12.05.2014 13:12:31
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BLICKPUNKT/Zwiespältiges Echo auf BSkyB-Fusionsgespräche
Von Florian Faust
Eine mögliche Fusion der europäischen Senderfamilie Sky unter dem Dach der britischen BSkyB stößt auf ein geteiltes Echo - bei Analysten und Anlegern. Während Anleger von Sky Deutschland die Meldung feiern, senken Investoren bei BSkyB senken den Daumen. Auch die Gilde der Analysten kann sich nicht zu einer einhelligen Position durchringen.
Am Montagmorgen bestätigte die British Sky Broadcasting Group (BSkyB) Medienberichte, dass mit der 21st Century Fox Gespräche über eine Übernahme der Fox-Anteile an Sky Deutschland und Sky Italia geführt werden. Der US-amerikanische Film- und Fernsehkonzern 21st Century Fox, der Großaktionär beim britischen Sender ist, bestätigte ebenfalls, dass es Gespräche gibt.
Die Analysten der UBS halten den Griff der BSkyB nach der Kontrolle über Sky Deutschland und Sky Italia für strategisch positiv. Sie hatten die Möglichkeit zur Schaffung von "Sky Europe" bereits Mitte Januar in einer Analyse ins Spiel gebracht. Mit der Übernahme der beiden kontinentaleuropäischen Sender durch BSkyB unter dem Dach von 21st Century Fox kreierten die Briten einen finanziell stärker aufgestellten Spieler auf dem europäischen TV-Markt, der paneuropäische Rechte erwerben und in Lizenzen investieren könne. Über die gewichtigere Rolle des fusionierten Unternehmens gebe es hier einen entsprechenden Hebel. Sie rechnen konservativ geschätzt mit jährlichen Synergien von mehr als 150 Millionen Pfund Sterling. Andere sind hier noch mutiger: Die Analysten der Credit Suisse beziffern die Synergien in den kommenden drei Jahren auf 300 Millionen Pfund Sterling pro Jahr.
Langfristig ist laut UBS ein solcher Schritt für BSkyB zu begrüßen. Kurzfristig dürften Anleger bis zur Klärung der Details jedoch uneinheitlich reagieren, zumal der über die Medien kolportierte Wert von 5 Milliarden Euro für Sky Italia aus ihrer Sicht zu hoch ausfalle. Die Marktreaktion gibt den Experten der schweizerischen Großbank Recht: Denn während die Aktie des deutschen Abonnementsenders Sky Deutschland mit einem Aufschlag von 6,5 Prozent die Gewinnerliste im MAX anführt, geben die Titel von BSkyB in London 2,3 Prozent auf 869,50 Pence ab.
Rundherum skeptisch zeigen sich die Analysten von J.P. Morgan - sowohl über das Zustandekommen der Transaktion als auch über deren möglichen Erfolg. "Die Sache dürfte kostspielig werden", so ihre Kritik. Außerdem erschließt sich den Experten nicht, wo bei der Fusion der drei Sender die maßgeblichen Synergien liegen sollen. Kurzfristig werde sich der Barmittelfluss bei BSkyB nicht steigern lassen, denn etwa bei Sky Deutschland gebe es einen Barmittelabfluss. Dazu gesellten sich noch erhebliche Schwierigkeiten bei den notwendigen kartellrechtlichen Genehmigungen.
Auch in einem anderen Punkt widersprechen die Experten von JPM der UBS. Denn eine Fusion sei bei den Bieterverfahren für die diversen Fußballrechtepakete nicht hilfreich. Allenfalls bei der Technik gebe es ein begrenztes Kostensparpotenzial - auch der Erwerb anderer Programminhalte dürfte geringfügig günstiger werden. Einsparpotenzial macht JPM auch bei Telefonzentren, der Vermarktung, der Übertragung und im Bereich Breitband aus.
Eine gewissen Branchenlogik können immerhin die Analysten der Credit Suisse bei dem Deal erkennen. Allerdings dürfte 21st Century Fox, die beide kontinentaleuropäischen Sky-Sender kontrolliert und an BSkyB immerhin 39,1 Prozent besitze, zumindest kurzfristig kein Übernahmegebot für die Briten vorlegen. Dieser Umstand berge Enttäuschungspotenzial. Der eigentlich interessante Teil einer möglichen Transaktion liegt für die Credit Suisse ohnehin in Deutschland, denn der Marktanteil für Bezahlfernsehen rangiere hier bei unter 10 Prozent und damit auf einem äußerst dürftigen Niveau.
Da Sky Deutschland der einzige Anbieter dieser Art sei, prognostizieren die Experten eine Steigerung der Kunden von aktuell 3,7 Millionen auf 6,7 Millionen im Jahr 2020 - parallel dürfte das Betriebsergebnis von 92 Millionen Euro 2014 auf über eine Milliarde Euro steigen. Italien sei dagegen ein schwieriger Markt mit hartem Wettbewerb.
Dass sich Analysten über die Einschätzung einer möglichen Transaktion nicht einig sind, spiegelt auch die Bewertung der Aktie von BSkyB wider. Während J.P. Morgan die Titel der Briten mit "Neutral" einstuft und das Kursziel auf 965 von zuletzt 930 Pence erhöht, rät die Credit Suisse bei einem Kursziel von nur 600 Pence zum "Untergewichten" des Werts. Die UBS empfiehlt das Papier zum Kauf und gibt ein Ziel von 1.100 Pence aus. In allen Fällen ist also bei den Kurszielen noch erheblich Raum nach oben oder unten gegenüber dem aktuellen Kursniveau von rund 870 Pence.
21st Century Fox ist mit 39,1 Prozent Großaktionär von BSkyB. Fox wurde im Juni 2013 von der News Corp abgespalten, zu der das Wall Street Journal und Dow Jones Newswires gehören. Die frühere News Corp hat bereits 2011 versucht, BSkyB komplett zu übernehmen, gab diese Pläne aber auf, als der Konzern wegen fragwürdiger Recherche-Praktiken selbst in die Schlagzeilen geriet und einen öffentlichen Aufschrei auslöste.
Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com
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May 12, 2014 06:39 ET (10:39 GMT)
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