Dow Jones
11.11.2016 17:30:40
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Börse Frankfurt-News: Renditen für Staatsanleihen ziehen an (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 11. November 2016.Den Trump-Sieg verknüpfen viele Anleger mit potenziell steigender Inflation und höheren Zinsen in den USA. Sie trennen sich von T-Bonds. Auch deutsche und europäische Staatsanleihen werden abgestoßen.
Nach vorübergehenden Irritationen an den Kapitalmärkten hinsichtlich des künftigen US-Präsidenten gehen Investoren rasch zur Tagesordnung über und beschäftigen sich mit den veränderten Vorzeichen der US-amerikanischen Politik unter der neuen Führung. Die geplante Abschaffung des Dodd-Frank Gesetzes zur Regulierung des Finanzsektors als eine der ersten größeren Ankündigungen des Trump-Teams und die generelle Aussicht auf weniger staatliche Regulierung trugen nach Ansicht von Analysten zum gestrigen neuen Allzeithoch beim Dow Jones Industrial bei. Zudem habe Donald Trump versprochen die Steuern zu senken und bis zu 500 Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur zu investieren. Ob und in welchem Maße die wirtschafts- und außenpolitischen Pläne den künftigen US-Präsidenten nachhaltig auf die Entwicklung der Konjunktur und der Börsen einwirken wird, zeigt sich nach Ansicht der Helaba vermutlich erst in der ersten Hälfte des nächsten Jahres.
Zinsen steigen wieder
Derweil schicken Anleger US-amerikanische als auch europäische Staatsanleihen weiter auf Talfahrt. Während zehnjährige US-Treasuries derzeit bei 2,15 Prozent rentieren, rutschte der Euro-Bund-Future als Indikator für die langfristigen Zinserwartungen auf gut 160 Prozent ab, vor einer Woche lag der Wert noch bei 162,31 Prozent. Damit kommen zehnjährige Bundesanleihen mittlerweile auf eine Rendite von über 0,3 Prozent. Dabei folgten die Erträge europäischer Bonds den steigenden US-Renditen, obwohl die Auswirkungen der angekündigten trumpschen Politik eher deflationäre Tendenzen nach Europa exportieren sollte, wie Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank anmerkt.
"Die Zinsen steigen wieder", bestätigt Gregor Daniel. Das spürt der Händler der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank auch am zunehmenden Anlegerinteresse an Floating Rate Notes (WKNs A14KJE, A13SL1) mit variabler Verzinsung. Für diese Schuldverschreibungen wird der Zinssatz jeweils für festgelegte Zeiträume, in der Regel drei bis sechs Monate, an einen Referenzzinssatz wie zum Beispiel den EURIBOR angepasst. "Anleger vermeiden mit den so genannten Floatern das Zinsänderungsrisiko." Gleichzeitig stehen Daniel zufolge Anleihen der Emerging Marktes, insbesondere Mexiko, durchweg unter Druck.
US-Zinsschritt im Dezember wahrscheinlich
Mit Blick auf eine mögliche Zunahme der Inflation könnten sich in den USA die Zinsen durchaus in einem größeren Tempo nach oben bewegen als bisher angenommen. Pacific Investment Management beispielsweise sieht den Anstieg der langfristigen Treasuries nach Trumps Wahlsieg als Zeichen für eine zunehmende Teuerung.
Derzeit gehen die Finanzmärkte laut Robert Halver trotz der Unsicherheit über das Regierungsprogramm Trumps jedenfalls mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als vor der Wahl von einen Zinsschritt im Dezember aus. "Sollten weiterhin spürbare Verwerfungen an den Finanzmärkten ausbleiben, wird die Federal Reserve an der ohnehin eingepreisten Zinserhöhung festhalten", ist der Analyst der Baader Bank überzeugt. "Auch die Trump-Administration wird in den Genuss einer vermutlich freizügig bleibenden Geldpolitik kommen." Die infrastrukturelle Offensive und Steuersenkungen des designierten Präsidenten seien ohne die Hilfe der viel kritisierten US-amerikanischen Notenbank nicht möglich. "Trump dürfte noch sehr dankbar für eine dem Konjunkturaufschwung zugeneigte Notenbankchefin Yellen sein."
Schicksalsfrage für Italien rückt in den Fokus
Am 4. Dezember ist es so weit, italienische Bürger stimmen über die Reform der Verfassung ab. Die Pläne enthalten laut Klaus Stopp unter anderem die radikale Beschneidung der Befugnisse des Senats, der zweiten Kammer im italienischen Parlament. "Damit soll Italien reformierbarer werden", bemerkt der Rentenexperte der Baader Bank. "Entscheidungen sollen schneller getroffen werden können." Ebenso ziele Premier Renzi auf die Senkung der Kosten für den Politikbetrieb. Damit würden gleichzeitig die Voraussetzungen für die Bearbeitung anderer großer Baustellen geschaffen. Dazu gehörten beispielsweise die Reform der Justiz oder der dringend nötige Abbau von Bürokratie.
Jüngste Umfragen bescheinigten den Plänen ein Nein. Stopp sieht darin einen Grund, dass erstmals seit dem Höhepunkt der Euro-Krise an den Finanzmärkten nicht mehr Griechenland sondern Italien als größter Wackelkandidat in der Währungsgemeinschaft gilt. Umfragen des Marktforschungsinstituts Sentix bezifferten die Wahrscheinlichkeit für einen Grexit derzeit mit 8,5 Prozent, die eines Italexits hingegen mit knapp 10 Prozent. Das Damoklesschwert einer Regierungskrise in Italien schwebe über dem Votum am 4. Dezember und damit auch die Gefahr einer Verschärfung der Euro-Krise.
Anleger reagierten auf die jüngsten Entwicklungen mit Abgaben italienischer Staatsanleihen, die aufgrund steuerlicher Problematik an deutschen Börsen nicht gehandelt werden.
BASF und Renault refinanzieren sich am Markt
Neuemissionen von Unternehmen waren rund um die US-Wahlen eher Mangelware, wie Stopp berichtet. Dennoch habe sich die RCI Bank, eine französische Tochter des Autobauers Renault, mittels einer fünfjährigen Anleihe (WKN A1883B) 750 Millionen Euro in einer Stückelung von 1.000 Euro am Kapitalmarkt beschafft. Anleger erhalten eine jährliche Verzinsung in Höhe von 0,625 Prozent.
Insgesamt 1,5 Milliarden Euro habe BASF von Anlegern über die Ausgaben von zwei Schuldverschreibungen, ebenfalls in Stücken von 1.000 Euro, eingesammelt. Ein in 2020 fälliger Zerobond (WKN A188WV) im Volumen von eine Milliarde Euro sei Anlegern zu 99,601 Prozent angeboten worden. Eine 500 Millionen Euro schwere zehnjährige Anleihe (A188WW) des Chemiekonzerns mit einem Kupon von 0,75 Prozent sei zu einem Preis von 98,998 Prozent ausgegeben worden.
von: Iris Merker 11. November 2016,
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