03.11.2008 09:15:00

Börse Frankfurt-News: "Chancen und Risiken sind ausgeglichen" (Wochenausblick)

        FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 3. November 2008. Trotz positiver Quartalszahlen und rückläufiger Rohstoffpreise bleiben die Aussichten für die Aktienmärkte gemischt. Ein positiver Impuls könnte von der US-Wahlentscheidung ausgehen. Das Gewicht von VW im Dax wird reduziert. Es gelten außerdem neue Indexregeln.

Die Kurskapriolen von Aktien wie VW im deutschen Leitindex könnten künftig wieder überschaubarer ausfallen. Ab heute bleibt nach einer Entscheidung des Arbeitskreises Aktienindizes der Deutschen Börse das Gewicht der VW-Aktie im DAX® auf 10 Prozent begrenzt. Im Gegenzug werden alle übrigen 29 DAX-Werte schwerer gewichtet, den höchsten Zuwachs verzeichnen nach Angaben der WestLB E.ON und Siemens. Zusätzlich tritt eine Ergänzung des Regelwerks in Kraft. Demnach kann künftig ein Titel aus dem Index umgehend entfernt werden, wenn sein Indexgewicht 10 Prozent und die 30-Tage Volatilität 250 Prozent überschreitet.

Quartalszahlen finden wenig Beachtung

Die Volkswirte der Credit Suisse weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung von etwas 80 Unternehmensbilanzen aus dem marktbreiten Index S&P 500 in dieser Woche der Höhepunkt der Bilanzsaison bevorsteht. Die Entscheidung über den künftigen US-Präsidenten am Dienstag könnte jedoch für einen kräftigeren Impuls sorgen, weil sie grundlegende Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft nach ziehen werde. Dies lasse für die Entwicklung der Aktienmärkte auf mittlere Sicht hoffen. Bis Frühjahr nächsten Jahres sei aber weiterhin mit höheren Schwankungen an den Aktienmärkten zu rechnen, weil erst zu diesem Zeitpunkt mehr Klarheit über die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft bestehe.

Unternehmensergebnisse mit Beruhigungspotential

Klaus Stabel von ICF Kursmakler sieht die Chancen und Risiken an den Aktienmärkten derzeit in einem ausgeglichenen Verhältnis. "Von den Konjunkturdaten wie den US-Einkaufsmanagerindizes und dem US-Arbeitsmarktbericht sind nicht unbedingt positive Impulse zu erwarten, aber wie sich bereits in der vergangenen Woche gezeigt hat, konnten die Quartalsberichte einiger deutscher Unternehmen zur Stabilisierung des DAX beitragen." Da in dieser Woche ein weiteres Drittel der Mitgliedsunternehmen im deutschen Leitindex seine Zahlen des dritten Quartals auf den Tisch lege, die Bewertungen aber schon sehr deutlich gefallen seien, wäre eine kurzfristige Fortsetzung der Erholung nicht überraschend. "Mit der Dynamik der vergangenen Woche, als der DAX allein die Hälfte seiner gesamtem im Oktober angefallenen Verluste wieder ausgleichen konnte, wird sich die Erholung zwar nicht mehr fortsetzen, aber ein Großteil der zu erwartenden Gewinnrevisionen ist in den aktuellen Kursen schon enthalten. Von dieser Seite nehmen die Gefahren für den Markt ab", vermutet Stabel. Zudem werde sich die Entscheidung der Deutschen Börse, den Anteil der VW-Aktie am Index auf 10 Prozent zu begrenzen, beruhigend auswirken. "Der starke Kursanstieg der VW-Aktie hatte im Verlaufe der Woche zum Ergebnis, dass allein der Anteil des Automobilherstellers am DAX 30 Prozent betrug. Die Deckelung des Anteils ist der richtige Schritt, um einen Teil des verloren gegangenen Vertrauens der Anleger wieder zurückzugewinnen", ist sich der Analyst sicher.

Zinssenkungen kurzfristig ohne Wirkung

Von den angekündigten bzw. bereits vollzogenen, weiteren Zinssenkungen der großen Zentralbanken erhoffen sich Analysten kurzfristig dagegen kaum größere, positive Effekte für den Aktienmarkt. Nach Meinung der LBBW werden zusätzliche Zinssenkungen alleine weitere Rückschläge an den Aktienmärkten nicht verhindern, da im Rahmen der rezessiven Entwicklung der Weltwirtschaft auch mit einer deutlichen Rücknahme der Gewinnprognosen der Unternehmen im nächsten Jahr zu rechnen sei. Bis die jüngst beschlossenen Zinssenkungen ihre Wirkung auf die Realwirtschaft entfalten, werden mindestens noch sechs bis neun Monate vergehen.

Technische Analysten von HSBC Trinkaus & Burkhardt billigen dem deutschen Leitindex in ihrem technischen Marktkommentar kurzfristiges Erholungspotenzial bis 5.300 Punkte zu. Die zügige Überwindung des Widerstandes bei 4.800 Punkten und der noch immer überverkaufte Zustand lassen eine Fortsetzung der technischen Gegenreaktion erwarten. Das mittelfristige Chartbild werde jedoch von einem intakten Abwärtstrend bestimmt, der aktuell bei knapp 6.000 Punkten verläuft.

Die wichtigsten Konjunkturdaten der Woche:

Montag, 3.November:

16.00 Uhr. USA: ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe Oktober. Das Institut for Supply Management (ISM) veröffentlicht mit diesem Index die monatlichen Ergebnisse einer landesweiten Befragung von mehr als 400 Einkaufsmanagern die aus 20 verschiedenen Bereichen des verarbeitenden Gewerbes stammen. Die LBBW gehen davon aus, dass sich der Index mit um 2 Prozent gegenüber dem Vormonat auf 41,5 Prozent verschlechtert hat. Ein Wert unter 50 Prozent bedeutet, dass die Wirtschaftstätigkeit stagniert oder rückläufig ist.

Mittwoch, 5. November:

16.00 Uhr. USA: ISM-Index für Dienstleistungssektor Oktober. Die Bayerische Landesbank geht von einer Abschwächung des Index im Monatsvergleich von 50,6 auf 47,5 Punkte aus.

Donnerstag, 6. November:

12.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge der Industrie September. Die DekaBank rechnet mit einem Rückgang von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im September lag der Rückgang bei 3,7 Prozent.

13.45 Uhr. Eurozone: EZB-Ratssitzung. Nachdem EZB-Präsident Trichet in der vergangenen Woche eine weitere Senkung der Leitzinsen angekündigt, rechnet die Helaba mit einem Zinsschritt von 0,5 Prozent nach unten.

Freitag, 7. November:

14.30 Uhr. USA: Arbeitsmarktbericht Oktober. Die Mehrzahl der von Bloomberg befragten Analysten erwartet einen leichten Anstieg der Arbeitslosenquote um 6,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 6,3 Prozent.

16.00 Uhr. USA: Schwebende Hausverkäufe September. Die WestLB geht nach einem Anstieg von 7,4 Prozent im August für den September von einem leichten Rückgang um 2,1 Prozent aus.

Neue Unternehmen an der Börse

3. November: Viridis Technologies, Einbeziehung in den Open Market

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© 3. November 2008 / Andreas Wolf

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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