"Weiche Landung" möglich |
04.11.2022 23:00:00
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Goldman Sachs-Experten sehen für die USA sinkende Rezessionsgefahr
• "Weiche Landung" nun doch wahrscheinlicher
• Rezessionsgefahr noch nicht vollständig gebannt
Rezessionsängste bestimmen Marktgeschehen
Um die hohe Inflation einzudämmen, reagiert die US-Notenbank Fed seit Monaten mit Zinserhöhungen. Marktteilnehmer befürchten jedoch, dass die stramme Zinspolitik der Währungshüter zu Lasten der Wirtschaft geht und in den USA bald eine Rezession herrschen könnte. Auch die Experten der US-Großbank Goldman Sachs äußerten sich zuletzt besorgt über den wirtschaftlichen Ausblick. Eine "weiche Landung", also ein Zustand, in dem die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Landes zwar abnehmen, die Nachfrage aber nicht genauso schnell oder stark zurückgeht, sei damit eher unwahrscheinlich, so die Banker Ende September. "Dieser Bärenmarkt hat seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht" schrieben die Experten um Sharon Bell in einer Notiz, die der Nachrichtenagentur "Bloomberg" vorliegt.
Goldman Sachs attestiert US-Wirtschaft geringeres Rezessionsrisiko
Nun gaben die Strategen von Goldman Sachs aber einen etwas freundlicheren Ausblick auf die wirtschaftliche Lage. Gemäß Kundennotizen, die "CNBC" vorliegen, schätzen die Analysten der Großbank die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft nicht in eine Rezession abdriftet, mit 65 Prozent ein. Gleichermaßen würde die Inflation in diesem Szenario auf ein nachhaltiges Niveau gesenkt werden. Eine weiche Landung sei damit doch noch nicht vom Tisch. Dieses Szenario stützt sich den Analysten zufolge auf zwei Säulen: Einerseits müsse der Arbeitsmarkt wieder zu einem Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zurückfinden, andererseits müssen sich Lohnerhöhungen in Schlüsselbranchen auf einem Niveau stabilisieren, das eine Lohn-Preis-Spirale verhindert. "Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Rezession als notwendig erweisen wird, ist ein wenig gesunken, weil die ersten beiden Schritte der erforderlichen Anpassung - die Verlangsamung des BIP-Wachstums auf ein unter dem Potenzial liegendes Tempo und die Neuausrichtung von Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt - bisher bemerkenswert gut gelaufen sind", wird Goldman-Experte David Mericle zitiert.
Optimistische BIP-Prognose
"Bisher laufen die Verlangsamung des Wachstums und die Neuausrichtung des Arbeitsmarktes besser als erwartet", schrieb Mericles Kollege Joseph Briggs in einer anderen Notiz. "Daten auf Branchenebene deuten stark darauf hin, dass der Weg zu einer sanften Landung, der in unserer wirtschaftlichen Basisprognose angenommen wird, möglich ist." Aktuelle Konjunkturdaten deuten zwar darauf hin, dass das Wachstum im Jahr 2023 "anämisch" verläuft, also deutlich gebremst, zu einem Abschwung müsse es deswegen jedoch nicht kommen. In diesem Jahr soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA gemäß den Erwartungen der Bank um 0,3 Prozent zunehmen, im kommenden Jahr dürfte die Wirtschaft um 1,1 Prozent steigen. Dies sei unter normalen Umständen zwar ein schwacher Ausblick, so CNBC, in Anbetracht der besonderen Lage handle es sich dabei aber um eine optimistische Prognose. "Fallstudien über den Einzelhandel und die Beherbergungs- und Gastronomiebranche deuten stark darauf hin, dass der in unserer Basisprognose angenommene Weg zu einer sanften Landung möglich ist", so Briggs weiter.
Geopolitische Spannungen und Fed-Politik als Risikofaktoren
Dennoch sei die Gefahr noch nicht gänzlich gebannt, wie es von Seiten der Großbank weiter heißt. So könnten globale Ereignisse zu weiteren Kostensteigerungen führen, wie man zuletzt am Beispiel des Ukraine-Kriegs beobachten konnte. Solch ein "unvorhergesehener Faktor" könne laut Mericle das Rezessionsrisiko erhöhen. Außerdem sei eine weitere geldpolitische Straffung der Fed noch immer im Bereich des Möglichen. Sollt die Fed an ihrer strammen Zinspolitik festhalten, würde die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ebenfalls zunehmen. Eine solche "unnötige Rezession" in den nächsten zwölf Monaten stehe damit immer noch zur Debatte. Die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt laut Analysen der Bank derzeit immerhin noch 35 Prozent.
Redaktion finanzen.at
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