18.09.2014 21:12:59
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Joachim Gauck
Bielefeld (ots) - Freiheit ist sein Thema. 160 Mal bildete das
Wort den Schlüsselbegriff in Joachim Gaucks gut 300 offiziellen Reden
seit dem Amtsantritt im März 2012. Freiheit vor Unterdrückung,
Meinungsfreiheit, Selbstbestimmung der Völker - darüber predigt der
ehemalige evangelische Pastor unermüdlich. Und als Bundespräsident
nimmt sich Gauck die Freiheit, unbequem zu werden, Dinge zu sagen,
die sich andere aus übermäßiger Angst vor Gegenwind nicht trauen.
Zwei Beispiele: Im August 2013 bezeichnete er im Gespräch mit
Schülern die NPD-Mitglieder als rechtsradikale »Spinner«, und am 1.
September dieses Jahres nahm er sich in Danzig beim Gedenken an den
deutschen Überfall auf Polen vor 75 Jahren Wladimir Putins Vorgehen
in der Ukraine zur Brust: »Die Geschichte lehrt uns, dass
territoriale Zugeständnisse den Appetit von Aggressoren oft nur
vergrößern.« Sollte man Gauck für die deutlichen Worte kritisieren?
Nein, im Gegenteil! Gauck ist kein »Grüßaugust«, der nur Diplomaten
aus aller Welt die Hände schüttelt, will das auch nicht sein. Er hat
ein klares Profil und verhilft damit dem zuletzt schwer ramponierten
Ansehen des Amtes zu neuem Glanz. Vor allem Christian Wulff gab eine
unglückliche Figur ab. Zuletzt ging es nicht mehr um sein politisches
Handeln, sondern nur noch um die Frage, ob da angesichts des
Hauskredits und von Urlaubsreisen mit Freunden ein korrupter
Schnorrer das höchste Amt bekleidet. An den meisten Vorwürfen war am
Ende nichts dran, und so mancher Journalist hat sich durch
Vorverurteilungen an Wulff versündigt. Aber letztlich scheiterte er
an Altlasten aus seiner Zeit als Ministerpräsident in Niedersachsen
und am moralischen Anspruch, den das Amt eines Bundespräsidenten mit
sich bringt. Dagegen kam Gauck mit moralischer Autorität ins Schloss
Bellevue. Wer im Unrechtsstaat DDR aufwuchs, der nur eine, die
sozialistische, Weltanschauung gelten ließ und Kritiker einsperrte,
wirkt glaubwürdig, wenn er den hohen Wert der Freiheit herausstellt.
Neben der Freiheit hat Gauck Verantwortung als zweites Leitmotiv
gewählt und sieht hier Deutschland wegen seiner Geschichte,
politischen Bedeutung und wirtschaftlichen Kraft besonders in der
Pflicht. Dass sich das Land auch militärisch an der Lösung von Krisen
beteiligen solle, diese Forderung brachte ihm aus der Linkspartei
prompt den Vorwurf der Kriegstreiberei ein. Gauck ist ein Mann, der
sich was traut. Das ist gut so, denn seine politischen Koordinaten
sind hoch aktuell. Ob in der Ukraine oder in den von den
IS-Mörderbanden heimgesuchten Ländern Syrien und Irak - dort geht es
um nichts anderes als um Freiheit statt Unterdrückung und die
Verantwortung der Welt für die Wahrung dieses Prinzips. Gauck setzt
die richtigen Schwerpunkte - seine Halbzeitbilanz könnte kaum besser
sein.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261

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