15.12.2010 09:00:31

AUSBLICK/ifo-Index könnte erneut den Erwartungen trotzen

   Von Hans Bentzien

   Dow Jones NEWSWIRES

   FRANKFURT (Dow Jones)--Das Geschäftsklima in der gewerblichen Wirtschaft Deutschlands könnte sich im Dezember erneut - wenn auch nur marginal - erhöht haben. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass der vom Münchener ifo Institut für Wirtschaftsforschung erhobene Geschäftsklimaindex auf 109,4 Punkte von 109,3 im Vormonat steigt. Bereits im November hatte der Indikator auf dem höchsten Stand in der bis 1991 zurückreichenden Historie des gesamtdeutschen Index notiert. Die Prognose beruht auf der Erwartung, dass der Index der Lagebeurteilung auf 112,6 (112,3) Punkte gestiegen, die Erwartungskomponente aber auf 106,2 (106,3) Stellen zurückgegangen ist. Das ifo Institut wird die Daten am Freitag um 10.00 Uhr veröffentlichen.

   In den vergangenen Monaten hatten die Dow Jones Newswires befragten Volkswirte mehrmals die Erwartung geäußert, dass die Aufwärtsbewegung des ifo-Index in diesem Zyklus zu einem Ende gekommen sein müsste. Genau genommen haben sie das in jedem Monat seit Juni getan - abgesehen vom November, als sie eine Stagnation prognostizierten. Und jedes Mal ist der wichtigste deutsche Konjunkturindikator trotzdem gestiegen. Die Volkswirte hatten seit dem Sommer Mühe damit, sich vorzustellen, dass die deutschen Unternehmen trotz der bereits guten Lage und trotz sich verschlechternder Rahmenbedingungen in Europa eine weitere Verbesserung ihrer Lage erwarten könnten.

   Helaba-Volkswirt Stefan Mütze (Prognose: 109,0) hat für den Optimismus der Unternehmen folgende Erklärung: "Die zahlreichen Strukturprobleme in der Weltwirtschaft, wie die hohe Staatsverschuldung in vielen Ländern, die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit in Teilen der Eurozone und die blutleere Konjunkturerholung in den USA, scheinen von den deutschen Unternehmen ausgeblendet zu werden. Sie profitieren vom Investitionsaufschwung in den Schwellenländern und von der sich zunehmend belebenden Binnenkonjunktur."

   Besonders der letzte Punkt verdient Beachtung. Das Geschäftsklima im Einzelhandel hat Mütze zufolge das Niveau von 1991 erreicht, als die Branche vom hohen Nachholbedarf der Ostdeutschen profitierte. "Damals lag der Umsatzzuwachs allerdings bei 4%, während dieses Jahr mit Mühe die Marke von 1% überschritten wird. In dieser Sparte muss deswegen mit einer gewissen Ernüchterung in den nächsten Monaten gerechnet werden", warnte Mütze.

   BNP Paribas (Prognose: 109,8) rechnet sowohl mit einem Anstieg der Konjunkturerwartungen als auch der Lageeinschätzung. Die Experten verwiesen darauf, dass es bei der Lagebeurteilung noch etwas Luft bis zum 2006 verzeichnete Zyklushoch von 115,5 Punkten gebe. Einen abermaligen Anstieg der Erwartungen halten sie mit Blick auf die zuletzt guten Daten aus der Realwirtschaft ebenfalls für wahrscheinlich. BNP Paribas verweist in diesem Zusammenhang auf den Anstieg der Industrieproduktion mit der höchste Rate seit sechs Monaten. Ein Abwärtsrisiko stelle allerdings der Anstieg der Anleiherenditen dar.

   UniCredit (Prognose: 109,0) verweist darauf, dass die OECD-Frühindikatoren eine klare Abkühlung der globalen Wachstumsdynamik signalisierten. Allerdings untermauere das internationale Geschäftsklima auch, dass die Erholung zwar langsamer, aber dennoch mit solidem Tempo weiterlaufe. "Die Zeichen stehen also auf eine anhaltende Expansion der deutschen Industrie, was die Wachstumsimpulse auch seitens der Binnennachfrage weiter verstärken sollte", argumentierten die Experten dieser Bank. Die Lage der deutschen Unternehmen betrachten sie als "exzellent" und sehen ein Rückschlagspotenzial eher bei den mittlerweile rekordhohen Erwartungen. "Insgesamt rechnen wir kurzfristig nicht mit einer starken Abwärtskorrektur", so UniCredit.

   Weniger optimistisch ist die Landesbank Berlin (Prognose: 107,5), deren Experte Uwe Dürkop in den Antworten der Unternehmen im Rahmen der ifo-Umfrage Anzeichen für mangelnde Objektivität sieht. So herrsche bei der Einzelhandelsumfrage "extreme Euphorie", die jedoch mit den tatsächlichen Umsatzzahlen nicht in Einklang zu bringen seien. "Vergleicht man Detailangaben zur Nachfragesituation mit der tatsächlichen Auftragsentwicklung der letzten Monate, scheint auch manche Antwort im verarbeitenden Gewerbe nicht auf eine weitere Verbesserung im Berichtszeitraum hinzudeuten, sondern eher auf Erleichterung über die bereits zuvor erreichte Niveaunormalisierung", merkte Dürkop an. Vor diesem Hintergrund seien Rückschlüsse vom Niveau des ifo-Index auf den erwartbaren Verlauf des Bruttoinlandsprodukts weiterhin nur mit großen Vorbehalten zu ziehen.

   -Von Hans Bentzien, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 300,

   Hans.Bentzien@dowjones.com

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   December 15, 2010 02:30 ET (07:30 GMT)

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