28.01.2016 16:01:47

AUSBLICK/Thyssenkrupp-Chef muss bei HV mit mehr Kritik rechnen

   Von Jenny Busche

   FRANKFURT (Dow Jones)--Wenn Heinrich Hiesinger bei der Hauptversammlung am Freitag vor die Aktionäre tritt, wird er sich wohl mehr Kritik anhören müssen als im vergangenen Jahr. Damals lobten Anlegervertreter die "bemerkenswerten Fortschritte", nachdem der Stahl- und Technologiekozern nach drei Jahren mit Milliardenverlusten zum ersten Mal einen Nettogewinn erwirtschaftet hatte.

   Zwar erzielte thyssenkrupp im vergangenen Geschäftsjahr weitere Verbesserungen, 2016 könnte der Konzern aber einen Rückschlag erleben. Vor allem die fallenden Stahlpreise - ausgelöst durch Überkapazitäten und Billigimporte aus China - bereiten dem Konzern Probleme. Hiesinger warnte bereits bei der Veröffentlichung der Bilanz im November vor einem schwierigen Jahr.

   Der Konzernchef bestätigte zwar zuletzt die Prognose. Voraussetzung sei aber, dass "sich die Werkstoffgeschäfte in der zweiten Geschäftsjahreshälfte deutlich erholen," sagte Hiesinger in einem Interview mit dem Handelsblatt. Der Konzern hat ein operatives Ergebnis von 1,6 Milliarden Euro bis 1,9 Milliarden Euro in Aussicht gestellt - im schlechtesten Fall wäre das ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.

   Branchenexperten bezweifeln, dass Thyssenkrupp sein Ziel erreicht. So korrigierte Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe jüngst seine Schätzung deutlich nach unten. Der Analyst rechnet nur noch mit einem operativen Ergebnis von knapp 1,34 Milliarden Euro, das wäre ein Rückgang von rund 20 Prozent.

   In den vergangenen zwei Jahren hat vor allem das harte Sparprogramm bei dem Konzern für Verbesserungen gesorgt. Auch in diesem Jahr will Thyssenkrupp die Kosten um 850 Millionen Euro senken. Allerdings räumte Hiesinger ein, dass der Effekt begrenzt sei: "Alles, was wir an Sparanstrengungen unternehmen, holt uns binnen kurzer Zeit wieder ein", sagte der Konzernchef in dem Zeitungsinterview.

   Bei den Aktionären stößt zudem die Entwicklung des Aktienkurses auf Kritik. Das Thyssenkrupp-Papier hat innerhalb der vergangenen zwölf Monate etwa ein Drittel seines Wertes verloren. Das sei "unzufriedenstellend", sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz vor der Hauptversammlung.

   Auch bei der Bilanz sieht der Aktionärsvertreter weiteren Verbesserungsbedarf. Thyssenkrupp nahm zwar im vergangenen Geschäftsjahr erstmals seit 2006 wieder mehr Geld ein als der Konzern ausgab - ohne Zuflüsse aus dem Verkauf von Unternehmensteilen. Mit 65 Millionen Euro war der freie Mittelzufluss aber noch überschaubar. Auch die Eigenkapitalquote fiel mit 9,3 Prozent Ende September niedriger aus als bei vielen anderen DAX-Unternehmen.

   Angesichts dieser Probleme werden wohl am Freitag wieder Forderungen nach einer Aufspaltung von Thyssenkrupp laut werden. Einige Beobachter sind davon überzeugt, dass die Summe der Einzelteile mehr wert ist als der Gesamtkonzern. Hiesinger hat bisher stets dagegengehalten und die Vorteile des Konzernverbunds beschworen. Das müsse sich allerdings auch in den Ergebnissen widerspiegeln, sagte Aktionärsvertreter Hechtfischer.

   Kontakt zum Autor: jenny.busche@wsj.com

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   January 28, 2016 09:31 ET (14:31 GMT)

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