04.08.2004 10:21:05
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Michael Krautzberger, Union Investment: "Die Konvergenzstory ist noch lange nicht zu Ende"
"Wir setzen weiter auf die Konvergenz in Osteuropa"
FundResearch: Herr Krautzberger, der Zinssteigerungszyklus hat begonnen. Gibt es am europäischen Rentenmarkt überhaupt noch Chancen?
Krautzberger: Chancen gibt es immer. Man muss nur suchen.
FundResearch: Und wo finden Sie die?
Krautzberger: Wir setzen unter anderem weiter auf die Konvergenz in Osteuropa. Der Beitritt der zehn neuen Mitglieder bedeutet noch kein Ende der Chancen.
FundResearch: Aber tschechische Euro-Anleihen notieren doch fast schon auf dem Niveau von Bundesanleihen. Ist das noch attraktiv?
Krautzberger: Tschechische Anleihen haben wir beispielsweise im UniEuro Aspirant auch klar untergewichtet. Sie bieten derzeit kaum Potenzial.
"Ungarische Forint-Anleihen bieten High Yield-Renditen mit Investment Grade-Rating"
FundResearch: Was ist dann interessant?
Krautzberger: Gute Chancen bietet derzeit sicher Ungarn. Die ungarische Zentralbank hält die Zinsen bewusst hoch, um die Inflation zu mildern und die Währung stabil zu halten. Daher sind gerade die kurzfristigen Zinsen auf einem sehr attraktiven Niveau. Man bekommt gut 11 Prozent. In Deutschland bekommt man dagegen nur gut zwei Prozent.
FundResearch: Normalerweise sind solche Renditen aber auch mit einem entsprechenden Risiko verbunden.
Krautzberger: Das stimmt. Für solche Renditen muss man in der Regel High Yield-Anleihen mit einem zweifelhaften C-Rating kaufen. Und bei solch schlechten Ratings ist die Rückzahlung eher unsicher. Ungarn hat aber ein A-Investment Grade-Rating. Die Rückzahlung ist also ziemlich sicher.
"Die Währungen in Osteuropa dürften bis zum EWU-Beitritt stärker werden"
FundResearch: Sind langfristige Papiere ähnlich attraktiv?
Krautzberger: Nicht ganz so, aber mit etwa acht Prozent liegt die Rendite immer noch doppelt so hoch wie in Euroland.
FundResearch: Solche Renditen gibt es doch aber nur bei Forint-Anleihen. Wie hoch ist hier das Währungsrisiko?
Krautzberger: Beim Forint ist durch das hohe Fiskaldefizit und das Leistungsbilanzdefizit kurzfristig ein gewisses Risiko vorhanden. Die hohen Prämien machen das aber wett. Indes dürften die Währungen bis zum Beitritt zur EWU stärker werden. Etwa so, wie in der Vergangenheit in Südeuropa. Wir erwarten, dass sich dies in Osteuropa wiederholt.
"Polen ist sehr wettbewerbsfähig"
FundResearch: Nur mit Ungarn-Anleihen kann man keinen Fonds bestücken. Wo kaufen Sie noch ein?
Krautzberger: Polen und die Slowakei sind da vor allem zu erwähnen. In Polen gibt es Renditen von bis zu acht Prozent.
FundResearch: In Polen wurden aber doch gerade erst die Zinsen erhöht.
Krautzberger: Schon, aber wir rechnen mit geringeren Zinserhöhungen als die meisten anderen erwarten. Überdies sieht es in Polen fundamental gut aus.
FundResearch: Warum war dann in den vergangenen Jahren der Zloty so schwach? Und wo geht die Währungs-Reise hin?
Krautzberger: Die Abwertung des Zloty basierte hauptsächlich auf politischen Unsicherheiten und war aus unserer Sicht übertrieben. Der Trend hat zum Jahresanfang 2004 gedreht. Das ist aus fundamentaler Sicht berechtigt und wird auch anhalten. Polen ist sehr wettbewerbsfähig. Die Leistungsbilanz ist inzwischen fast ausgeglichen. Noch vor drei Jahren hatte Polen ein Leistungsbilanzdefizit von etwa acht Prozent.
"Ich glaube, dass Ungarn, Tschechien und Polen den Euro erst 2010/ 2011 einführen"
FundResearch: Also erwarten Sie, dass der Euro 2008/2009 eingeführt wird?
Krautzberger: Ich glaube nicht, dass die großen drei – Ungarn, Tschechien und Polen schon 2008/2009 den Euro einführen. Ich erwarte das erst für 2010/ 2011. Das ist auch nicht weiter schlimm. Um so länger gibt es Chancen. Zumal gerade die letzten drei Jahre vor der Euro-Einführung entscheidend sind.
FundResearch: Ist damit das Ende der Konvergenzstory absehbar?
Krautzberger: Ganz und gar nicht. Im Mai sind etwa 75 Millionen "neue" EU-Bürger hinzugekommen. 100 Millionen stehen aber noch vor der Tür.
"Die Türkei macht sehr gute ökonomische Fortschritte"
FundResearch: Wer wartet?
