Neues Sparprogramm |
23.02.2024 17:59:00
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BASF-Aktie fester: BASF will weiter sparen - Verhaltener Ausblick auf 2024
Der alte und auch der neue Vorstand unter Führung von Markus Kamieth werden aber am Standort Ludwigshafen festhalten, versicherte Brudermüller, der nach Ablauf der Hauptversammlung im April das Ruder übergibt. Ludwigshafen werde zwar kleiner werden, aber auch auf Sicht der größte Produktionsstandort im Konzern bleiben.
Konkret sollen am Sitz des DAX-Konzerns bis Ende 2026 zusätzlich jährlich Kosten von einer Milliarde Euro gespart werden. Wie viele Stellen in Ludwigshafen wegfallen werden, ist noch unklar. Brudermüller schloss auch die Schließung weiterer Anlagen nicht aus. Das Management und sein Nachfolger Kamieth sollen den größten Produktionsstandort neu aufstellen, wobei vor allem eine größere Profitabilität im Fokus steht. Ein Zielbild will das neue Vorstandsteam dann in der zweiten Jahreshälfte vorlegen.
Einsparungen soll es sowohl in der Produktion als auch in den Bereichen außerhalb geben. Die Fixkosten sollen durch Effizienzsteigerungen gesenkt und die Produktionskapazitäten dem Markt angepasst werden. "Die Situation ist ernst, daher schließen wir explizit keine Maßnahmen aus", hatte der scheidende Konzernchef die Lage skizziert.
Finanzchef Dirk Elvermann sprach von einer bereits länger anhaltenden Entwicklung. Von den knapp 112 000 Mitarbeitern waren zuletzt in Ludwigshafen 38 710 beschäftigt, davon zwei Drittel in der Produktion. BASF als größter industrieller Gasverbraucher in Deutschland leidet wie viele Chemieunternehmen unter den relativ hohen Energiepreisen hierzulande.
Die Chemiegewerkschaft IG BCE kritisiert das verkündete Sparprogramm und den damit verbundenen Stellenabbau. Statt einem Sparprogramm nach dem nächsten brauche es Zukunftsinvestitionen und eine klare, nach vorne gerichtete, Perspektive, mahnte Gunther Kollmuß, Leiter des IGBCE-Bezirks Ludwigshafen.
Bereits 2022 hatte die BASF-Führung wegen verschlechterter Geschäfte und schwierigerer Rahmenbedingungen in Europa ein Sparprogramm angekündigt. Damit sollen die jährlichen Kosten bis Ende 2026 um insgesamt 1,1 Milliarden Euro gesenkt werden. Zu den Maßnahmen zählen der Abbau von rund 3300 Jobs weltweit, davon 700 Stellen in der Produktion in Ludwigshafen, sowie die Stilllegung mehrerer energieintensiver Chemieanlagen etwa für Ammoniak, wie BASF vor einem Jahr konkretisiert hatte.
Schon Ende 2023 seien die Kosten um rund 600 Millionen Euro gesunken, berichteten die Manager. Die restlichen 500 Millionen Euro an Einsparungen aus dem Programm sollen ab 2026 hinzukommen. Insgesamt fielen für das laufende und neue Sparprogramm rund 1,8 Milliarden Euro einmalig an.
Auch für das laufende Jahr rechnet der BASF-Vorstand mit keiner deutlichen Besserung. Die Schwäche der Weltwirtschaft aus dem vergangenen Jahr dürfte sich 2024 fortsetzen, sagte Brudermüller. Das Wachstum werde sich voraussichtlich erst im Jahresverlauf etwas verstärken. In Europa bremsten weiter die vergleichsweise hohen Energiepreise und ungünstige Rahmenbedingungen die wirtschaftliche Entwicklung.
An seiner China-Strategie will das Management des Chemieriesen wegen der Marktchancen nicht rütteln, sagte Brudermüller explizit. Das Unternehmen hatte jüngst angekündigt, Anteile an den beiden Joint Ventures im chinesischen Korla zu verkaufen. Hintergrund waren Berichte über mögliche Menschenrechtsverletzungen. In den beiden Joint Ventures hatte es laut BASF jedoch keine Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen gegeben.
BASF peilt für dieses Jahr ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie Sondereinflüssen zwischen 8,0 und 8,6 Milliarden Euro an. 2023 ging der bereinigte Betriebsgewinn um fast 29 Prozent auf knapp 7,7 Milliarden Euro zurück. Angaben zum erwarteten Umsatz und Gewinn machten die Ludwigshafener nicht. Die Dividende für 2023 soll unverändert 3,40 Euro je Aktie betragen.
