"Ent-Dollarisierung" 25.04.2023 23:20:00

US-Dollar mit dreijähriger Schwächephase - verliert der Greenback seine Vorherrschaft?

US-Dollar mit dreijähriger Schwächephase - verliert der Greenback seine Vorherrschaft?

• US-Dollar mit starker Volatilität
• Mehr Länder streben nach stärkerer Unabhängigkeit vom US-Dollar
• Mögliche Alternativen rar gesät


Im Zuge der schwierigen marktwirtschaftlichen Bedingungen durchlebt der US-Dollar aktuell eine starke Volatilität. So ging es 2022 aufgrund der steigenden Zinsen der US-Notenbank Fed deutlich bergauf. In seiner Spitze stieg der Bloomberg-Dollar-Index, der den US-Dollar im Vergleich zu einem Korb mit anderen wichtigen Währungen abbildet, um 16 Prozent. Zum Jahresende flachte der Trend jedoch wieder etwas ab - das Jahr beendete der Index mit einem Plus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Mittlerweile hat der Wind jedoch gedreht, denn genauso schnell wie es im letzten Jahr nach oben ging, scheint es nun wieder abwärts zu gehen. Erst kürzlich musste der Greenback die längste Verlustserie in fast drei Jahren hinnehmen. Wie MarketWatch mit Verweis auf FactSet-Daten berichtet, verzeichnete der US Dollar Index der Intercontinental Exchange kürzlich den fünften wöchentlichen Rückgang in Folge. Zuletzt war er in der Woche vom 31. Juli 2020 länger gefallen, nämlich sechs Wochen hintereinander.

Bleibt der US-Dollar Reservewährung?

Diese Entwicklung, gepaart mit den Bemühungen einiger Länder, sich von ihrer Abhängigkeit vom US-Dollar zu lösen, wirft die Frage auf, ob sich die Vorherrschaft des US-Dollars in naher Zukunft dem Ende zuneigen könnte. Mehrere Faktoren gibt es bei der Beantwortung dieser Frage zu beachten, obwohl gleich zu Anfang festgehalten werden kann, dass sich Experten einig sind, dass der Greenback seine Krone nicht allzu bald wird abgeben muss.

Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Spekulationen rund um eine "Ent-Dollarisierung" jüngst wieder zugenommen haben, wie MarketWatch berichtet. Laut Deutsche Bank-Makrostratege Alan Ruskin würde die Debatte zu einem interessanten Zeitpunkt wieder aufflammen, wie er in einem Bericht, der dem Nachrichtenportal vorliegt, verlautet. Schließlich sei es weniger als ein Jahr her, dass sich der Kollaps des Bretton Woods-Währungssystem zum 50. Mal jährt. Das Bretton Woods-System beschreibt die Zeit des Goldstandards, welcher mit der Entscheidung 1971 von US-Präsident Richard Nixon ein Ende fand, den US-Dollar von dem Edelmetall zu entkoppeln. Trotz dessen blieb dem US-Dollar der Status als Reservewährung erhalten.

Mehr Länder wollen sich unabhängiger machen

Doch die Geldpolitik der letzten Jahre (Nullzinsen und quantitative Lockerung), gemeinsam mit dem Schock rund um die Corona-Pandemie (ein noch größerer Geldfluss) hätten nun dazu geführt, dass sich mehr Länder eine Abkehr vom monopolistischen Währungssystem wünschen: "Das Gelddrucken mit seiner offensichtlichen Gewinnung von Seigniorage-Einkünften und den Auswirkungen der Inflation hat diejenigen in den Entwicklungsländern nur weiter ermutigt, die ein multipolares Währungssystem aufbauen wollen, das ihrem wachsenden Anteil am globalen BIP besser entspricht."

Nun, da es scheint, dass die Leitzinserhöhungen der US-Notenbank bald zum Ende kommen dürften und erwartet wird, dass andere Zentralbanken, wie die EZB, ihre Zinsen denen der USA angleichen dürften, geht es mit dem US-Dollar wieder abwärts. Wie State Street-Stratege Marvin Loh gegenüber MarketWatch aussagt, dürfte sich dieser Trend auch bis zum Jahresende noch fortsetzen: "Wenn die Fed wirklich damit fertig ist, die Zinsen anzuheben, könnte der Dollar bis Ende des Jahres weiter schwächeln."

