Konzernumbau belastet 19.04.2013 15:50:33

Commerzbank rechnet mit Verlust im ersten Quartal

Zum Jahresauftakt 2013 gab es aller Voraussicht nach unter dem Strich rote Zahlen, weil das Institut im ersten Quartal knapp 500 Millionen Kosten für den geplanten Abbau tausender Stellen verbucht. Operativ sei die Bank "solide" gestartet, beruhigte Konzernchef Martin Blessing die Aktionäre bei der Hauptversammlung am Freitag in Frankfurt.

Die Aussichten seien angesichts der schwelenden Euro-Schuldenkrise allerdings trüb. 2013 verspreche "insgesamt kein einfaches Jahr zu werden", sagte Blessing. "Die Ergebnissituation der gesamten Branche wird herausfordernd bleiben." Frühestens 2014 soll sich der Konzernumbau auszahlen. Bis 2016 will die Bank 4.000 bis 6.000 Vollzeitstellen kappen - ein Fokus ist das Privatkundengeschäft.

KRITIK VON AKTIONÄRSSEITE

Dass der seit der Finanzkrise 2008/2009 teilverstaatlichte DAX-Konzern den Staat als Großaktionär allmählich abschütteln und sich so auch mehr Freiraum für Dividenden verschaffen will, besänftigte die Anteilseigner nicht. "Wir trauen diesem Management nicht, dazu haben Sie mit ihrem Marketingdeutsch in den vergangenen Jahren zu sehr enttäuscht. Herr Blessing, bei allem Respekt: Uns reicht's!", kritisierte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Etliche Aktionäre erklärten ihren Widerstand gegen die neuerlichen Kapitalpläne, mit denen die Anteile von Alteigentümern weiter verwässert würden. Zunächst sollen die Aktien im Verhältnis 10:1 zusammengelegt werden. Das soll verhindern, dass das Papier, das seit gut eineinhalb Jahren zwischen einem und zwei Euro notiert, unter einen Euro fällt. Denn dann wäre eine Kapitalerhöhung unmöglich. In einem zweiten Schritt ist die Ausgabe neuer Aktien im Volumen von 2,5 Milliarden Euro vorgesehen. Am Freitag ging es für die Commerzbank-Aktie an der Frankfurter Börse um 1,71 Prozent auf 1,147 Euro nach unten.

HILFSGELDER ZURÜCKZAHLEN

Mit dem frischen Geld will die Commerzbank die restlichen Hilfsgelder des staatlichen Rettungsfonds Soffin (1,63 Mrd Euro) als auch die Stille Einlage des Versicherungskonzerns Allianz (750 Mio Euro) zurückzuzahlen. "Wir wollen die Weichen für den Einstieg in den Ausstieg des Staates aus der Commerzbank stellen", warb Blessing. Der Soffin hatte angekündigt, im Zuge der geplanten Kapitalmaßnahmen seinen Aktienanteil an der Bank von 25 Prozent auf unter 20 Prozent zu senken. Damit würde der deutsche Staat sein Recht zur Blockade wichtiger Entscheidungen (Sperrminorität) aufgeben.

Blessing erklärte, die verbliebenen Hilfen müssten durch hartes Kernkapital ersetzt werden: "Ganz gleichgültig, ob aus erwirtschafteten Gewinnen oder im Rahmen einer Kapitalerhöhung: Es wird stets um Mittel gehen, auf die der Aktionär in der einen oder anderen Weise verzichten muss." Der Schritt eröffne auch Spielraum für Dividenden: "Gerade dieser Faktor ist für Sie als Aktionäre von großer Relevanz." Eine Gewinnausschüttung an die Anteilseigner hat es bei der Commerzbank seit fünf Jahren nicht mehr gegeben. Auch für 2013 wird es mit ziemlicher Sicherheit keine Dividende geben.

VORWURF: KAPITALVERNICHTUNG

"Dass Aktionäre nicht mehr jubelnd die Brieftaschen aufreißen, ist verständlich", bilanzierte Wolfgang Aleff von der Gesellschaft für Wertpapierinteressen die vergangenen Jahre. Seit Übernahme der Dresdner Bank mitten in der Finanzkrise 2008 hat die Commerzbank zu kämpfen. Die optimistische Gewinnplanung für 2012 hatte das Management bereits kassiert, am Ende blieb für das vergangene Jahr gerade noch ein Mini-Konzernüberschuss von 6 Millionen Euro. 2011 waren es noch 638 Millionen Euro gewesen.

Aktionär Karl-Walter Freitag schimpfte: "Wir haben ihre Kapitalvernichtung endgültig satt, die unter stiller Duldung des Staates stattfindet." Weil bei der Hauptversammlung nur knapp 39 Prozent des Grundkapitals vertreten waren, galt es wegen des Gewichts der Großaktionäre als sicher, dass der Vorstand seine Kapitalpläne durchbekommen würde./ben/enl/DP/stw

FRANKFURT (dpa-AFX)

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