11.02.2015 21:33:00
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Flüchtlingsströmen
Außerdem trägt der Westen zumindest eine Mitverantwortung für den
desolaten Zustand des Kosovo. Was gerade geschieht, ist die zweite
Niederlage in der Geschichte des militärischen Engagements auf dem
Balkan. Der Kriegseinsatz brachte dem Land keine Lösung. Ziel der
anschließenden Mission mit Deutschland als größtem Truppensteller ist
es bis heute, ein sicheres Umfeld aufzubauen und öffentliche Ordnung
herzustellen. Funktioniert hat auch das nicht. Kosovo-Serben und
Albaner bleiben Feinde. Übergriffe sind die Regel, keine Ausnahme.
In der geteilten Stadt Mitrovica wagt sich niemand mehr im Dunkeln
aus dem Haus. Sieht so ein »sicherer Herkunftsstaat« nach dem
Verständnis unseres Asylrechts aus? Wer fordert, den Kosovo so zu
nennen, muss auch so konsequent sein, den Abzug deutscher Soldaten zu
fordern. Handelt es sich um sicheres Terrain, ist die Mission ad
absurdum geführt. Doch diese Forderung ist nicht zu hören.
Die internationale Truppe hat den Kampf gegen die Korruption im Kosovo verloren. Wer eine Herz-OP oder Krebsbehandlung braucht, muss Ärzte bestechen. Wenn Geld da ist . . . Das haben wenige. Jeder Dritte ist arm, lebt von 1,40 Euro am Tag. Jeder zweite junge Mensch ist arbeitslos. Keine Bildung, keinen Job, kein Essen: Wer will da verdenken, dass einen die Sehnsucht gen Westen packt? Nur wenn die internationale Gemeinschaft endlich dafür sorgt, dass sich die Lage im Kosovo verbessert, hat sie ein Recht, über Flüchtlingsströme zu klagen und deren schnellere Abschiebung voranzutreiben. Toleriert sie weiter wirtschaftlich und politische Korruption, fördert sie die Abwanderung.
Wenn Europa wirklich etwas tun will, sollte es konsequenter gegen Menschenhändler vorgehen. Sie versprechen Flüchtenden ein Aufenthaltsrecht plus Ankunftsgeld. Sie sind die Verbrecher. Nicht die verzweifelten Flüchtlinge, die mit Kindern im Schlepptau Kilometermärsche auf sich nehmen oder sogar den qualvollen Tod auf offener See riskieren, wie das Beispiel Lampedusa zeigt. Wenn innerhalb Europas schon der Drang zur Flucht in Länder wie Deutschland so groß ist - wie muss dann die Gefühlslage derer aussehen, die aus Afrika in überfüllte Boote steigen, um dem Traum Europa näher zu kommen und dann vor den verschlossenen Türen namens Grenzsicherung stehengelassen werden? 300 Tote bei einem islamistischen Attentat sind in der Wahrnehmung vieler leider eine größere Katastrophe als 300 tote Afrikaner auf hoher See.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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