US-Dollar büßt Marktanteile ein

Wie Marc Chandler von Bannockburn Global Forex zu bedenken gibt, würde ein schwächelnder US-Dollar natürlich jedoch nicht gleich bedeuten, dass sich der Status des Greenbacks als Reservewährung ändern würde. Denn nach wie vor ist die Währung sehr beliebt bei internationalen Zahlungen und auch als Absicherung, die in den Tresoren der Zentralbanken liegt. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass es hier in den letzten Jahren einen bedeutenden Rückgang gab. Wie Daten von Eurizon SLJ Capital Ltd., die Bloomberg vorliegen, zeigen, hätte der US-Dollar seit 2016 rund elf Prozent an Marktanteilen als Reservewährung verloren. Bis Ende 2022 seien 58 Prozent der globalen Währungsreserven auf den US-Dollar zurückgegangen, 2001 hätte der Anteil noch 73 Prozent betragen.

Ursache dieses deutlichen Rückgangs sind laut Eurizon-Experten Stephen Jen und Joana Freire die US-Sanktionen gegen Russland im Zuge des Ukraine-Kriegs, wie sie in einem Bericht, der Bloomberg vorliegt, schreiben: "Der Dollar erlitt 2022 einen atemberaubenden Einbruch seines Marktanteils als Reservewährung, vermutlich aufgrund eines muskulösen Einsatzes von Sanktionen." Diese Maßnahmen, die von den USA und Verbündeten gegen Russland ergriffen worden wären, hätten andere Länder auf dem falschen Fuß erwischt, die größere Reserven halten, zu denen insbesondere aufstrebende Volkswirtschaften aus dem Globalen Süden zählten.

Angst vor Sanktionen

Hierbei würde insbesondere der Ausschluss russischer Banken aus dem SWIFT-System schwer wiegen. So würden kleinere Länder mittlerweile damit experimentieren, sich vom US-Dollar unabhängiger zu machen, während Größen wie Indien und China ihre eigenen Währungen internationalisieren wollen. Die Sorge der Länder bestehe dabei offenbar darin, dass der US-Dollar als dauerhaftes politisches Druckmittel genutzt werden könnte. Auch wenn die beiden Eurizon-Experten ebenfalls nicht davon ausgehen, dass der Greenback seinen Status als Reservewährung bald abgeben dürfte, sollte diese Möglichkeit auch nicht als unmöglich abgetan werden: "Was Investoren einsehen müssen, ist die Tatsache, dass der Globale Süden zwar nicht vollständig auf die Verwendung des Dollars verzichten kann, ein Großteil davon aber bereits nicht mehr gewillt ist, dies zu tun."

Alternativen?

Bleibt natürlich die Frage, welche Alternative es zum US-Dollar als Reservewährung gäbe. Schließlich gibt es einige Kriterien, die eine Währung erfüllen müsste, um für diesen Status geeignet zu sein. Ruskin hat hier gegenüber MarketWatch die wichtigsten Faktoren zusammengefasst. So müsste die Währung zu einer Volkswirtschaft gehören, die auch dem internationalen Handel und ausländischen Investitionen gegenüber aufgeschlossen sei. Es bräuchte einen liquiden Anleihemarkt, der ebenfalls für ausländische Teilhabe offen ist. Es müsste akzeptiert werden, dass der Wechselkurs vom Markt bestimmt wird und so grundlegende Sachen wie die Rechtstaatlichkeit, Finanzregulierung und politische Führung müssten gegeben sein - was die Suche nach einer Alternative zum US-Dollar bereits ziemlich einschränkt. Weshalb es Chandler von Bannockburn auch abschließend zusammenfasst: "Es gibt aktuell einfach keine anderen Optionen da draußen."

Redaktion finanzen.at

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