29.05.2017 19:30:45

Weidmann: Akkommodationsgrad der EZB-Politik durchaus diskutabel

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)--Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) kritisiert, deren Rat er selbst angehört. Beim Hauptstadtempfang der Bundesbank sagte Weidmann laut vorab verbreitetem Redetext, man könne über das Ausmaß der geldpolitischen Akkommodation diskutieren. Zugleich räumte Weidmann aber ein, dass die Inflation im Euroraum noch ein "gutes Stück" vom Ziel der EZB von knapp 2 Prozent entfernt sei.

   Man könne, "was den richtigen geldpolitischen Expansionsgrad angeht, durchaus unterschiedliche Auffassungen haben", sagte Weidmann und fügte hinzu: "Das gilt umso mehr, als die sehr expansive Ausrichtung der Geldpolitik vor allem durch den Einsatz unkonventioneller Instrumente erreicht wird.

   Die Zentralbanken des Euroraums kaufen derzeit auf Beschluss des EZB-Rats monatlich Anleihen für 60 Milliarden Euro, und zwar bis mindestens Ende dieses Jahres. Darüber hinaus liegt der für den Geldmarkt relevante Satz für Bankeinlagen bei der EZB bei minus 0,4 Prozent. Der Rat stimmt die Finanzmärkte zudem im Rahmen seiner Forward Guidance darauf ein, dass er seine Politik falls notwendig noch weiter lockern wird.

   Weidmann hat im EZB-Rat gegen den im Dezember 2016 beschlossenen geldpolitischen Kurs gestimmt, kritisiert ihn aber nur vorsichtig und weist in Stellungnahmen regelmäßig darauf hin, dass der seit Jahresbeginn zu beobachtende Inflationsanstieg vorübergehender Natur sein dürfte.

   In seiner Rede in Berlin sagte er: "Angesichts des gedämpften Preisdrucks ist eine expansive Geldpolitik im Grundsatz weiterhin angemessen. Aber aufgrund der fortschreitenden wirtschaftlichen Erholung und einer von allen Prognosen vorhergesagten Inflationsrate von knapp 2 Prozent im Jahr 2019 ist es durchaus legitim zu fragen, wann der EZB-Rat eine geldpolitische Normalisierung in den Blick nehmen sollte."

   Der Bundesbank-Präsident rechnet damit, dass die Inflation im Euroraum spätestens in der zweiten Jahreshälfte sinken wird. Damit ist er etwas vorsichtiger als die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte, die bereits für Mai nur noch 1,5 (Vormonat: 1,9) Prozent Inflation und 1,0 (1,2) Prozent Kerninflation erwarten.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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   May 29, 2017 13:00 ET (17:00 GMT)

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