Von Thomas Leppert
FRANKFURT (Dow Jones)--Nachdem auch die US-Einkaufsmanagerindizes schwächer als erwartet ausgefallen sind, bauen die Börsen in Europa am Freitagnachmittag ihre Verluste noch weiter aus. Diese liegen jedoch weiterhin im expansiven Bereich. Am Vormittag hatten bereits schwache Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone und vor allem aus Deutschland verschreckt. Das Eurozone-Wachstum hat im März weiter an Fahrt verloren, da die Industrie noch tiefer in den kontraktiven Bereich abrutschte und auf das tiefste Niveau seit sechs Jahren fiel.
Kritisch merken die Helaba-Marktstrategen an, dass der Einkaufsmanagerindex im deutschen Verarbeitenden Gewerbe mit 44,7 auf den tiefsten Stand seit über sechseinhalb Jahren gefallen ist. Volkswirte hatten hier mit einer leichten Erholung gerechnet. Negativ sei zudem, dass in Frankreich beide Indikatoren unterhalb der Wachstumsschwelle liegen.
Der DAX fällt vor diesem Hintergrund um 1,2 Prozent auf 11.417 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 1,6 Prozent auf 3.316 Punkte nach. Die Investoren positionieren sich vor allem defensiv, heißt es. Stärker nach unten geht es auch mit dem Euro, für den nur noch 1,1280 Dollar bezahlt werden nach 1,1390 Dollar vor den Daten am Morgen. Damit hat er im Tagesverlauf einen ganzen Cent verloren.
Rendite zehnjähriger Bundesanleihe erstmals seit 2016 negativ
Gesucht ist vor allem der "sichere Hafen" der Anleihen. Erstmals seit Oktober 2016 liegt die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen wieder im negativen Bereich. Nach den enttäuschenden deutschen Daten liegt sie aktuell bei minus 0,027 Prozent. Die Renditen aller kürzeren Laufzeiten notierten bereits zuvor mit einem negativen Vorzeichen. Zuletzt hatten die Bundesregierung, die Europäische Zentralbank (EZB) und etliche Forschungseinrichtungen sowie nationale und internationale Organisationen ihre Wachstumsausblicke für Deutschland und Europa gesenkt.
Stahlsektor von Konjunktursorgen belastet
Der Rohstoffsektor ist im Euro-Stoxx-Universum mit einem Abschlag von 3,2 Prozent der größte Verlierer. Ein wichtiger Grund dafür ist die Schwäche der Stahlaktien: Thyssenkrupp verlieren 3,2 Prozent, Salzgitter 5,4 Prozent und Arcelormittal 5,3 Prozent. Der Einbruch des deutschen Einkaufsmanagerindexes für das verarbeitende Gewerbe habe neue Konjunkturängste ausgelöst, heißt es zur Begründung im Handel.
Diese belasten, wie auch die niedrigen Zinsen, die Banken: der Sektor verliert 2,3 Prozent. Auffallend schwach sind hier die italienischen Werte, so geben Unicredit um 4,6 Prozent, UBI Banca um 4,5 und Intesa Sanpaolo um 3,2 Prozent nach.
Debenhams hat ein Liquiditätsproblem
Debenhams brechen an der Londoner Börse um 44 Prozent ein. Das Unternehmen versucht die Anleihehalter davon zu überzeugen, neuen Kreditlinien von 200 Millionen Pfund zuzustimmen, um die Zukunft des schwer angeschlagenen Kaufhauses zu sichern. Das Unternehmen schließt aber einen Totalverlust für die Debenhams-Anteilseigner nicht aus, sollte der Finanzierungsplan abgelehnt werden.
Von fallenden Zinsen profitieren die Immobilienaktien. JP Morgan hat TLG Immobilien und Alstria Office auf die Kaufliste genommen. TLG Immobilien gewinnen 1,9 Prozent und Alstria 0,9 Prozent. Der Real-Estate-Index liegt gegen den Trend leicht im Plus. Goldman Sachs hat laut Händlern die positive Einschätzung zu den Versorgern RWE und Eon bekräftigt. RWE ziehen um 2,7 Prozent an und Eon um 1,4 Prozent.
===
Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.313,89 -1,59 -53,51 10,41
Stoxx-50 3.085,47 -1,10 -34,47 11,79
DAX 11.417,43 -1,15 -132,53 8,13
MDAX 24.805,93 -1,26 -315,27 14,91
TecDAX 2.667,41 -0,26 -6,83 8,87
SDAX 10.832,38 -0,65 -70,55 13,92
FTSE 7.210,61 -1,97 -144,70 9,32
CAC 5.280,10 -1,84 -98,74 11,61
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite -0,03 -0,07 -0,27
US-Zehnjahresrendite 2,44 -0,10 -0,24
DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:13 Uhr Do 17.22 Uhr % YTD
EUR/USD 1,1278 -0,86% 1,1379 1,1346 -1,6%
EUR/JPY 123,98 -1,63% 126,04 125,81 -1,4%
EUR/CHF 1,1222 -0,55% 1,1293 1,1274 -0,3%
EUR/GBP 0,8551 -1,36% 0,8663 0,8710 -5,0%
USD/JPY 109,95 -0,76% 110,80 110,88 +0,3%
GBP/USD 1,3190 +0,51% 1,3148 1,3027 +3,3%
Bitcoin
BTC/USD 3.993,75 +0,49% 3.971,79 3.956,89 +7,4%
ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 58,51 59,98 -2,5% -1,47 +25,8%
Brent/ICE 66,76 67,86 -1,6% -1,10 +22,1%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.310,70 1.309,29 +0,1% +1,41 +2,2%
Silber (Spot) 15,38 15,47 -0,6% -0,09 -0,7%
Platin (Spot) 847,75 861,00 -1,5% -13,25 +6,4%
Kupfer-Future 2,85 2,90 -1,7% -0,05 +8,2%
===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/thl/ros
(END) Dow Jones Newswires
March 22, 2019 11:22 ET (15:22 GMT)