15.12.2013 14:42:32
|
Wüstenrot bemüht sich um kleinere Bausparsummen
Die Umstellung habe unter anderem betriebswirtschaftliche Gründe, sagte Hertweck. Hinter dem großvolumigen Geschäften stehe häufig eine für den Baufinanzierer weniger rentable Sofortfinanzierung. "Die haben wir in diesem Jahr bewusst zurückgefahren. Wir haben bewusst auf einzelne Geschäfte zugunsten der Marge verzichtet." Der durchschnittliche Bausparvertrag habe derzeit ein Volumen von etwa 37 000 Euro. Der Anteil der Verträge mit Bausparsummen unter 50 000 Euro ist den Angaben zufolge von rund zwei Drittel auf drei Viertel des Neugeschäfts gestiegen.
Ein immer größerer Anteil der Bausparer wolle mit dem Geld eine bestehende Immobilie modernisieren. Der Anteil der Finanzierung von Wohnungs- oder Hauskauf gehe dagegen zurück. Einer Studie von TNS Infratest zufolge, die Wüstenrot in Auftrag gegeben hat, wohnen vier von zehn Bundesbürgern in einer Immobilie, die bereits in punkto Energieeffizienz modernisiert wurde. 15 Prozent planen entsprechende Maßnahmen in den kommenden zwei Jahren.
Bis Oktober sei das Bruttoneugeschäft wie in den ersten neun Monaten des Jahres um drei Prozent auf 13,1 Milliarden Euro gestiegen. Das Volumen des eingelösten Neugeschäfts, also der neuen Bausparverträge, auf die tatsächlich auch Geld eingezahlt wurde, habe noch einmal angezogen und sei bis Oktober um fünf Prozent auf 10,2 Milliarden Euro gestiegen.
"Wenn wir dieses Wachstum bis zum Jahresende durchhalten, wäre es das beste Ergebnis unserer rund 90-jährigen Geschichte", sagte Hertweck. "Unsere Stornoquote liegt bei 10 Prozent". Das Wachstum ist netto seit zwei Jahren besser als brutto. Im Gesamtmarkt rechnet der Wüstenrot-Chef mit einem Plus von fünf bis sechs Prozent.
Das Ergebnis der Bausparkasse sei allerdings stark beeinträchtigt durch den aktuellen Konzern-Umbau, der in diesem Jahr mit einem zweistelligen Millionen-Euro-Betrag zu Buche schlagen wird. Der Mutterkonzern W&W streicht bis Ende 2015 rund 800 von 7900 Stellen.
300 davon sollen bei der Bausparkasse eingespart werden. Rund die Hälfte der Stelleninhaber hätten Interesse an einer freiwilligen Aufhebung des Vertrages, Altersteilzeit oder Vorruhestand bekundet, sagte Hertweck. "Bezüglich der anderen Hälfte der Stellen sind wir zuversichtlich, dass wir sie bis Ende 2015 im Rahmen des Sozialplans abbauen werden."
Auch das niedrige Zinsniveau macht dem Finanzkonzern zu schaffen. Die Bausparkasse plane auf lange Sicht mit niedrigen Zinsen, sagte Hertweck. "Eine Kündigung wegen des niedrigen Zinsniveaus ist ausgeschlossen." Einzelnen Kunden würden aber Neuverträge angeboten, durch die sie dann auch niedrigere Darlehenszinsen abbezahlen müssen. 4000 der insgesamt rund 3,5 Millionen Bausparverträge seien gewechselt worden. Gezielte Vertriebsaktionen gebe es nicht. Kunden der Sparkasse Ulm droht derzeit eine Kündigung lukrativer Sparverträge, weil das Institut versucht, sie in andere Verträge zu bringen.
Wüstenrot hatte in diesem Jahr allerdings 15 000 Kunden gekündigt, deren Bausparverträge voll bespart waren. "Wir sind Hüter der Einlagen. Im Kollektiv ist das nur eine kleine Gruppe", begründet Hertweck die Entscheidung./ang/DP/edh
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!