03.02.2015 19:29:56

UPDATE2: Irland betritt mit 30-Jahresanleihe Neuland

   Von Josie Cox und Emese Bartha

   Irland hat die Gunst der Stunde genutzt und erstmals in seiner Geschichte eine Staatsanleihe mit einer Laufzeit von 30 Jahren herausgebracht. Nachdem das bis November 2013 noch auf ein internationales Hilfsprogramm angewiesene Land erst im Januar die am Boden liegenden Renditen für die Platzierung einer Anleihe mit sieben Jahre Laufzeit genutzt hat, ist es nun noch zwei Schritte weiter gegangen. Irland hat sich das extrem niedrige Zinsniveau für volle drei Dekaden gesichert.

   Damit folgt das Land dem Vorgehen anderer Staaten wie Portugal und Italien, die im Januar bereits Titel mit einer vergleichbaren Laufzeit ausgegeben haben. Die vier Milliarden Euro schwere Anleihe der Iren, die im syndizierten Verfahren begeben worden ist, läuft bis Februar 2045 und wurde mit einer Rendite von 2,088 Prozent gepreist. Die Nachfrage war üppig, denn das Land bietet trotz seines Aufschwungs noch immer ein paar Punkte mehr Rendite als viele andere Länder der Eurozone. Beim Schließen der Bücher waren nach Auskunft eines beteiligten Bankvertreters Gebote in Höhe von 11,2 Milliarden Euro eingelaufen.

   Mit den 30-jährigen Titeln verlängert Irland sein Laufzeitenspektrum auf einen Schlag um 15 Jahre, da die Papiere bisher eine Laufzeit von maximal 15 Jahre hatten. Die Platzierung wurde begleitet von Barclays, Citigroup, Credit Agricole, Danske Bank, Davy Stockbrokers und der Royal Bank of Scotland.

   Getrieben wird die Nachfrage nach Wertpapieren, die wenigstens noch etwas Rendite abwerfen, von der fast weltweit vorherrschenden Liquiditätsflut. Vor allem die Europäische Zentralbank sorgte hier mit ihrer Auflage eines im März beginnenden Staatsanleihenkaufprogramms (Quantative Easing) von monatlich 60 Milliarden Euro nochmals für einen Schub - zum einen was die anlagesuchende Liquidität betrifft, zum anderen was den Verfall der Renditen angeht. So werfen beispielsweise 31-jährige Anleihen aus Deutschland inzwischen nicht mal mehr 1 Prozent Rendite ab. Selbst im schuldenüberfrachteten Italien bekommen Anleger auf Rentenpapiere mit 30 Jahren Laufzeit nur noch 2,6 Prozent Zinsen.

   Neben der Liquiditätsflut profitiert Irland aber auch von hausgemachten Faktoren. Die Wirtschaft des Landes befindet sich auf einem strammen Erholungskurs, nachdem es während der Euro-Schuldenkrise nur mit Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft vor einem Staatsbankrott bewahrt worden war. Die konjunkturelle Genesung ebnete Irland im November 2013 auch den Weg aus dem Rettungsprogramm zurück an den freien Kapitalmarkt.

   Das Land erhält denn auch viel Lob für seine Konsolidierungspolitik: "Irland", so die Commerzbank, "hat eine grundsolide Erholungsstory vorzuweisen, sowohl was Marktbewertung als auch Ratingeinstufungen anlangt". Fundamental bewege sich das Land mittlerweile mehr im Gleichschritt mit dem Kern der Eurozone und nicht mehr mit der Peripherie.

   Der Finanzminister des Landes rechnet 2015 mit einem BIP-Wachstum von 3,9 Prozent. 2014 wuchs das BIP bereits um 4,7 Prozent. Irland wird derzeit von Moody's mit "Baa1" benotet, von Standard & Poor's mit "A" und von Fitch mit "A-" - Bewertungen, die allesamt im Investment-Grade-Bereich liegen. Insgesamt plant Irland für 2015 ein Emissionsvolumen bei Staatsanleihen von 12 bis 15 Milliarden Euro.

   (Mitarbeit: Steffen Gosenheimer und Ralf Zerback)

   Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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