16.07.2023 14:37:38
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US-Institut sieht Kampf gegen Ungehorsam im Moskauer Militärapparat
WASHINGTON/MOSKAU (dpa-AFX) - Nach der Absetzung mehrerer russischer Generäle sehen US-Experten einen breiten Kampf gegen den Ungehorsam im Moskauer Militärapparat sowie um die Informationshoheit im Krieg gegen die Ukraine. Die am Samstag von nicht offiziellen russischen Quellen berichtete Entlassung des Generalmajors Wladimir Seliwjorstow und zuvor seines Kollegen Iwan Popow legten nahe, dass sich die "Zersetzung der russischen Befehlskette in der Ukraine beschleunigt", hieß es in einer Analyse des US-Instituts für Kriegsstudien ISW in Washington am Samstag (Ortszeit).
Offiziell hat sich das Verteidigungsministerium in Moskau wie auch in anderen Fällen nicht zur Absetzung des 49-jährigen Seliwjorstow als Kommandeur der 106. Garde-Luftlandedivision geäußert. Die ISW-Experten gehen aber davon aus, dass der erst im Juni beförderte Generalmajor wie Popow zuvor ebenfalls die Kriegsführung kritisiert hatte. Popow hatte seine Absetzung selbst mitgeteilt.
Die US-Experten sehen aktuell eine Säuberung des Militärapparats von nicht loyalen Kräften. Demnach sind Verteidigungsminister Sergej Schoigu und sein Generalstabschef Waleri Gerassimow dabei, sich dieser Offiziere zu entledigen. "Wachsender Ungehorsam wird wahrscheinlich die bestehende Spaltung im russischen Militär und in der breiteren Sicherheitssphäre vertiefen", hieß es in der Analyse.
Hintergrund ist der am 24. Juni rasch wieder beendete Aufstand der russischen Privatarmee Wagner gegen den Militärapparat. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatten Schoigu und Gerassimow Unfähigkeit vorgeworfen. Prigoschin hat auch in den regulären Truppen Anhänger.
Die ISW-Experten sehen zudem eine Tendenz des Kreml und des Verteidigungsministeriums, die vor allem über den Nachrichtendienst Telegram verbreiteten Informationen und Enthüllungen unter Kontrolle zu bekommen. Dort hatten frühere russische Geheimdienstoffiziere immer wieder Insiderkenntnisse verbreitet, die als Kritik am Moskauer Apparat aufgenommen wurden.
Laut ISW-Analyse tobt bei Telegram zwischen den verschiedenen Interessensgruppen ein Kampf um Meinungshoheit und Einfluss, vor dem Hintergrund von Russlands Misserfolgen im Krieg in der Ukraine. Als Beispiel nannten sie die Festnahme des früheren Geheimdienstlers Michail Poljakow, der mehrere populäre Telegram-Kanäle gesteuert haben soll. Den Experten zufolge könnte auch die Festnahme des stellvertretenden Ministers für Digitalisierung, Maxim Parschin, damit im Zusammenhang stehen. Diesem wird Korruption vorgeworfen./mau/DP/he
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