11.01.2007 19:16:00

UPDATE2: Winterkorn ordnet VW ohne Bernhard neu

(NEU: Reaktion MAN)

   Von Michael Brendel

   Dow Jones Newswires

   WOLFSBURG (Dow Jones)--Gut eine Woche nach dem Amtsantritt des neuen Volkswagen-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn hat der Aufsichtsrat einstimmig weitreichende Weichenstellungen für den Konzern abgesegnet. Neben der Auflösung der bisherigen Einteilung nach Markengruppen wurde auch eine Vielzahl an personellen Veränderungen beschlossen. Insgesamt führt die neue Struktur zu einer stärkeren Zentralisierung wichtiger Funktionen auf Konzernebene. Der vor zwei Jahren als Sanierer zu VW gekommene Wolfgang Bernhard hat in diesem Konzept keinen Platz mehr und scheidet den Angaben zufolge Ende Januar aus.

   Die bisher geltende Struktur einer Markengruppe Volkswagen und einer Markengruppe Audi wird aufgelöst und anders als erwartet nicht durch eine neue Premium- und Volumengruppe ersetzt. "Die einzelnen Marken werden eigenständig geführt", sagte ein Unternehmenssprecher. Eine Aufteilung gebe es lediglich in den Automobil- sowie in den Finanzbereich. Dadurch sollten "noch höhere Synergien" erzielt werden.

   Eine mit der Situation vertraute Person erklärte zudem, dass der Konzern künftig auch eine Berichterstattung für die einzelnen Marken vornehmen wird. Dies bedeute, dass auch für die Kernmarke Volkswagen die Ertragslage ausgeführt wird. Dies ist bislang nicht der Fall.

   Der Leiter der Markengruppe VW, Wolfgang Bernhard, verlässt in diesem Zusammenhang das Unternehmen zum 31. Januar "im gegenseitigen Einvernehmen". Nähere Gründe für das Ausscheiden des erst vor zwei Jahren bei VW angetretenen Managers wurden nicht genannt. Es hieß lediglich, die Trennung erfolge "im Zuge der Neuverteilung der Verantwortlichkeiten". Seine Aufgabe als Leiter der Kernmarke VW werde vom neuen Konzern-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn übernommen.

   Bernhard besaß einen bis 2010 laufenden Vertrag. Über die Höhe der Abfindung für den Manager wollte ein Unternehmenssprecher keine Angaben machen. Bereits Anfang November hatte Dow Jones Newswires von mehreren Personen aus dem Umfeld des Unternehmens erfahren, dass Bernhard womöglich keinen Drang verspüre, unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden zu arbeiten.

   Einem VW-Aufsichtsrat zufolge soll auch der Auftritt der Marke VW auf der Detroit Motor Show für Unmut gesorgt haben. "Bernhard hat die Messe zu einem B- Event runtergestuft. Das ist überhaupt nicht gut angekommen", sagte die Person. VW hatte in Detroit keine neuen Modelle oder Concept Cars präsentiert und war mit einem deutlich kleineren Stand als üblich angetreten.

   Bernhard war seit Februar 2005 Vorstandsmitglied bei VW und hatte seit Mai die Aufgabe, die verlustträchtige Kernmarke VW zu sanieren. Die Marke VW hatte er auch aus den roten Zahlen geführt und mehrere neue Modelle initiiert. Ein Großteil der Fahrzeuge soll aber erst ab 2008 neu auf den Markt kommen.

   Neu geschaffen wird dagegen auf Konzernebene das Ressort Forschung und Entwicklung, das Winterkorn den Angaben zufolge in Personalunion führen wird. Jochem Heizmann, der bislang bei Audi die Produktion verantwortet, soll nun als Konzernvorstand die Fertigung leiten. Über einen neuen Vertriebsvorstand sei noch nicht entschieden, diese Funktion soll aber neu im Konzernvorstand aufgehängt werden. Die Verantwortung für Volumen, Umsatz und Ergebnis verbleibe aber vollständig bei den einzelnen Marken. Bernhards Position als Entwicklungsvorstand der Marke VW werde der ebenfalls von Audi kommenden Ulrich Hackenberg übernehmen.

   M.M. Warburg-Analyst Marc-Rene Tonn bezeichnet die Neuordnung als "Rückkehr zur zentralen Unternehmensstruktur". Dies könne auch die erwarteten höheren Synergien bringen. In der Vergangenheit habe sich allerdings auch gezeigt, dass die Hebung solcher Effekte unter den Marken schwierig sein kann. Die Trennung von Bernhard sei dagegen "keine große Überraschung mehr".

   Zudem lehnte der Aufsichtsrat das Angebot der MAN AG zur Scania-Übernahme ab. Eine Zusammenführung beider Unternehmen, bei denen VW jeweils größter Anteilseigner ist, solle auf "freundlichem" Wege erzielt werden. Damit sei der Vorstand beauftragt worden. Volkswagen hat sich bislang stets für einen einvernehmlichen Zusammenschluss der beiden Nutzfahrzeughersteller ausgesprochen. In einem zweiten Schritt will VW das brasilianische Lkw-Geschäft einbringen.

   Mit der Ablehung durch VW ist die bereits zuvor als Hängepartie geltende Übernahme von Scania durch MAN endgültig zu den angebotenen Konditionen geplatzt. MAN bietet rund 10,3 Mrd EUR für den schwedischen Konkurrenten. Scania lehnt dies ebenso wie Großaktionär Investor AB, die 20% an Scania halten, strikt ab. MAN hatte eine Annahmequote von 90% vorausgesetzt. VW hält 34% an MAN.

   MAN erhält das Angebot allerdings aufrecht. "Die Offerte läuft bis zum 31. Januar", sagte ein Sprecher des Unternehmens. "Es war immer unser Ziel, ein freundliches Zusammengehen mit Scania zu erreichen, bei dem 90% der Anteilseigner dem zustimmen."

   Die VW-Aktie ging mit einem Plus von 0,3% auf 82,84 EUR aus dem Handel.

   Webseite: http://www.volkswagen-ag.de

   - Von Michael Brendel, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3115,

   michael.brendel@dowjones.com

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   January 11, 2007 13:15 ET (18:15 GMT)

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