06.02.2018 19:33:42
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BLOG METALL-EINIGUNG/BMW und Bosch sehen Plannungssicherheit
Kommentare und Einschätzungen zur Einigung von IG Metall und Arbeitgebern auf einen neuen Tarifvertrag:
BMW und Bosch sehen Plannungssicherheit
BMW und der Zulieferer Robert Bosch haben die Einigung der Tarifpartner im Pilotbezirk Baden-Württemberg begrüßt. Sie schaffe durch die lange Laufzeit Planungssicherheit, hieß es bei BMW. Darüber hinaus sieht der Autobauer die weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit gleichermaßen für Unternehmen wie für Arbeitnehmer positiv. Daimler betonte, eventuelle Produktionsausfälle schnellstmöglich aufzuholen zu wollen. Der Hersteller gehe davon aus, alle bestellten Fahrzeuge an seine Kunden ausliefern zu können. Bei Bosch hieß es, mit der vereinbarten Entgelterhöhung seien die Arbeitgeber an die Grenze der Belastbarkeit gegangen. Positiv zu bewerten sei die lange Laufzeit des Tarifabschlusses und die Möglichkeit für die Betriebe, ihr Arbeitszeitvolumen deutlich zu erhöhen.
Barclays: Tarifabschluss aus EZB-Sicht zu schwach
Der Lohnabschluss in der deutschen Metall- und Elektroindustrie kann der Europäischen Zentralbank (EZB) nach Meinung von Barclays nicht gefallen. Das auf dem Metall-Abschluss beruhende ökonomometrische Modell lässt nach Aussage von Analyst Tomasz Wieladek für das nächste Jahr einen Anstieg der ausgehandelten Löhne in der Gesamtwirtschaft (sie gelten 45 Prozent aller Arbeitnehmer) von 2,2 Prozent erwarten. Unter Berücksichtigung von 0,7 Prozent Produktivitätsanstieg würden die Lohnstückkosten um nur 1,5 Prozent steigen - "das wäre weniger als das Zweiprozentziel der EZB", rechnet Wieladek vor.
Die Linke sieht Signal für die gesamte Gesellschaft
Nach Ansicht von Linken-Chef Bernd Riexinger haben die Streiks "das Zukunftsthema Arbeitszeitverkürzung in den Mittelpunkt einer öffentlichen Debatte gerückt". Das sei ein Signal für die gesamte Gesellschaft. "Unterm Strich haben die Beschäftigten mehr verdient als das, was nun auf dem Tisch liegt", meinte Riexinger. "Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich ist nicht nur finanzierbar, sondern ein Gebot sozialer Gerechtigkeit."
BDA wertet flexible Arbeitszeiten als Gewinn für beide Seiten
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sieht die Vereinbarung zu flexiblen Arbeitszeiten als Gewinn für beide Seiten. Es sei eine "zukunftsorientierte Lösung gelungen, die sowohl die betrieblichen als auch die Interessen der Arbeitnehmer in den Blick nimmt", sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer. "Die Forderung der IG Metall nach einem Teillohnausgleich für eine verkürzte Vollzeit konnte mit dem Tarifabschluss abgewehrt werden. Gleichwohl wird der Tarifabschluss für viele Betriebe der Metall- und Elektroindustrie eine Belastung darstellen." Wichtig sei deshalb die lange Planungssicherheit mit der Laufzeit von 27 Monaten.
VDMA: Für Mittelständler ist Tarifabschluss zu teuer
Der VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann glaubt, dass der Abschluss für Mittelständler zu teuer ist. "Dieser Tarifabschluss tut vor allem den vielen Mittelständlern im Maschinen- und Anlagenbau richtig weh. Die komplexen Vereinbarungen und Prüfpflichten zur Arbeitszeit werden im betrieblichen Alltag zu erheblichen Unsicherheiten führen. Zudem verschärft die äußerst großzügige Regelung zur Verkürzung der Arbeitszeit die per se angespannte Fachkräftesituation nochmals. Die vergleichsweise lange Laufzeit des Tarifvertrags und die Möglichkeit, auch längere Arbeitszeiten zu vereinbaren, sind zwar grundsätzlich positiv, aber nur ein schwacher Trost."
ING Bank sieht keine Gefahr von Lohn-Preis-Spirale
ING-Bank-Chefvolkswirt Carsten Brzeski sieht in dem Tarifabschluss keine Gefahr für eine beginnende Lohn-Preis-Spirale. "Im breiteren europäischen Kontext zeigt die Tatsache, dass dieser Tarifabschluss für einen Zeitraum von 27 Monaten vereinbart wurde, dass es sich nicht um den Beginn einer aufwärtsgerichteten Lohn-Preis-Spirale in Deutschland handelt. Tatsächlich bedeutet die Streckung eines nominalen Anstiegs von 4,3 Prozent über mehr als zwei Jahre hinweg weniger und nicht mehr Aufwärtsdruck auf die Löhne als in den letzten Jahren."
IG Metall Küste will über Übernahme von Pilotabschluss verhandeln
Der Bezirk Küste der IG Metall hat den Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie für Baden-Württemberg begrüßt und will am Donnerstag über die Übernahme der Pilotvereinbarung verhandeln. Baden-Württemberg gilt wegen des ersten Tarifergebnisses der aktuellen Runde nun als Pilotbezirk. Die Wahrscheinlichkeit, dass alle übrigen Bezirke die Einigung im Grundsatz übernehmen, ist groß. Die Tarifkommission des Bezirks Küste will das Ergebnis am Mittwoch diskutieren, für Donnerstag sind dann Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband Nordmetall über eine Übernahme des Abschlusses geplant.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/AFP/apo/smh/hab/jhe/sha
(END) Dow Jones Newswires
February 06, 2018 13:33 ET (18:33 GMT)

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