27.04.2016 21:32:45

UPDATE/US-Notenbank rüttelt nicht an ihrem Leitzins

   --Leitzins bleibt bei 0,25 bis 0,50 Prozent

   --Signal für Zinserhöhung im Juni bleibt aus

   --Fed bezieht ausgewogene Position

   (NEU: Stimmen von Analysten, Marktreaktionen)

   Von David Harrison

   WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Zentralbank hat ihren Leitzins in der Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent belassen. In ihrem Begleittext ließen es die Währungshüter offen, ob es im Juni zu einer Zinserhöhung kommen wird oder nicht. Sie verwiesen auf durchwachsene Daten zu Wirtschaft, Inflation und Finanzmärkten. Der Zinsbeschluss war von Ökonomen und Börsianern so erwartet worden.

   Der Zinsbeschluss fiel mit einer Gegenstimme; wie schon im März sprach sich die Präsidentin der Kansas-Fed, Esther George, für eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte aus.

   Die Fed hatte ihre Zinsen im Dezember 2015 erstmals seit fast zehn Jahren angehoben. Doch zu Jahresbeginn waren die Finanzmärkte wegen der starken Konjunkturabkühlung in China und des Verfalls der Ölpreise in Aufruhr geraten, weshalb weitere Zinsschritte ausblieben.

   Und die US-Notenbanker sehen die heimische Wirtschaft noch immer anfällig für Störfeuer von außen. Deshalb haben die Währungshüter signalisiert, dass sie bei den Zinserhöhungen in diesem Jahr nur noch zwei Mal nachlegen wollen. Noch Ende 2015 hatten sie doppelt so viele Schritte auf dem Zettel.

   An den Finanzmärkten ist für 2016 gar kein Zinsschritt mehr eingepreist, doch viele Ökonomen rechnen noch mit ein oder zwei Erhöhungen. Besonders der Juni gilt als heißer Tipp, sollte sich die Fed zu einem weiteren Schritt entschließen. Im Juni veröffentlicht die Fed neue Projektionen zu Wachstum und Inflation; zudem ist eine Pressekonferenz von Fed-Präsidentin Janet Yellen vorgesehen.

Fed zeichnet Bild einer gemischten Wirtschaft Das Statement zeichnete das Bild einer Wirtschaft, die sich in einigen Bereichen gut entwickelt, doch in anderen weiter zu kämpfen hat. "Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich weiter verbessert, obwohl es scheint, dass die Wirtschaft langsamer wächst." Die Konsumausgaben hätten sich trotz der steigenden Einkommen abgeschwächt, während die Verbraucherstimmung hoch geblieben sei.

   Die Aussagen legten nahe, dass die Währungshüter etwas weniger besorgt sind über die Risiken für die Wirtschaft, wenngleich sie immer noch einige Befürchtungen hegen. "Die Fed beobachtet weiter aufmerksam die Inflationsindikatoren sowie die globalen Wirtschafts- und Finanzentwicklungen", hieß es.

   Die Risikoeinschätzung der Notenbanker ist ein genau beobachteter Teil des Statements, denn sie beeinflusst den künftigen Zinskurs der Fed. Die Währungshüter gaben kein Signal, dass sie von ihrem Plan, die Zinsen in diesem Jahr noch zwei Mal zu erhöhen, abgerückt sind. Aber sie vermieden jeden Hinweis, wann die nächste Zinserhöhung kommt.

   "Es ist ein ziemlich ausgewogenes Statement aus unserer Perspektive", sagte Jonathan Rick, Derivate-Stratege bei Crédit Agricole. "Die Notenbanker haben einige positive und negative Punkte herausgenommen und eine stärker ausgewogene Position bezogen."

   Für Brian Jacobsen, Portfolio-Stratege bei Wells Fargo Funds Management, ist eine Zinserhöhung im Juni nicht wahrscheinlicher geworden. "Das sieht aus, als ob die Fed beobachten und abwarten will. Und der Juni ist wahrscheinlich zu früh für eine Straffung, solange es nicht bombige Konjunkturdaten bis dahin gibt."

   Die Reaktionen an der Wall Street auf die Aussagen der US-Notenbank fielen insgesamt recht moderat aus. Der Dow-Jones-Index und der Dollar legten nach Fed-Aussagen leicht zu. Die Fed-Fund-Futures preisten die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung des Zinsniveaus im Juni mit 19 Prozent ein - vor den Fed-Aussagen waren es 21 Prozent.

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   April 27, 2016 15:02 ET (19:02 GMT)

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