhängigkeitsquotienten unter den großen Volkswirtschaften aufweisen. Man müsse die Tatsache der schnell wachsenden Bevölkerung nutzen und die Erwerbsbeteiligung dabei steigern. "Das ist also wirklich die Chance für Indien, um beim Aufbau von Produktionskapazitäten, dem weiteren Ausbau von Dienstleistungen und dem weiteren Ausbau der Infrastruktur alles richtig zu machen", so der Indien-Experte.

Das Bruttoinlandsprodukt Indiens stieg im ersten Quartal im Jahresvergleich um 6,1 Prozent, während Reuters lediglich mit einem Wachstum von 5 Prozent gerechnet hatte.

Wichtig sei künftig vor allem, Produktionskapazitäten aufzubauen, die Infrastruktur durch den Bau von Straßen und Eisenbahnen zu schaffen sowie Kapazitäten im verarbeitenden Gewerbe und Dienstleistungssektor zu stärken, heißt es in dem Bericht weiter. Auch die Fortschritte in den Bereichen Technologie und Innovation sowie Kapitalinvestitionen spielten eine äußerst relevante Rolle.

Auch S&P Global sowie Morgan Stanley sehen erhebliches Potenzial und trauen Indien indes zu, bis 2030 die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt zu werden.

Goldman Sachs warnt vor Herausforderungen

Die Experten von Goldman Sachs warnen zugleich jedoch auch vor einigen Abwärtsrisiken, die das Land angehen müsse, um seine Wachstumsprognose zu erreichen. Dabei liegt der Fokus auch auf der Erwerbsquote: "Die Erwerbsbeteiligungsquote in Indien ist in den letzten 15 Jahren gesunken", wird in dem Bericht klargestellt, dabei sei jene von Frauen "deutlich niedriger" als die von Männern. Es sei daher notwendig, so Goldman Sachs, diese insbesondere bei Frauen zu erhöhen. "Die große Bevölkerung Indiens stellt eindeutig eine Chance dar. Die Herausforderung besteht jedoch darin, die Arbeitskräfte produktiv zu nutzen, indem die Erwerbsquote erhöht wird. Das bedeutet, dass Möglichkeiten geschaffen werden müssen, um diese Arbeitskräfte zu absorbieren und gleichzeitig die Arbeitskräfte auszubilden und zu qualifizieren", so Sengupta.

Auch Nettoexporte und das damit verbundene Leistungsbilanzdefizit belasteten das Wachstum Indiens, wie die Experten weiter herausstellen. Dienstleistungsexporte hätten die Leistungsbilanzsalden mittlerweile allerdings etwas abgefedert.

Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: pockygallery / Shutterstock.com,Ken Durden / Shutterstock.com

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