Krautzberger: Der größte Brocken ist natürlich die Türkei, mit etwa 70 Millionen Menschen. Die Türkei macht sehr gute ökonomische Fortschritte. Mit einem sehr disziplinierten Sparprogramm ist die Inflationsrate von 70 Prozent im Jahr 2001 auf gegenwärtig unter neun Prozent gesunken. Bei nominalen Zinsen von über 20 Prozent für Laufzeiten bis zu einem Jahr liegen die realen Renditen über zehn Prozent. Ein sehr attraktives Zinsniveau. Wir haben daher etwa 2,5 Prozent des Fondsvermögens vom Euro Aspirant in türkischen Anleihen angelegt.
FundResearch: Aber wieder nur in türkischer Lira. Wie riskant ist das wirklich?
Krautzberger: Das Risiko ist bei einem insgesamt breit aufgestellten Fonds überschaubar. Allerdings kann es passieren, dass solche Fonds schon mal ein Jahr im Minus beenden – so wie es dem Euro Aspirant 2003 passierte. Dafür kann man aber über einen längeren Zeitraum deutlich höhere Renditen erwarten als bei Bundesanleihen. Etwa zwei bis drei Prozentpunkte mehr. In den vergangen fünf Jahren schaffte der UniEuro Aspirant im Durchschnitt gut acht Prozent im Jahr.
Zur Person: Michael Krautzberger (33) hat BWL und Informatik an der EBS in Oestrich-Winkel studiert. 1994 startete er bei der DWS. Seit 1999 ist er bei Union Investment als Leiter des europäischen Rentenfondsteams tätig. In der Freizeit treibt er Ausdauersport und hat unlängst den Frankfurter Ironman-Wettbewerb 2004 auf Rang 144 beendet.
Fonds im Überblick:
Fonds: UniEuroAspirant
Anlageschwerpunkt: Rentenfonds Europäische Währungen
Fondsgesellschaft: Union Investment
Fondsmanager: Michael Krautzberger
ISIN: LU 009 716 955 0
WKN: 989 805
Auflegungsdatum: 01.07.1999
Fondsvolumen: 1490 Mio. EUR
FondsNote: 3
Wertentwicklung seit (in %)*
1.1.2004: 5,4
1.1.2003: 2,5
3 Jahren: 16,6
5 Jahren: 44,9
Währungen (in %)
1. EURO: 18,6
2. Polnischer Zloty: 18,4
3. Britisches Pfund: 17,2
4. Ungarischer Forint: 15,9
5. Tschechische Koruna: 10,0
Quelle: Union Investment. *FINANZEN Fonds Software FVBS.
FundResearch: Herr Krautzberger, der Zinssteigerungszyklus hat begonnen. Gibt es am europäischen Rentenmarkt überhaupt noch Chancen?
Krautzberger: Chancen gibt es immer. Man muss nur suchen.
FundResearch: Und wo finden Sie die?
Krautzberger: Wir setzen unter anderem weiter auf die Konvergenz in Osteuropa. Der Beitritt der zehn neuen Mitglieder bedeutet noch kein Ende der Chancen.
FundResearch: Aber tschechische Euro-Anleihen notieren doch fast schon auf dem Niveau von Bundesanleihen. Ist das noch attraktiv?
Krautzberger: Tschechische Anleihen haben wir beispielsweise im UniEuro Aspirant auch klar untergewichtet. Sie bieten derzeit kaum Potenzial.
"Ungarische Forint-Anleihen bieten High Yield-Renditen mit Investment Grade-Rating"
FundResearch: Was ist dann interessant?
Krautzberger: Gute Chancen bietet derzeit sicher Ungarn. Die ungarische Zentralbank hält die Zinsen bewusst hoch, um die Inflation zu mildern und die Währung stabil zu halten. Daher sind gerade die kurzfristigen Zinsen auf einem sehr attraktiven Niveau. Man bekommt gut 11 Prozent. In Deutschland bekommt man dagegen nur gut zwei Prozent.
FundResearch: Normalerweise sind solche Renditen aber auch mit einem entsprechenden Risiko verbunden.
Krautzberger: Das stimmt. Für solche Renditen muss man in der Regel High Yield-Anleihen mit einem zweifelhaften C-Rating kaufen. Und bei solch schlechten Ratings ist die Rückzahlung eher unsicher. Ungarn hat aber ein A-Investment Grade-Rating. Die Rückzahlung ist also ziemlich sicher.
"Die Währungen in Osteuropa dürften bis zum EWU-Beitritt stärker werden"
FundResearch: Sind langfristige Papiere ähnlich attraktiv?
Krautzberger: Nicht ganz so, aber mit etwa acht Prozent liegt die Rendite immer noch doppelt so hoch wie in Euroland.
FundResearch: Solche Renditen gibt es doch aber nur bei Forint-Anleihen. Wie hoch ist hier das Währungsrisiko?
