11.03.2014 18:37:38

GESAMT-ROUNDUP: EZB-Bankenaufseher wollen tief in Bilanzen der Institute blicken

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Europäische Großbanken werden der EZB tiefe Einblicke in ihre Bilanzen gewähren müssen. Insgesamt wollen die künftigen Euro-Bankenaufseher bei den 128 Instituten stichprobenartig Risikopapiere im Volumen von 3,72 Billionen Euro untersuchen, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag in Frankfurt erklärte. Das entspreche 58 Prozent der gesamten risikogewichteten Aktiva (RWA) der Institute. RWA umfassen zum Beispiel Immobilienkredite oder Schiffsfinanzierungen. Die Bilanzchecks sind Teil der Vorbereitung auf einen großangelegten Stresstest, bei dem die Banken beweisen müssen, dass sie krisenfest sind. Bei den Verhandlungen in Brüssel über die Regeln zur Kontrolle und notfalls zur Abwicklung maroder Banken, näherten sich die 28 EU-Staaten an.

    Die EZB plant für ihre Bilanzchecks, pro Bank durchschnittlich 1250 Kreditakten zu prüfen. Bei großen und international tätigen Instituten - wie etwa der Deutschen Bank - werden es voraussichtlich deutlich mehr sein. Aus dem am Dienstag veröffentlichten 287 Seiten starken Handbuch für die Prüfung geht auch hervor, dass die EZB die internen Bewertungsmodelle der Banken sowie deren Sicherheiten für Kredite genau unter die Lupe nehmen will. Wenn Banken den Bilanzcheck nicht bestehen, dann müssen sie ihre Kapitaldecke stärken, also sich neues Geld besorgen, zum Beispiel von Investoren. Im Zweifel müssten möglicherweise die Nationalstaaten einspringen.

    Ausnahmen für bestimmte Anlageklassen wird es demnach nur dann geben, wenn die Aufseher nicht den geringsten Hinweis haben, dass dort Probleme drohen könnten. Die Notenbank wies einen Bericht der "Financial Times" (Dienstag) ausdrücklich zurück, wonach deutsche Spitzeninstitute wie Deutsche Bank oder Commerzbank bei dem in Deutschland umstrittenen Bilanzcheck keine Details ihrer Kredite an private Hausbauer offenbaren müssen. "Solche Portfolios sind substanzieller Bestandteil der laufenden Überprüfung", teilte die Notenbank mit.

    Mit ihrer insgesamt dreistufige Überprüfung will die EZB Altlasten in den Bankbilanzen und etwaige Kapitallöcher aufdecken, bevor sie am 4. November die zentrale Bankenaufsicht im Euroraum übernimmt. Ab dann wird die EZB die größten und wichtigsten Banken in den 18 Eurostaaten direkt überwachen.

    Ergebnisse des Bilanzchecks sollen im Oktober veröffentlich werden - zusammen mit den Erkenntnissen aus einem Stresstest, den die EZB in diesem Sommer gemeinsam mit der europäischen Bankenaufsicht EBA durchführen will. Dabei soll eine Krise mit Wirtschaftseinbruch und Verfall der Immobilienpreise simuliert werden. Klar ist bereits, dass die Quote an hartem Kernkapital - dieses gilt als Krisenpuffer - der Institute in diesem Szenario nicht unter 5,5 Prozent fallen darf. Damit legt diese Überprüfung härtere Kriterien an als frühere Stresstests in Europa.

    Führende EZB-Vertreter hatten zuletzt mehrfach betont, dass die Notenbank bei ihren Überprüfungen kein Auge zudrücken wird. "Ich halte dieses Jahr für ein ganz entscheidendes Jahr: Wir haben die Chance aufzuräumen und wir sollten sie nutzen", hatte kürzlich EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger betont.

    Im Streit um die Ausgestaltung der europäischen Bankenunion näherten sich die 28 EU-Staaten bei Verhandlungen in Brüssel an. Bei wichtigen Punkten zeichneten sich Kompromisse ab, berichteten Diplomaten nach stundenlangen Beratungen der europäischen Finanzminister. Bei der Bankenunion geht es um Regeln zum Schließen oder Sanieren von Pleitebanken. Der geplante gemeinsame Fonds zum Abwickeln von Pleitebanken solle auch Kredite auf den Finanzmärkten aufnehmen können, falls die eigenen Mittel nicht reichten, hieß es.

    Übereinstimmung gab es auch darüber, die Entscheidungswege bei einer Bankenschließung zu vereinfachen. Der Notfalltopf soll nach bisherigen Planungen über zehn Jahre hinweg mit Bankengeldern aufgebaut werden und letztlich einen Umfang von 55 Milliarden Euro haben. Im Gespräch war eine Verkürzung der Aufbauzeit, beispielsweise auf acht Jahre. Bei den Verhandlungen besteht großer Zeitdruck, da das EU-Parlament spätestens im April förmlich zustimmen muss./ben/zb/scb/cb/DP/hbr

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