23.10.2008 13:55:00

DAX am Mittag: Ungebremst auf Talfahrt, Daimler brechen nach Zahlen ein, Praktiker heben ab

Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Der deutsche Aktienmarkt setzt seine Talfahrt in unvermindertem Tempo fort. Der Dax liegt zur Stunde mit 3,53 Prozent im Minus bei 4.409,72 Indexpunkten. Beim MDAX ist ein Abschlag von 2,31 Prozent auf 5.229,91 Zähler auszumachen. Belastet von Sorgen um eine drohende weltweite Rezession ist die Wall Street am Vorabend auf breiter Front eingebrochen. Außerdem deuten die US-Futures inzwischen auf eine negative Eröffnung der New Yorker Leitbörse hin. Im weiteren Handelsverlauf dürfte die Veröffentlichung der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA Impulse liefern.

Daimler sacken nach einem positiven Auftakt um fast 8 Prozent ab. Der Automobilhersteller hatte im abgelaufenen Quartal unter den spürbar eingetrübten konjunkturellen Rahmenbedingungen sowie hohen Einmalbelastungen aus Restrukturierungen zu leiden. Das EBIT brach in der Folge deutlich ein. Gleichzeitig war der Umsatz rückläufig. Zu allem Überfluss hat der Konzern auch noch seinen Ausblick zurückgenommen. Daneben büßen BMW 7,6 Prozent und Continental 7,5 Prozent ein. Volkswagen verlieren 6 Prozent. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Wolfsburger Konzerns, Ferdinand Piëch, sieht einem Pressebericht zufolge angesichts der schwelenden Finanzkrise negative Auswirkungen auf die Konjunktur sowie die Automobilindustrie.

Gleich unter mehreren negativen Analysteneinschätzungen hat die METRO-Aktie zu leiden. Mit -16,4 Prozent liegt der Titel dann auch am DAX-Ende. Siemens verlieren 7,4 Prozent. Bei der Allianz ist ein Abschlag von 7,2 Prozent auszumachen. Der Finanzvorstand Helmut Perlet sieht den Allfinanzkonzern trotz der Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten einem Pressebericht zufolge nach wie vor gut aufgestellt.

An der DAX-Spitze finden sich unterdessen Bayer mit einem Aufschlag von 2,6 Prozent. Nur knapp dahinter folgen Linde. Der Technologiekonzern gab heute bekannt, dass er in der Schweiz für etwa 44 Mio. Euro eine neue Luftzerlegungsanlage errichten wird. Ferner profitiert der Wert von den überzeugenden Umsatzzahlen des französischen Industriegaseherstellers Air Liquide. Deutliche Kursgewinne fahren außerdem die Deutsche Börse und FMC ein.

Im MDAX schießen Praktiker um gut 15 Prozent in die Höhe. Wie zuvor bekannt wurde, konnte die Baumarktkette im dritten Quartal trotz eines leichten Umsatzrückgangs ihr operatives Ergebnis verbessern. Papiere des Triebwerksherstellers MTU, der in den ersten neun Monaten Umsatz und operativen Gewinn gesteigert hat, gewinnen auf dem zweiten Rang mehr als 9 Prozent. Am Indexende finden sich KlöCo mit -10,9 Prozent. Titel des Online-Brokers comdirect geben im SDAX nach Zahlenvorlage fast 2 Prozent ab.

Unternehmensmeldungen:

Der Automobilkonzern Daimler AG legte heute die Geschäftszahlen für das dritte Quartal vor. Dabei hatte der Automobilhersteller unter den spürbar eingetrübten konjunkturellen Rahmenbedingungen sowie hohen Einmalbelastungen aus Restrukturierungen zu leiden. Wie der Konzern erklärte, sank der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) um rund 65 Prozent. Der Ergebnisrückgang sei insbesondere auf das niedrigere Ergebnis von Mercedes-Benz Cars zurückzuführen, außerdem hätten Sonderfaktoren das Ergebnis belastet. Beim Konzernergebnis wurde ein Gewinn verbucht, nach einem Minus im Vorjahr. Im Konzernergebnis des Vorjahresquartals waren Sondereffekte im Zusammenhang mit der Chrysler-Transaktion enthalten. Der Umsatz ist um gut 7 Prozent gesunken. Bereinigt um Wechselkurs- und Konsolidierungskreisveränderungen sank der Umsatz um 5 Prozent. Der Absatz ging um knapp 3 Prozent zurück. Für das laufende Fiskaljahr erwartet Daimler einen Umsatz leicht unter dem Vorjahreswert von 99,4 Mrd. Euro. Ausgehend von den Erwartungen der Geschäftsfelder rechnet der Daimler-Konzern für das Jahr 2008 mit einem EBIT aus dem laufenden Geschäft von mehr als 6 Mrd. Euro. Bislang hatte der Konzern ein EBIT aus dem laufenden Geschäft von mehr als 7 Mrd. Euro erwartet.

