17.12.2024 05:01:00
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30 Jahre in EU - Exporte boomen dank Binnenmarkt und Osterweiterung
Der Zugang zum Binnenmarkt erspart heimischen Unternehmen jährlich einige Milliarden Euro an Kosten für Bürokratie, Grenzwartezeiten und Ähnliches. Viele, gerade mittelgroße Unternehmen seien als Zulieferer nur dank Binnenmarkt im Geschäft mit den ganz großen Firmen Europas. "Ich will mir gar nicht ausmalen, was wir für Mehrkosten gehabt hätten" ohne EU-Mitgliedschaft, so Otter.
Eine Wifo-Berechnung von vor fünf Jahren ergab, dass der Außenhandel dank EU-Mitgliedschaft pro Jahr real 0,7 Prozentpunkte zum Wachstum beigetragen hat, erinnerte Wifo-Experte Harald Oberhofer. Österreichs Handel mit den EU-Ländern lag demnach um rund 40 Prozent höher als es ohne EU-Mitgliedschaft der Fall gewesen wäre.
Deutschland etwas weniger wichtig
Der Außenhandel Österreichs mit den Ländern der heutigen EU hat sich in 30 Jahren vervierfacht. Das Gewicht Deutschlands ist heute zwar mit knapp einem Drittel aller Ausfuhren immer noch weit führend, aber doch etwas zurückgegangen - dafür haben sich die Ausfuhren in Richtung Osten verschoben. Unter den Branchen haben etwa die Nahrungsmittelindustrie aber auch die chemische Industrie - vor allem Pharma - an Bedeutung gewonnen.
Die großen Pharmafirmen hätten wohl kaum in Österreich so stark investiert, wäre das Land nicht im Binnenmarkt, weist Otter auf einen weiteren Vorteil der EU-Mitgliedschaft hin. Mehr als ein Viertel der Investitionen ausländischer Firmen in Österreich seien nur wegen dem Binnenmarkt zustande gekommen.
Erfolgsgeschichte kein Automatismus
Dass die Erfolgsgeschichte so weitergeht ist aber kein Automatismus. "Wenn wir so weiter tun wie bisher, ohne an Schrauben zu drehen, dann wird, wer immer da sitzt in 30 Jahren, sagen müssen: 'Da sind wir ein bisserl falsch abgebogen'", so Otter im Gespräch mit der APA. Die Lage sei durchaus ernst. Auf der Ebene der Bürokratie würden oft Dinge verlangt, "die eigentlich gar nicht gehen", etwa weil die geforderten Informationen nicht vorliegen. So sei das Lieferkettengesetz, das bis zum letzten Zulieferer im Ausland Herkunftsnachweise einfordert, zwar eine gute Idee, aber in der aktuellen Form kaum umsetzbar. Oft könnten Lieferanten beispielsweise in Indien für ihre Vorlieferanten keine genauen Daten liefern. Für Europas Firmen seien die Anforderungen aus dem Gesetz ein zusätzlicher Zeit- und Kostenfaktor, der erst einmal erwirtschaftet werden muss - zusätzlich zu den im internationalen Vergleich hohen Lohn- und Energiekosten.
Otter plädiert auch dafür, bei den von ausländischen Firmen eingeforderten Standards, beispielsweise in Freihandelsverträgen, nicht "päpstlicher als der Papst" zu sein. Die Vertreter der Partnerländer würden selber darauf hinweisen, dass sie auf Augenhöhe Handel betreiben wollen - nicht der EU beitreten. Länder wie Indien oder südamerikanische Staaten wollen mit Europa Handel betreiben - aber wenn die Bedingungen zu hoch getrieben werden, bleibe ihnen nichts anderes als noch mehr Abhängigkeit von China. Das wiederum würde der heimischen Wirtschaft schaden und sicher nicht der Umwelt helfen.
"Made in Austria" bleibt wichtig
Otter sieht auch keine Anzeichen, dass "Made in Austria" im Rahmen der EU-Mitgliedschaft untergeht. Für den allgemeinen Rahmen, zum Öffnen von Türen in neue Märkte "ist die Power der EU unbezahlbar". Aber dann werden Produkte doch erst wieder auf nationalstaatlicher Ebene vermarktet, auch von Österreich.
Derzeit geht der Trend dazu, regional zu produzieren - etwa in China für den chinesischen Markt. Auch hierbei kann sich Otter Synergieeffekte für heimische Unternehmen mit Firmen aus anderen EU-Ländern vorstellen.
(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 1727-24, Format 88 x 108 mm) tsk/tpo/hel
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