Alarmierende Einschätzung 10.12.2023 16:16:00

JPMorgan-CEO Jamie Dimon mit Warnung vor Rezession und Zinsanstieg

JPMorgan-CEO Jamie Dimon mit Warnung vor Rezession und Zinsanstieg

• Jamie Dimon erwartet steigende US-Leitzinsen
• Mit Blick auf Wirtschaft Vorsicht angemahnt
• Anleger sollten sich auf Rezession vorbereiten


Am 12. und 13. Dezember trifft sich die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zu ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung, bei der auch über das Niveau der Leitzinsen in den USA entschieden wird. Nachdem die Fed den wichtigen Zinssatz bei ihren letzten beiden Sitzungen unverändert auf dem Niveau von 5,25 bis 5,5 Prozent belassen hat, wird am Markt nicht mit einer weiteren Anhebung gerechnet. Für das kommende Jahr werden allgemein dann sogar erste Zinssenkungen erwartet. Doch nicht alle Experten sind hier einer Meinung. So glaubt JPMorgan-CEO Jamie Dimon, dass die Fed noch längst nicht am Ende ihres Straffungszyklus angekommen sein könnte. Denn der Chef der größten US-Bank sieht mehrere inflationäre Faktoren, die weitere Zinserhöhungen nötig machen und eine Rezession in den USA verursachen könnten, wie er im Rahmen der von der "New York Times" veranstalten "DealBook Summit" Ende November ausführte.

Jamie Dimon erwartet weiterhin hohe Inflation

In einem Gespräch mit "New York Times"-Reporter Andrew Ross Sorkin, das auf der Video-Plattform YouTube verfügbar ist, gab sich Dimon mit Blick auf die Wirtschaft vorsichtig und sagte, dass er die Wahrscheinlichkeit für höher halte als andere Menschen, dass die Zinsen weiter steigen müssten. Als Grund für seine Annahme zählte er einige Punkte auf, die die Inflation, nach den jüngsten Erfolgen im Kampf gegen die hohe Teuerungsrate, zukünftig wieder nach oben treiben und so eine weitere Straffung notwendig machen dürften. "Regierungen brauchen mehr Geld. Die grüne Wirtschaft wird mehr Geld brauchen, die Energiesituation der europäischen Wirtschaft benötigt Geld. Jede Umstrukturierung des Handels wird inflationär sein, die Re-Militarisierung der Welt wird inflationär sein. Ich sehe also viele Dinge da draußen, die sowohl gefährlich als auch inflationär sein sollten. Also sage ich nur, seien Sie vorbereitet […] dass die Zinsen steigen könnten […] und seien sie darauf vorbereitet, dass das zu einer Rezession führen könnte", so der Bankchef.

Die Ursache für viele dieser inflationären Faktoren ist in den geopolitischen Konflikten zu finden, über die sich Dimon bereits wiederholt besorgt äußerte. Schon vor einigen Wochen hatte er gesagt, dass es aufgrund der Kriege in der Ukraine und dem Nahen Osten momentan die gefährlichste Zeit sei, die die Welt seit Jahrzehnten erlebt habe. Schon allein der Ukraine-Krieg und eine damit verbundene "nukleare Erpressung" wirke sich auf Öl und Gas, die Lebensmittelpreise sowie alle internationalen militärischen und wirtschaftlichen Beziehungen aus, bekräftige der CEO nun im Rahmen der "DealBook Summit". "Das ist ziemlich hart. Und das war vor dem Terroranschlag in Israel", so Dimon. Angesichts dieser Konflikte müsse die USA laut Dimon aufrüsten, um "das beste Militär der Welt" zu haben und die "westliche Allianz" zusammenzuhalten. Allerdings kostet das natürlich Geld. Momentan hätten die USA und andere Regierungen aber bereits so hohe Schulden und so hohe Defizite wie niemals zuvor, was die Inflation hoch halten und weitere Zinserhöhungen und eine Rezession in naher Zukunft seiner Einschätzung nach wahrscheinlich machen dürfte.

Dimon: US-Wirtschaft auf Drogen - Ausnüchterung steht bevor

Der CEO von JPMorgan äußerte bei der Veranstaltung der "New York Times" außerdem Kritik an den Maßnahmen der US-Regierung und der Fed im Rahmen der Corona-Pandemie. "Uns wurden ein paar Drogen direkt in unser System gespritzt, die sogenannte fiskalpolitische Stimulation, die größte, die wir jemals in Friedenszeiten hatten, sowie QE [Quantitative Easing, geldpolitische Lockerung; Anm. d. Red.], die größte geldpolitische Stimulation", so Dimon. Dabei würde es sich zwar um zwei verschiedene Dinge mit unterschiedlichen Auswirkungen handeln, die Gemeinsamkeit dieser Maßnahmen sei jedoch, dass es sich um Drogen handle, die eine Art von Zuckerhoch erzeugen würden. "Ich mache mir ein wenig Sorgen, dass wir uns in einem kleinen Zuckerhoch befinden, und wir verstehen es nicht", so Dimon bei der Konferenz. Er glaube jedoch, dass dieses Hoch nun allmählich vergehe und sei deshalb mit Blick auf die US-Wirtschaft lieber vorsichtig. "QE, QT [Quantitative Tightening, geldpolitische Straffung; Anm. d. Red.] und all dieser geopolitische Kram, das kann beißen, und da würde ich einfach ein wenig vorsichtig sein", so der Experte.

Dass der US-Wirtschaft dennoch eine weiche Landung gelingen könnte, schließt Dimon aber nicht vollständig aus. Er sehe dafür nur eine geringere Wahrscheinlichkeit als andere Menschen, sagte er gegenüber "New York Times"-Reporter Sorkin - und dafür eben eine höhere Wahrscheinlichkeit dafür, dass es in den USA zu einer Rezession kommen wird.

Redaktion finanzen.at

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