Goldpreis
Trotz schwachem Lauf |
25.09.2022 16:45:00
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Edelmetallexperte hält beim Goldpreis neues Rekordhoch noch 2022 für denkbar
• Christian Brenner erwartet Rekordhoch bei Gold
• Gold sollte von starker Inflation profitieren
Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis um rund zehn Prozent gefallen (Stand: 23.09.2022). Doch Christian Brenner, Präsident und Geschäftsführer des Edelmetallhändlers Philoro Schweiz, wies in einem Interview mit "finews.ch" darauf hin, dass andere Anlageklassen deutlich stärkere Verluste erlitten hätten. Daher habe sich Gold in einem schwierigen Marktumfeld vergleichsweise gut gehalten, urteilt er.
Zinsen und Inflation im Blick
Wie Brenner erläuterte, hat sich der Fokus der Goldanleger gegenüber der Zeit vor der Corona-Krise "von Vermögensaufbau hin zu Stabilität und Sicherheit verschoben". So seien inzwischen insbesondere die hohe Inflation, die Unsicherheit oder Sorge vor einer Rezession sowie in Österreich und Deutschland zusätzlich die Abwertung des Euro wichtige Kaufmotive.
Die US-Notenbank hat ihren Leitzins zuletzt im September um 0,75 Prozentpunkte auf 3,00 bis 3,25 Prozent angehoben. Dies war bereits die fünfte Zinserhöhung seit Beginn der Corona-Pandemie - und die dritte in Folge um 0,75 Prozentpunkte. Deutlich zögerlicher war hingegen die Europäische Zentralbank (EZB), sie hat erst im Juli die Zinswende eingeleitet. Die Leitzinsen wurden dabei um 0,50 Prozentpunkte angehoben und bei einem zweiten Zinsschritt im September um weitere 0,75 Punkte. Somit liegt der Leitzins nun bei 1,25 Prozent.
Zwar rechnet der Edelmetallexperte angesichts der starken Inflation mit weiteren Zinserhöhungen, was tendenziell den Goldpreis belasten könnte. Jedoch glaubt er, dass die EZB im Gegensatz zur US-Notenbank die geldpolitischen Zügel nur sehr vorsichtig anziehen wird, schließlich seien steigende Zinsen insbesondere für die Südländer der Eurozone wegen der enormen Verschuldung "absolutes Gift".
Zudem betonte der Geschäftsführer von Philoro Schweiz, dass für Gold die Realzinssätze viel wichtiger als die Nominalzinssätze seien, weil sie inflationsbereinigt sind. Und weil selbst bei Zinssteigerungen wie den am Markt kolportierten 150 Basispunkten das Realzinsniveau negativ bleibe, sieht Brenner für Gold ein gutes Marktumfeld. Denn in Zeiten negativer Realzinsen tendierte der Goldpreis für gewöhnlich stärker.
"Wenn die Zinsen nicht mehr stark steigen respektive die Inflation auf hohem Niveau verharrt, dann schlägt wohl die Stunde des Goldes. Womöglich sehen wir bis Ende Jahr noch Rekordpreise. Auf lange Sicht bin ich überzeugt, dass der Goldpreis neue Allzeithochs erklimmen wird", prognostiziert der Experte.
Gold zur Diversifikation
Brenner räumte aber auch ein, dass der US-Dollar dieses Jahr von seinem Status als Fluchtwährung stark profitieren konnte und dass eine fortgesetzte Dollarstärke die Entwicklung des Goldpreises sicherlich hemmen werde. Dennoch sei es für Anleger wichtig, eine breite Streuung zu haben und Gold sei ein sinnvoller Baustein für jedes diversifizierte Portfolio. Im aktuellen Umfeld empfiehlt er einen Edelmetallanteil im Portfolio von 10 bis 15 Prozent mit Schwergewicht auf Gold.
Dabei zieht er physisches Gold einem mit Gold hinterlegten Exchange Traded Fund vor, weil die physische Auslieferung bei Gold-ETFs nicht immer so einfach sei. "Für mich ist Gold die geprägte Freiheit. Es ist Stabilitätsanker in jedem Portfolio", so der Experte.
Redaktion finanzen.at
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