02.10.2014 17:45:32
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UPDATE2: EZB kauft griechische und zypriotische Kreditverbriefungen
--EZB-Rat kauft mindestens zwei Jahre lang ABS (Kreditverbriefungen) und Covered Bonds
--Ankauf griechischer und zypriotischer Papiere unter bestimmten Voraussetzungen
--Draghi: "Universum" aufkaufbarer Papiere bis zu 1 Billion Euro groß
(NEU: Details zu den geplanten Ankaufprogrammen)
Von Hans Bentzien
Die Zentralbanken des Eurosytems werden demnächst Kreditverbriefungen und Covered Bonds aus dem gesamten Währungsgebiet kaufen. Das schließt - wenn auch unter gewissen Sicherheitsvorkehrungen - Papiere aus Griechenland und Zypern ein, wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitteilte. Kritik daran kam postwendend aus Deutschland. An den Finanzmärkten herrschte trotzdem Enttäuschung vor.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach den Worten ihres Präsidenten Mario Draghi wenigstens zwei Jahre lang Covered Bonds und Kreditverbriefungen ankaufen. Bei seiner Pressekonferenz nach den jüngsten geldpolitischen Beratungen in Neapel sagte Draghi, diese Käufe würden einen spürbaren Einfluss auf die EZB haben.
Während der Ankauf von Covered Bonds, darunter deutsche Pfandbriefe, schon zur Monatsmitte beginnen soll, sind die Vorbereitungen für die ABS-Käufe offenbar noch nicht beendet. Für sie fasst die EZB das vierte Quartal ins Auge. Das "Universum" der ankaufbaren Papiere hat nach Angaben von EZB-Präsident Mario Draghi ein Volumen von "bis zu 1 Billion Euro". Dass die EZB tatsächlich soviel kaufen wird, ist aber eher unwahrscheinlich.
"Das war nicht der von den Märkten erhoffte Blankoscheck", sagte Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe. Die ankaufbaren Volumina seien nicht groß genug, das sei letztlich die Nachricht des Tages. Ken Wattret, Volkswirt bei BNP Paribas, äußerte sich enttäuscht darüber, dass die EZB die geplanten Ankaufvolumen der beiden Programme nicht näher beziffert hat. Zumindest bei Covered Bonds hätte das der bisherigen Praxis entsprochen. "Immerhin haben wir heute gelernt, dass die Programme mindestens zwei Jahre laufen sollen - das gibt den Märkten genug Zeit für Neuemissionen", sagte er.
Die Finanzmärkte reagierten deutlich enttäuscht auf Draghis Äußerungen: Der Euro wertete - untypisch für die Pressekonferenzen des Marktlieblings - auf. Bankenwerte und Aktien aus Peripherieländern gaben nach.
Unter den zehn größten Kursverlierern im Euro-Stoxx-50 waren mit UniCredit, Intesa Sanpaolo, Societe Generale, ING, Santander und BBVA sechs Finanzwerte. "So sieht das also aus, wenn Mario Draghi zwar die Erwartungen erfüllt, aber nichts darüber hinaus liefert", sagte ein Händler.
Ökonomen schätzen, dass die EZB über vierjährige Refinanzierungsgeschäfte für Banken und Wertpapierankäufe 700 bis 1.000 Milliarden Euro in das Finanzsystem geben muss, um ihre Bilanz wie von Präsident Draghi beabsichtigt auf die Größe von Anfang 2012 zu bekommen. Diese Aussage bekräftigte der EZB-Präsident. Sie war allerdings nicht Teil seines schriftlichen Statements.
Zudem machte der EZB-Präsident deutlich, dass er eine Bilanzausweitung höchsten als Zwischenziel betrachtet. Worauf es vor allem ankomme, sei ein Anstieg der längerfristigen Inflationserwartungen in Richtung 2 Prozent - und zwar in den nächsten Monaten. Klappt das nicht, will die EZB laut Draghi "andere unkonventionelle Maßnahmen" ergreifen - ein weiterer Hinweis auf Draghis Bereitschaft, Staatsanleihen zu kaufen.
Laut einer gesonderten Mitteilung werden die Zentralbanken der Eurozone - also auch die Deutsche Bundesbank - im vierten Quartal mit dem Ankauf von Kreditverbriefungen (Asset-backed Securities - ABS) beginnen. Dabei wird es sich um "erstrangige" Tranchen solcher Verbriefungen handeln, die die Qualitätsanforderungen der EZB für Repo-Sicherheiten erfüllen, also ein "zweitbestes" Rating von BBB- oder Baa3 oder BBBl haben. Die EZB gab in ihrer Mitteilung gleich den Hinweis, dass sich diese Anforderungen im Laufe der Zeit ändern könnten.
Papiere aus Griechenland und Zypern, für die diese Repo-Sicherheiteregeln derzeit nicht gelten, werden unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls gekauft: Dazu gehört unter anderem, dass ihr "zweitbestes Rating" so hoch ist, wie das in Griechenland und Zypern möglich ist, und dass sie zusätzlich mindestens eine 25-prozentige Kreditverbesserung aufweisen.
Der Präsident des ifo Instituts, Hans-Werner Sinn, sagte dazu: "Auch Griechenland und Zypern wird geholfen, obwohl die Rating-Agenturen die Staaten nicht mehr als investitionswürdig einstufen." Auch wenn die EZB nicht müde werde, das Gegenteil zu behaupten, betreibe sie doch eine fiskalische Rettungspolitik, zu der sie durch die EU-Verträge explizit hätte befugt werden müssen. "Die Mandatsüberschreitung ist offenkundig", befand Sinn.
Kritik kam auch von Gerhard Schick, dem Finanzexperten von Bündnis 90/Die Grünen: "Der von der EZB angekündigte Aufkauf von ABS-Papieren wird keines der Probleme in Europa lösen. Im Gegenteil, erneut könnten Risiken aus dem Bankensektor von der Öffentlichkeit übernommen werden", sagte er.
Am Mittag hatte der EZB-Rat wie erwartet beschlossen, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Der geldpolitische Schlüsselsatz liegt seit September auf einem Rekordtief von 0,05 Prozent und dürfte nicht mehr weiter reduziert werden.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
(Mitarbeit: Benjamin Krieger)
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October 02, 2014 11:15 ET (15:15 GMT)
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