20.09.2018 17:26:43

ANALYSE/Sky-Zuschlag wäre erst der Anfang für Disney oder Comcast

Von Stephen Wilmot

LONDON (Dow Jones)--Die für das Wochenende angesetzte Auktion für die Übernahme von Sky ist erst der Beginn einer großen Management-Herausforderung, nicht deren Ende. Wer auch immer - 21st Century Fox in Zusammenarbeit mit Disney oder Comcast - den Zuschlag erhält, wird einen hohen Preis für den Bezahlfernsehsender berappen müssen. Die Sky-Aktie wird derzeit mit 15,80 Pfund gehandelt und damit mehr als doppelt so hoch wie vor dem ersten Gebot von Fox und 7 Prozent über der jüngsten Comcast-Offerte von 14,75 Pfund. Die Bewertung entspricht dem 22-fachen der erwarteten Gewinne.

Die Verlockung wird sein, das viele Geld mit der Aussicht auf starke Kostensenkungen zu rechtfertigen. Tatsächlich sollte der Sieger mehr Aufmerksamkeit darauf legen, die Marke zu pflegen, denn sie ist der einzige wahre Vermögenswert von Sky.

Am Samstag sollten die Anleger wissen, wer Sky bekommt und zu welchem Preis. Die zuständige britische Behörde hat am Donnerstag Details zum Auktionsprozess, der den Bieterkampf entscheidet, angekündigt. Das höhere Angebot, das derzeit auf dem Tisch liegt, kommt mit 14,75 Pfund je Aktie von Comcast, damit wird Fox am Samstag die erste Offerte vorlegen. Dann bekommt Comcast die Chance für ein Gegengebot. Schließlich können beide Parteien nochmals bieten. Der Prozess sollte am Samstagabend mit dem Zuschlag für einen der beiden Bieter beendet sein.

Disney und Comcast wollen Netflix nacheifern

Die Auktion ist notwendig geworden, weil weder Fox noch Comcast sich aus dem Bietergefecht zurückgezogen haben. Beide sehen in Sky eine gute Gelegenheit, zu einer eigenen europäischen TV-Distributionsplattform zu kommen. Netflix ist in der Lage, höhere Ausgaben für Videoinhalte zu rechtfertigen, weil es eine globale Plattform hat. Die Rivalen wollen dasselbe. Fox hat mit News Corp und damit dieser Nachrichtenagentur gemeinsame Eigentümer.

Es gibt aber noch einen weiteren Anreiz, der bisher noch nicht so deutlich wahrgenommen wurde: Sky hat es bisher geschafft, die Herausforderungen des Technologiewandels etwa mit seinen Drahtlos-Angeboten, die auch die TV-Branche in den USA plagen, gut zu meistern.

Noch vor fünf Jahren war Sky ein TV-Anbieter größtenteils via Satellit. Mittlerweile nutzen 14 Prozent der Kunden in den reifen Märkten Großbritannien und Irland eine Breitbandverbindung, um auf das günstigere Streaming-Produkt Now TV zuzugreifen, wie aus Daten von Enders Analysis hervorgeht. Sky hat sich praktisch Netflix und Amazon angeschlossen und sein eigenes gebündeltes Rundum-Angebot angegriffen.

Dennoch sind die Abo-Erlöse kontinuierlich gestiegen. Im Geschäftsjahr per Ende Juni steigen sie um 3 Prozent. Das Wachstum hat Sky auch dadurch gefördert, dass es Videoinhalte an andere Distributoren verkauft und in eine digitale Anzeigenplattform investiert.

Teure Sportrechte schlagen ins Kontor

Finanziell ist die größte Herausforderung für Sky nicht, dass Kunden zu Netflix abwandern, sondern der hohe Aufwand für Sportrechte. Das Problem schien sich im Februar zu lindern, als die englische Premier League - Pflicht in einem fußballverrückten Land - in einer Auktion für die dreijährigen Übertragungsrechte weniger als in der vorherigen Runde erlöste. Aber Sportrechte könnten wieder teurer werden für Sky. Die Marke ist so eng mit dem Sport verbunden, dass Sky am Ball bleiben und möglicherweise draufzahlen muss.

Sky müsste man dafür gratulieren, dass das Unternehmen es geschafft hat, die Widrigkeiten zu überstehen und dabei solide Gewinne zu erwirtschaften. Aber die Herausforderungen reißen nicht ab. Der digitale Wandel des Fernsehens hat gerade erst begonnen und bald werden sich Disney oder Comcast damit auseinandersetzen. Der Rotstift wäre wohl kaum das beste Mittel. Wer auch immer letztlich Sky bekommt, muss sehr behutsam damit umgehen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/mgo/cbr

(END) Dow Jones Newswires

September 20, 2018 11:27 ET (15:27 GMT)

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