Der Finanzvorstand der Allianz SE (ISIN DE0008404005/ WKN 840400), Helmut Perlet, sieht den Konzern trotz der Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten nach wie vor gut aufgestellt. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" verwies der Manager auf die solide Gesamtlage innerhalb des Konzerns. Auf die Frage, ob es für die Allianz sinnvoll wäre, das staatliche Rettungspaket in Anspruch zu nehmen, erklärte Perlet: "Auch wir müssen uns hinsetzen und sehen, zu welchem Ergebnis wir kommen. Ich möchte aber hinzufügen, dass wir als Allianz ausreichend Kapital und ein kerngesundes Versicherungsgeschäft haben. Die Versicherer scheinen weitaus besser durch die Krise zu kommen als die Banken. Nach allem, was man weiß, sind von diesen kritischen Wertpapieren nicht allzu viele in den Bilanzen der Versicherer vorhanden." Gleichzeitig wies der Manager Gerüchte darüber zurück, dass die Allianz eine Menge solcher Schrottpapiere im Keller habe. Wie Perlet weiter ausführte, wird der Verkauf der Tochter Dresdner Bank an die Commerzbank AG (ISIN DE0008032004/ WKN 803200) trotz wiederholt anderslautender Gerüchte planmäßig über die Bühne gehen:

Der Industriekonzern Siemens AG (ISIN DE0007236101/ WKN 723610) gab heute bekannt, dass der Baudienstleister HOCHTIEF AG (ISIN DE0006070006/ WKN 607000) an Siemens IT Solutions and Services einen Folgeauftrag für die Desktop-Services des Konzerns schwerpunktmäßig in den deutschsprachigen Ländern vergeben hat. Der Vertrag hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Den Angaben zufolge betreut Siemens IT Solutions and Services bereits seit 2004 die Desktop-Services für heute 7.500 HOCHTIEF-Anwender in Deutschland, Österreich und Luxemburg. Künftig sollen auch internationale Projekte von HOCHTIEF hinzukommen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Volkswagen AG (ISIN DE0007664005/ WKN 766400), Ferdinand Piëch, sieht angesichts der schwelenden Finanzkrise negative Auswirkungen auf die Konjunktur sowie die Automobilindustrie. "Die gesamte Weltwirtschaft leidet zurzeit unter den Verwerfungen auf den Kapitalmärkten. Wir haben es schon länger mit einer schwachen Konjunktur zu tun. Die Finanzkrise wirkt da wie ein Turbo. Wann wir aus diesem Tal wieder aufsteigen, kann keiner sagen. Wir sollten uns aber auf eine Durststrecke einstellen", erklärte der Manager in einem Interview mit der Tageszeitung "BILD" (Donnerstagausgabe). Gleichzeitig sieht Piëch den Wolfsburger Automobilkonzern am Ende gestärkt aus der Krise hervorgehen. In Zusammenhang mit der laufenden Übernahme von Volkswagen durch den Sportwagenhersteller Porsche Automobil Holding SE (ISIN DE000PAH0038/ WKN PAH003) äußerte sich Piëch zuversichtlich, dass es zu einer einvernehmlichen Lösung kommt.

Der Technologiekonzern Linde AG (ISIN DE0006483001/ WKN 648300) gab heute bekannt, dass er über seine schweizerische Tochter PanGas AG in Muttenz (Basel) für rund 44 Mio. Euro eine neue Luftzerlegungsanlage errichten wird. Wie das Gase- und Engineering-Unternehmen mitteilte, wird die neue Anlage mit einer Tageskapazität von über 500 Tonnen verflüssigtem Stickstoff, Sauerstoff und Argon im Spätherbst 2010 in Betrieb gehen.

Die Baumarktkette Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding AG (ISIN DE000A0F6MD5/ WKN A0F6MD) konnte im dritten Quartal trotz eines leichten Umsatzrückgangs ihr operatives Ergebnis verbessern. Dabei kletterte das operative Ergebnis (EBITA) im dritten Quartal um 22,1 Prozent. Der Konzernüberschuss war deutlich positiv, nach einem Verlust im Vorjahr.

Die MTU Aero Engines Holding AG (ISIN DE000A0D9PT0/ WKN A0D9PT) konnte in den ersten neun Monaten Umsatz und operativen Gewinn verbessern. Wie der Triebwerkshersteller heute mitteilte, wuchs der Umsatz um 5 Prozent. Dollarkursbereinigt beträgt das Umsatzplus sogar 17 Prozent. Der operative Gewinn lag um 5 Prozent über dem Vergleichswert 2007. Stabil geblieben ist der Gewinn nach Steuern. "Die MTU blickt auf ein besonders erfolgreiches drittes Quartal zurück und kommt bei der Erreichung ihrer Ziele gut voran. Daher können wir unsere Prognose für das Jahr 2008 heute anheben", sagte Egon Behle, Vorstandsvorsitzender der MTU. "Wir erwarten einen Umsatz von 2,65 Mrd. Euro und rechnen bis zum Jahresende mit einem operativen Gewinn von mindestens 400 Mio. Euro."

Der Online-Broker comdirect bank AG (ISIN DE0005428007/ WKN 542800) gab heute seine Zahlen für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres bekannt. Nach Steuern lag das Ergebnis im Berichtszeitraum auf Vorjahresniveau. Die Gesamterträge stiegen um 5 Prozent. Wie die Gesellschaft weiter mitteilte, stieg die Kundenzahl seit Jahresbeginn um 28 Prozent. (23.10.2008/ac/n/m)

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