27.10.2008 08:08:06
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Geldmarktfonds im Fokus
Harthausen (aktiencheck.de AG) - Die Experten vom "Geldanlage-Brief" nehmen Geldmarktfonds unter die Lupe.
Sicher würde man noch die Aussagen älterer Börsenprofis á la George Soros oder Peter Lynch kennen: Hätten sie an der Börse keine Chancen gesehen, hätten sie ihr Kapital kurzerhand am Geldmarkt geparkt. Der Geldmarkt, das sei der Parkplatz für die vorübergehende Auszeit gewesen. Viel zu überlegen habe es dabei nicht gegeben.
Heute sei das anders. Weil viele Fondsmanager ihre Portfolios in der Niedrigzinsphase für geldmarktfremde Wertpapiere wie Floater oder (vermeintlich) besicherte Forderungen geöffnet hätten, seien ihre Fonds in der Krise kräftig unter Druck geraten. Wenn man das Ausmaß betrachte: Seit der Lehman-Pleite weise fast ein Viertel aller 270 in Deutschland angebotenen Geldmarktfonds Verluste aus - untypisch für eine Anlageklasse, die über Jahrzehnte stabil-positive Erträge generiert habe.
Zwei Fonds, mit denen man sein Kapital bei geringen Kosten krisensicher anlege, seien der 3 Banken Short Term Eurobond-Mix (ISIN AT0000838602/ WKN 989697) und der LGT Strategy 1 Year (ISIN LI0008231933/ WKN 964806). Beide vor rund zehn Jahren aufgelegten Produkte würden innerhalb ihrer Anlageklasse in allen Zeiträumen auf Top-Positionen rangieren und würden mit Renditen von zuletzt vier bis fünf Prozent just das Ergebnis abliefern, was man von einem klassischen Geldmarktfonds erwarten dürfte. Die Nase vorn habe dabei der Eurobond-Mix. Mit Gebühren von 0,5 Prozent p. a. sei er nur halb so teuer wie der LGT Strategy.
Doch der Feind des Guten sei bekanntlich das Bessere - und das finde man am Markt für Exchange Traded Funds in Form des ETF Euro Cash Eonia (ISIN FR0010510800/ WKN LYX0B6) und des EONIA Total Return Index-ETF der Deutschen Bank (ISIN LU0290358497/ WKN DBX0AN). Basis beider ETFs sei der unter Mitwirkung der Zentralbank berechnete Zinssatz für Übernacht-Ausleihungen, European OverNight Index Average, kurz EONIA.
Der Vorteil: Egal ob Feiertag, Werktag oder Wochenende - das Kapital sammele Tag für Tag Zinsen und dank täglicher Re-Investition profitiere man zudem vom Zinseszins-Effekt. Die Anlageergebnisse beider ETFs seien dank der peniblen Abbildung des EONIA-Satzes nahe identisch und die Kosten mit 0,15 Prozent p. a. sehr gering. Welchen der beiden Parkplätze man anfahre, darüber könne man folglich das Los entscheiden lassen.
Wenn den Anlegern die Sicherheit eines Fonds noch nicht genüge, so könne man alternativ ein neues Angebot der Bundesfinanzagentur wahrnehmen: die Tagesanleihe (ISIN DE0001030070/ WKN 103007). Alles, was man dazu benötige, sei ein Schuldbuchkonto bei der Finanzagentur des Bundes, das man unter www.bwp-direkt.de eröffnen und via Internet, Telefon oder gelber Post kostenlos verwalten könne. Der Zins der Tagesanleihe basiere ebenfalls auf dem EONIA-Satz, jedoch mit Abstrichen: Man erhalte bei EONIA-Sätzen zwischen zwei und sechs Prozent jeweils nur 92,5 Prozent des EONIA-Zinses. Zinseszins-Effekt dank täglicher Re-Investition jedoch inklusive.
Blind einen Geldmarktfonds zu kaufen, könne einen mit Blick auf die in vielen Produkten enthaltenen zweifelhaften Papiere teuer zu stehen kommen. Im Bereich der ETFs, die lediglich den Interbankenzins EONIA nachbilden würden, entledige man sich dieser Unsicherheit. Man zahle nur einen Bruchteil der Kosten eines Geldmarktfonds, schließe Verluste mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus und könne so nach Abzug des Börsengewitters wieder unbeschadet auf Einkaufstour gehen. (Ausgabe 13 vom 24.10.2008) (27.10.2008/fc/a/f)
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