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• Sinkende Nachfrage nach US-Staatsanleihen könnte in eine finanzielle Katastrophe münden
• Dalios Ratschlag für Anleger: Aktien und Gold statt Anleihen und Bitcoin
Ray Dalio ist einer der bekanntesten Investoren der Welt - kein Wunder, verwaltet der von ihm bereits 1975 gegründete Hedgefonds Bridgewater Associates doch ein Vermögen von ungefähr 150 Milliarden US-Dollar, was ihn zum größten aktiv gemanagten Fonds macht. Durch ein ausgeklügeltes System von computergestützten Formelberechnungen hinsichtlich makroökonomischer Entwicklungen vermehrte Dalio mit seinem Team über die Jahrzehnte die Vermögen zahlreicher Institutionen und wohlhabender Investoren. Seine wirtschaftliche Expertise hat der 73-jährige Investor dabei immer wieder unter Beweis gestellt, die von ihm geschriebenen Bücher wie "Die Prinzipien des Erfolgs" befinden sich auf weltweiten Bestseller-Listen. Umso interessanter dürften seine aktuellen Einschätzungen zur Anhebung der US-Schuldengrenze sein, die am 2. Juni nach dem Repräsentantenhaus auch vom Senat gebilligt worden ist. Dalio sieht darin jedoch keineswegs die Lösung der Schuldenkrise der größten Volkswirtschaft der Welt, sondern bestenfalls einen Aufschub der Problematik.
Dalio sieht den Beginn einer "klassischen späten Schuldenkrise"
Dalio, der im Herbst 2022 von seiner Position als CEO von Bridgewater Associates zurücktrat, äußerte sich in den letzten Monaten häufig zur Lage der Weltwirtschaft, mit einem besonderen Fokus auf die USA. Den Wohlstand seines Landes sieht der US-amerikanische Milliardär auf tönernen Füßen. So wurden nach der Anhebung der Schuldenobergrenze prompt wieder mehr Schulden gemacht, die Quote der Verschuldung nehme damit auch künftig immer weiter zu, prognostizierte Dalio. Das größte Problem liege aber darin, dass das Vertrauen vonseiten der Anleger in die Potenz der US-Wirtschaft im Allgemeinen und den Staatshaushalt im Speziellen zunehmend abnehmen würde.
"Wir stehen am Anfang einer sehr klassischen späten Schuldenkrise, wenn die Angebots-Nachfrage-Lücke entsteht - wenn man zu viele Schulden produziert und gleichzeitig einen Mangel an Käufern hat", äußerte Dalio seine Befürchtung gegenüber Bloomberg News. "Was jetzt passiert, ist, dass wir all diese Schulden verkaufen müssen, aber wird man genug Käufer finden? Es gibt jetzt Veränderungen in Bezug auf die Mengen, die von großen Anlegern in der ganzen Welt gehalten werden, die Geld in diesen Staatsanleihen verloren haben". In den kommenden Jahren dürfte die Nachfrage nach US-Schulden - konkret gesprochen nach US-Staatsanleihen - weiter abnehmen, meint Dalio. "Wenn ich mir also die Angebots-Nachfrage-Problematik anschaue, dann gibt es eine Angebots-Nachfrage-Problematik für diese Schulden. Es gibt eine Menge Schulden. Sie müssen gekauft werden. Der Zinssatz muss hoch genug sein. Wenn wir so weitermachen wie bisher, was in den nächsten fünf und zehn Jahren wahrscheinlich ist, dann kommt man an einen Punkt, an dem dieser Balanceakt sehr schwierig wird."
Diese Faktoren könnten zu großer US-Schuldenkrise beitragen
Die abnehmende Attraktivität der US-Staatsanleihen liege allerdings nicht nur an der enormen Verschuldung des Landes, sondern auch an geopolitischen Veränderungen. "Und dann gibt es noch geopolitische Veränderungen, die sich auswirken. Einige Länder sind über Sanktionen besorgt, und dann gibt es diese geopolitische Verschiebung", so der ehemalige Hedgefonds-Manager. Die USA und der Dollar nähmen relativ gesehen an Bedeutung ab, es entstehe eine multipolare Welt, in der neben dem westlichen Machtblock rund um die USA und die EU zunehmend auch Indien, China und weitere Schwellenländer an Bedeutung gewinnen würden. Es gebe deshalb immer mehr Alternativen an Vermögenswerten, die als sichere Häfen angesehen werden. Zudem könnten andere Länder wie beispielsweise China aufgrund von Sanktionen dazu gezwungen werden, ihre US-Anleihen zu verkaufen, was die Liquidität des US-Staatshaushaltes weiter beeinträchtigen werde, meint Dalio.
Darüber hinaus leide die US-Wirtschaft immer stärker an der sozialen Ungleichheit, worunter langfristig das allgemein Konsumlevel leide. Dalio trat schon oft als Kritiker der großen Vermögensschere in den USA auf und sieht darin nicht nur negative Folgen für die Wirtschaft, sondern auch eine zunehmende soziale Polarisierung.
Dalio: So sollten sich Anleger verhalten
Trotz der vergleichsweise hohen Zinsen, die US-Staatsanleihen inzwischen abwerfen - so liegt die Rendite der zehnjährigen US Treasury Yields derzeit bei 3,724 Prozent (Stand: 27. Juni 2023) - rät Dalio vor dem Hintergrund eines möglichen Zahlungsausfalls von einem Investment in Staatsanleihen der USA ab. Zu hoch sei das Risiko, dass die USA in eine immer größere Schuldenkrise hineinschlittere. Dalio sprach in einem CNBC-Interview sogar davon, dass der Kauf von US Treasuries ein "sehr riskantes Investment" sei. So sei die US-Notenbank Fed - ebenso wie auch die US-Regionalbanken wie unter anderem die First Republic Bank - von den enormen Kursverlusten vieler Anleihen, die zuvor gekauft wurden, betroffen.
Stattdessen sollten sich Anleger wieder zunehmend der Börse zuwenden. Ein global verteiltes Aktiendepot schaffe laut Dalio die beste Absicherung gegen die Inflation, hohe Verschuldungsraten und die Auswirkungen einer potenziellen US-Schuldenkrise. Hierbei könnte sich ein Blick auf Tech-Aktien seiner Ansicht nach besonders lohnen, so bezeichnete Dalio kürzlich den KI-Chatbot ChatGPT von OpenAI als "heiligen Gral" für künftige KI-Entwicklungen. Ein Engagement in Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether hält Dalio hingegen für zu riskant - nicht zuletzt aufgrund des allgegenwärtigen Damoklesschwerts einer stärkeren Regulierung durch die Behörden, das über dem Krypto-Sektor schwebt. Stattdessen sieht der Börsenstar Gold dank seiner Stabilität, Knappheit und seinem inhärenten Wert als einen verlässlicheren Schutz vor der Geldentwertung und Schuldenkrisen.
Redaktion finanzen.at
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