31.05.2023 21:03:40
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Fed/Beige Book zeigt US-Wirtschaft in relativ guter Verfassung
Von Jeffry Bartash und Florian Faust
WASHINGTON (Dow Jones)--Die Wirtschaftstätigkeit in den USA war im April und Anfang Mai insgesamt wenig verändert, wie aus einer Erhebung der US-Notenbank hervorgeht. Vier Bezirke meldeten einen leichten Anstieg der Wirtschaftstätigkeit, sechs keine Veränderung und zwei einen leichten bis mäßigen Rückgang, wie es in dem Konjunkturbericht Beige Book der Federal Reserve weiter heißt. Die Erwartungen für das künftige Wachstum haben sich etwas verschlechtert, auch wenn die meisten Akteure nach wie vor mit einer weiteren Zunahme der Wirtschaftstätigkeit rechnen. Die Verbraucherausgaben waren in den meisten Distrikten stabil oder stiegen, wobei viele einen Anstieg der Ausgaben für Freizeit und Gastgewerbe meldeten.
Der Beschäftigungsaufbau hat sich im Mai etwas abgeschwächt und die Inflation ist langsamer gestiegen. Das Beige Book zeigt, dass sich die USA immer noch in einer guten Verfassung befinden. Dennoch bleibt die anhaltend hohe Inflation ein großes Problem für die Fed, die den Preisdruck beseitigen will. Das Wirtschaftswachstum in den USA scheint sich im Bereich von 1 bis 2 Prozent zu bewegen. Das ist nicht toll, aber ein stetiges Wachstum.
Die Amerikaner geben nach wie vor viel Geld aus, und das nicht nur wegen der hohen Inflation. Die Menschen gaben mehr in Restaurants, Hotels und reisebezogenen Geschäften aus. Das ist kein Zeichen für eine schwächelnde Wirtschaft. Wenn die Amerikaner den Gürtel enger schnallen, sind die Ausgaben für Freizeit und Gastgewerbe in der Regel die ersten, die zurückgehen. Der Preisanstieg hat sich im Frühjahr etwas verlangsamt. In einigen Teilen des Landes schienen die Verbraucher die höheren Preise zu scheuen. Die starke Nachfrage hat jedoch dazu geführt, dass die Unternehmen die Preise hoch hielten, wie einige Fed-Filialen berichteten. Die Inflation dürfte in den nächsten Monaten in der Nähe des derzeitigen Niveaus bleiben.
Die Unternehmen stellten im Mai weniger Arbeitskräfte ein, die Löhne stiegen "bescheiden und der Arbeitsmarkt kühlte sich etwas ab", so die Fed. Einige wenige Unternehmen gaben auch an, dass sie mit weiteren Einstellungen pausierten oder sogar Stellen abbauten. Dennoch präsentierte sich der Arbeitsmarkt weiterhin stark, wobei die Akteure von Schwierigkeiten bei der Suche nach Arbeitskräften in einem breiten Spektrum von Qualifikationsstufen und Branchen berichteten, wie es weiter heißt.
Nach einer Reihe von Zusammenbrüchen regionaler Banken im Frühjahr konnte die Fed keine Anzeichen für Probleme im Finanzsystem feststellen. Im vorherigen Beige Book war dies eine große Sorge. Dennoch wurden im Beige Book Anzeichen für eine geringere Kreditvergabe und einen leichten Anstieg der Zahlungsausfälle festgestellt. Die New Yorker Fed erklärte, dass "regionale Banken von einer anhaltenden Verschärfung der Kreditbedingungen und einer rückläufigen Kreditnachfrage berichteten". Die Philadelphia Fed teilte mit, einige regionale Banken hätten "den Hahn für neue Kredite zugedreht". Und die Cleveland Fed erklärte, dass die Nachfrage nach Krediten aufgrund höherer Zinssätze zurückgegangen sei.
Mit dem Beige Book bereitet die US-Notenbank die jeweils nächste Sitzung vor. Es ist eine Zusammenfassung von Kommentaren der zwölf regionalen Zentralbanken der USA, die über die aktuelle wirtschaftliche Lage in ihren jeweiligen Regionen berichten. Die nächste Zinssitzung der Fed findet am 13. und 14. Juni statt.
Die Fed hat seit März 2022 mit einer historisch beispiellosen Serie von raschen Zinserhöhungen versucht, die galoppierende Inflation zu zähmen und wieder in Richtung ihres Ziels von 2 Prozent zu drücken. Doch so richtig erfolgreich war die Fed bisher nicht. Zwar ist die Inflation seit dem Höchststand von etwa 9 Prozent im Sommer 2022 deutlich gesunken, doch die Preissteigerungen insbesondere in den Dienstleistungsbranchen bleiben hoch.
An den Märkten fragen sich die Anleger deshalb, ob die Fed bei der kommenden Sitzung eine Pause bei den Zinserhöhungen einlegen oder ob sie noch einmal einen Schritt um 25 Basispunkte machen wird. Die Zinsfutures preisen eine Erhöhung um 25 Basispunkte zu rund 65 Prozent ein. Bei einem Wert von etwa 80 Prozent gilt eine Erhöhung als sicher.
Mitarbeit: Andreas Plecko
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/DJN/apo/flf
(END) Dow Jones Newswires
May 31, 2023 15:04 ET (19:04 GMT)
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