12.11.2013 17:04:30
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BNP Paribas: EZB sollte Bundesanleihen kaufen
Von Hans Bentzien
Die Europäische Zentralbank (EZB) muss nach Einschätzung von BNP Paribas ein Staatsanleihekaufprogramm nach dem Vorbild der Federal Reserve auflegen, sollten die Deflationsrisiken weiter zunehmen. Chefvolkswirt Paul Mortimer-Lee plädiert dafür, dass die EZB in diesem Fall Staatsanleihen entsprechend den EZB-Kapitalanteilen der Länder kauft. Knapp 20 Prozent ihrer Käufe würden dann auf Bundesanleihen entfallen.
BNP Paribas gehörte zu den wenigen Banken, die die EZB-Zinssenkung der vorigen Woche vorhergesehen haben. Und ihr Chefvolkswirt scheut sich nicht, der Zentralbank einen noch aggressiveren Kurs ans Herz zu legen. Denn der kleine Zinsschritt vom 7. November helfe gegen die heranrollenden Deflationsrisiken etwa soviel "wie ein Erbsengewehr gegen einen Panzer", sagt er.
Die Verbraucherpreise im Euroraum sind im Oktober nur noch mit einer Rate von 0,7 Prozent gestiegen. Die EZB strebt aber mittelfristig eine Teuerung von knapp 2 Prozent an. Der Ökonom warnt in seinem Papier davor, die "fest verankerten Inflationserwartungen" der Akteure überzubewerten, weil diese immer auf der Annahme angemessener Aktionen der Zentralbank beruhten. Eine zu lange zu niedrige Inflation können diese Erwartungen erschüttern, warnt Mortimer-Lee.
Der Ökonom rät der EZB deshalb "je früher, desto besser" Staatsanleihen für mindestens 1.440 Milliarden Euro zu kaufen, um Europa vom Abgrund der Deflation - einer sich selbst verstärkenden Spirale aus sinkenden Preisen und sinkender Produktion - wegzureißen. Wir erinnern uns: Inflation ist langfristig immer eine Frage der umlaufenden Geldmenge, Deflation also auch.
Papiere für 240 Milliarden Euro müssten laut Mortimer-Lee 2014 gekauft werden, um die Jahreswachstumsrate der breiten Geldmenge M3 von derzeit 2,1 Prozent auf den EZB-Referenzwert von 4,5 Prozent anzuheben und 1.200 Milliarden, um die in den vergangenen Jahren durch zu niedriges Wachstum erlittenen Verluste auszugleichen.
"Wir raten nicht dazu, das alles in einem Jahr aufzuholen, sondern schlagen monatliche Käufe von 50 Milliarden Euro in den ersten beiden Jahren vor", erläutert der Chefvolkswirt von BNP Paribas. Auf Bundesanleihen würden damit gut 9 Milliarden Euro entfallen. Mortimer-Lee ist sich natürlich bewusst, dass die Rendite deutscher Bundesanleihen schon jetzt extrem niedrig ist.
Eine weitere Absenkung würde nach seiner Einschätzung aber sehr erwünschte Folgen haben: Da über 60 Prozent der Bundesanleihen von Ausländern gehalten werden und auch französische Staatsanleihen im Ausland sehr beliebt sind, würden EZB-Käufe den Euro-Wechselkurs drücken, kalkuliert Mortimer-Lee. Die Renditen anderer Euro-Staatsanleihen würden ebenso sinken wie die Renditeabstände zu Bundesanleihen. "Bundesanleihen, französische und die Staatsanleihen anderer Kernländer sind genau die Papiere, die die EZB kaufen sollte", sagt er.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
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November 12, 2013 10:32 ET (15:32 GMT)
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