Krautzberger: Beim Forint ist durch das hohe Fiskaldefizit und das Leistungsbilanzdefizit kurzfristig ein gewisses Risiko vorhanden. Die hohen Prämien machen das aber wett. Indes dürften die Währungen bis zum Beitritt zur EWU stärker werden. Etwa so, wie in der Vergangenheit in Südeuropa. Wir erwarten, dass sich dies in Osteuropa wiederholt.
"Polen ist sehr wettbewerbsfähig"
FundResearch: Nur mit Ungarn-Anleihen kann man keinen Fonds bestücken. Wo kaufen Sie noch ein?
Krautzberger: Polen und die Slowakei sind da vor allem zu erwähnen. In Polen gibt es Renditen von bis zu acht Prozent.
FundResearch: In Polen wurden aber doch gerade erst die Zinsen erhöht.
Krautzberger: Schon, aber wir rechnen mit geringeren Zinserhöhungen als die meisten anderen erwarten. Überdies sieht es in Polen fundamental gut aus.
FundResearch: Warum war dann in den vergangenen Jahren der Zloty so schwach? Und wo geht die Währungs-Reise hin?
Krautzberger: Die Abwertung des Zloty basierte hauptsächlich auf politischen Unsicherheiten und war aus unserer Sicht übertrieben. Der Trend hat zum Jahresanfang 2004 gedreht. Das ist aus fundamentaler Sicht berechtigt und wird auch anhalten. Polen ist sehr wettbewerbsfähig. Die Leistungsbilanz ist inzwischen fast ausgeglichen. Noch vor drei Jahren hatte Polen ein Leistungsbilanzdefizit von etwa acht Prozent.
"Ich glaube, dass Ungarn, Tschechien und Polen den Euro erst 2010/ 2011 einführen"
FundResearch: Also erwarten Sie, dass der Euro 2008/2009 eingeführt wird?
Krautzberger: Ich glaube nicht, dass die großen drei – Ungarn, Tschechien und Polen schon 2008/2009 den Euro einführen. Ich erwarte das erst für 2010/ 2011. Das ist auch nicht weiter schlimm. Um so länger gibt es Chancen. Zumal gerade die letzten drei Jahre vor der Euro-Einführung entscheidend sind.
FundResearch: Ist damit das Ende der Konvergenzstory absehbar?
Krautzberger: Ganz und gar nicht. Im Mai sind etwa 75 Millionen "neue" EU-Bürger hinzugekommen. 100 Millionen stehen aber noch vor der Tür.
"Die Türkei macht sehr gute ökonomische Fortschritte"
FundResearch: Wer wartet?
Krautzberger: Der größte Brocken ist natürlich die Türkei, mit etwa 70 Millionen Menschen. Die Türkei macht sehr gute ökonomische Fortschritte. Mit einem sehr disziplinierten Sparprogramm ist die Inflationsrate von 70 Prozent im Jahr 2001 auf gegenwärtig unter neun Prozent gesunken. Bei nominalen Zinsen von über 20 Prozent für Laufzeiten bis zu einem Jahr liegen die realen Renditen über zehn Prozent. Ein sehr attraktives Zinsniveau. Wir haben daher etwa 2,5 Prozent des Fondsvermögens vom Euro Aspirant in türkischen Anleihen angelegt.
FundResearch: Aber wieder nur in türkischer Lira. Wie riskant ist das wirklich?
Krautzberger: Das Risiko ist bei einem insgesamt breit aufgestellten Fonds überschaubar. Allerdings kann es passieren, dass solche Fonds schon mal ein Jahr im Minus beenden – so wie es dem Euro Aspirant 2003 passierte. Dafür kann man aber über einen längeren Zeitraum deutlich höhere Renditen erwarten als bei Bundesanleihen. Etwa zwei bis drei Prozentpunkte mehr. In den vergangen fünf Jahren schaffte der UniEuro Aspirant im Durchschnitt gut acht Prozent im Jahr.
Zur Person: Michael Krautzberger (33) hat BWL und Informatik an der EBS in Oestrich-Winkel studiert. 1994 startete er bei der DWS. Seit 1999 ist er bei Union Investment als Leiter des europäischen Rentenfondsteams tätig. In der Freizeit treibt er Ausdauersport und hat unlängst den Frankfurter Ironman-Wettbewerb 2004 auf Rang 144 beendet.
Fonds im Überblick:
Fonds: UniEuroAspirant
Anlageschwerpunkt: Rentenfonds Europäische Währungen
Fondsgesellschaft: Union Investment
Fondsmanager: Michael Krautzberger
ISIN: LU 009 716 955 0
WKN: 989 805
Auflegungsdatum: 01.07.1999
Fondsvolumen: 1490 Mio. EUR
FondsNote: 3
Wertentwicklung seit (in %)*
1.1.2004: 5,4
1.1.2003: 2,5
3 Jahren: 16,6
5 Jahren: 44,9
Währungen (in %)
1. EURO: 18,6
2. Polnischer Zloty: 18,4
3. Britisches Pfund: 17,2
4. Ungarischer Forint: 15,9
5. Tschechische Koruna: 10,0
Quelle: Union Investment. *FINANZEN Fonds Software FVBS.
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