Der Konzern hatte bereits vorab mitgeteilt, dass Umsatz und Gewinn 2023 deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben sind. Das Management macht dafür vor allem eine schwache Nachfrage und die gestiegenen Energiekosten verantwortlich. Die Erlöse lagen im vergangenen Jahr bei 68,9 Milliarden Euro, gut ein Fünftel weniger als im Vorjahr, und der Gewinn unterm Strich bei 225 Millionen Euro. 2022 musste BASF wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine milliardenschwere Abschreibungen auf Öl- und Gasgeschäfte der Tochter Wintershall Dea vornehmen.
BASF will die entstehende Harbour-Beteiligung schrittweise verkaufen
BASF will die Beteiligung am britischen Ölkonzern Harbour Energy, die dem Chemiekonzern aus dem geplanten Verkauf seiner ^Wintershall Dea-Beteiligung erwachsen wird, schrittweise verkaufen. Die geplante Verschmelzung von Harbour und Wintershall Dea biete Wertsteigerungspotenzial, sagte BASF-Finanzvorstand Dirk Elvermann in einer Analystentelefonkonferenz.
BASF hatte im Dezember angekündigt, seine Beteiligung an Wintershall Dea zu verkaufen. Für die Förder- und Entwicklungsaktivitäten und die Explorationslizenzen außerhalb von Russland zahlt Harbour dem Chemiekonzern aus Ludwigshafen 1,56 Milliarden US-Dollar in bar. Überdies bekommt BASF neue Harbour-Aktien und wird mit 39,6 Prozent Großaktionär. Nach einer Haltefrist von sechs Monaten könne BASF die Aktien schrittweise verkaufen, sagte Elvermann. "Eine konkrete Frist für den kompletten Verkauf sämtlicher Anteile an Harbour setzen wir uns aber nicht."
Elvermann äußerte sich zuversichtlich, sämtlich behördlichen Genehmigungen für den Verkauf zu bekommen und ihn im vierten Quartal über die Bühne zu bringen.
Die verbleibende Wintershall Dea habe den Zweck, die verschiedenen Beteiligungen mit Russland-Bezug zu verkaufen oder abzuwickeln und Forderungen einzutreiben. Sie bereitet auch den Verkauf der knapp über 50-prozentigen Beteiligung am Gasfernleitungsnetzbetreiber Wiga vor. Hier sei der Bund als zweiter Anteilseigner erster Ansprechpartner, so Elvermann.
So reagierte die BASF-Aktie
Der Aktienkurs von BASF hat am Freitag nach dem Quartalsbericht und Aussagen zum Ausblick ein Auf und Ab erlebt. Nach frühen Kursgewinnen von bis zu vier Prozent wendete sich das Blatt, als vereinzelt kritische Stimmen zum Finanzmittelfluss (Cashflow) aufkamen. Ein Stück unter dem Jahreshoch von fast 50 Euro von Anfang Januar zogen Anleger die Bremse. Zum Handelsende lag der Kurs mit minus 0,52 Prozent bei 46,60 Euro.
Während der Jefferies-Experte Chris Counihan am Freitag mit einer nur verhaltenen Kursreaktion aufgrund der Zahlen und des Ausblicks rechnete, äußerte sich Analyst Chetan Udeshi von JPMorgan zunächst etwas optimistischer. Dem Experten zufolge waren wichtige Kennziffern bereits bekannt und so habe der Fokus auf dem Ausblick gelegen.
Die Ziele entsprächen in etwa dem Analystenkonsens. Eine Befürchtung von Investoren, dass das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) im Jahr 2024 unverändert oder leicht unter dem Vorjahreswert ausfallen könnte, ist aber laut Udeshi nicht eingetreten. Tatsächlich liege selbst das untere Ende der Prognosespanne über dem Vorjahreswert, betonte er.
Nach 7,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr peilt BASF für das laufende Jahr ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie Sondereinflüssen zwischen 8,0 Milliarden Euro und 8,6 Milliarden Euro an. BASF will zudem am Standort Ludwigshafen zusätzlich Kosten von einer Milliarde Euro bis 2026 einsparen.
Kritische Stimmen gab es allerdings zum Ausblick auf den Free Cashflow, den ein Händler als schwach bezeichnete. Nach einem Vorjahreswert von 2,7 Milliarden Euro erwartet BASF 2024 einen Zufluss freier Barmittel von maximal 0,6 Milliarden Euro. Dies stehe wohl mit vorübergehenden Investitionen in Zusammenhang und setze einmal mehr ein Fragezeichen hinter die Höhe der Dividende, sagte ein Börsianer. Für 2023 will BASF die Auszahlung mit 3,40 Euro konstant halten.
LUDWIGSHAFEN/FRANKFURT (dpa-AFX/Dow Jones)
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